0117 - Schwere Fäuste, leichte Siege
einer Weile.
Phil gab ihm eine und ließ sein Feuerzeug aufschnipsen.
In nervösen Zügen rauchte Randolph, während er nach kurzem Nachdenken immer wieder einen neuen Namen aufs Papier brachte. Innerlich rieb sich Phil die Hände, denn er wusste genau, dass es selten einen Burschen gab, der so ängstlich war und deshalb so bereitwillig seine Aussagen machte wie dieser Randolph. Im Allgemeinen waren Rauschgifthändler aus wesentlich härterem Holz geschnitzt. Randolph war die Ausnahme.
***
Es mochte etwa eine halbe Stunde gedauert haben, bis Randolph den Bleistift aus der Hand legte und Phil mit einem todunglücklichen Blick die Liste zuschob.
»Das sind alle.«
Phil überflog die Liste der Namen. Es waren sieben Männer und vier Frauen, die Randolph aufgeschrieben hatte. Bei acht Leuten stand eine genaue Adresse hinter dem Namen, drei hingegen waren gekennzeichnet mit Sätzen wie »Sitzt jeden Abend in Stoge’s Inn in der 82. Straße«.
»Okay«, wiederholte Phil. »Okay, Randolph. Jetzt werden Sie hier unter diese Liste einen kurzen Text setzen, aus dem hervorgeht, dass alle diese Leute mit Kokain handeln. Außerdem werden Sie hinzufügen, dass Sie diese Aussage freiwillig und ohne Zwang aufgeschrieben haben. Und dann unterschreiben Sie.«
Randolph nickte und machte sich erneut an die Arbeit, wofür er noch einmal eine Zigarette erhielt. Phil rief einen Kollegen aus einem Nebenzimmer und ließ ihn am Schluss als Zeuge das aufgenommene Protokoll mit unterschreiben. Nachdem auch Phil noch seinen Namen unter die Liste gesetzt hatte, ließ er Randolph von einem Beamten aus dem Zellentrakt abholen.
Er selbst ging zu Mister High, der noch in seinem Office saß, obgleich es inzwischen längst Abend geworden war. Aber beim FBI nimmt es niemand mit den Dienststunden genau. Man kann es gar nicht. Hier dauert jeder normale Arbeitstag zehn bis vierzehn Stunden und oft noch mehr.
»Hallo, Phil«, sagte der Chef, als Phil sein Zimmer betrat. »Wissen Sie nicht, wo Jerry steckt? Der Arzt war ganz aufgeregt bei mir und teilte mir mit, dass Jerry verschwunden wäre.«
»Im Schlafanzug?«, fragte Phil verdattert.
»No. Er hat sich seinen Anzug angezogen. Auch die Pistole hat er umgeschnallt.«
Phil schmunzelte.
»Das sieht Jerry ähnlich. No, Chef, tut mit leid. Ich habe keine Ahnung, wo er stecken könnte. Aber er wird schon wieder aufkreuzen. Vielleicht ist er nur in die nächste Kneipe, um etwas zu essen und einen besseren Whisky zu trinken, als unsere Kantine ihn führt.«
Mister High nickte zögernd.
»Das ist eine Möglichkeit«, gab er zu. »Hoffentlich trifft Ihre Vermutung zu. Na, im Augenblick können wir nicht mehr tun, als das zu hoffen. Was haben Sie auf dem Herzen, Phil?«
»Es geht um die Morgan-Sache, Chef«, erläuterte er. »Mabel und Rally Morgan wurden heute Nacht ermordet. Das werden Sie sicher schon aus dem Rundspruch der Stadtpolizei erfahren haben.«
Mister High nickte zustimmend auf Phils fragenden Blick, und Phil fuhr fort: »Mabel Morgan war rauschgiftsüchtig. Kokain. Ich habe ihr Zimmer durchsucht und dabei einen Zettel gefunden, auf dem für heute Abend halb sieben eine Verabredung notiert war. Der Zettel ist ihr mit einer Zigarettenschachtel zugespielt worden. Gott sei Dank war Mabel Morgan so unvorsichtig, die Packung mit dem Zettel einfach in ihren Papierkorb zu werfen, sodass ich den Zettel finden konnte.«
Phil machte eine Pause, legte dem Chef Randolphs Geständnis auf den Tisch und sagte dabei: »Ich ging an den verabredeten Ort und stieß auf Randolph, den wir ja schon zweimal wegen Rauschgiftvergehens vor Gericht gebracht haben. Das ist seine Aussage.«
Mister High überflog sie kurz, dann griff er zum Telefonhörer, wählte einen Hausanschluss und sagte: »Jack, kommen Sie doch bitte mal zu mir!«
Er legte den Hörer wieder auf. Eine knappe Minute später schon betrat Jack Stone, der Einsatzleiter vom Dienst, Mister Highs Dienstzimmer.
»Wie viel Streifenwagen haben wir zur Stunde in Manhattan laufen?«, fragte der Chef.
»Sechsunddreißig.«
»Wie viel können wir davon abziehen für Verhaftungen?«
»Acht ungefähr.«
»Auch elf? Es geht nämlich um genau elf Mann.«
»Dann würde ich schon eher Vorschlägen, wir nehmen fünf Wagen vom Streifendienst und ergänzen sie durch Wagen und Mannschaften vom Bereitschaftsdienst.«
»Gut, ja, wenn Sie das für besser halten, wollen wir es so machen. Besprechen Sie alles Nähere mit Phil.«
»Danke, Chef«, sagte Phil,
Weitere Kostenlose Bücher