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0118 - Der Dämonenwolf

0118 - Der Dämonenwolf

Titel: 0118 - Der Dämonenwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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Soll das immer so weiter gehen? Lange halte ich das nicht mehr aus.«
    Sie war eine große, nicht hübsche aber sehr interessante Frau mit einem kräftigen, knochigen Gesicht und hellen, wachsamen Augen. Ihr Reiz lag in der Willenskraft, die sie ausstrahlte, die jedoch an ihrem ständig übelgelaunten Mann abprallte.
    Clout runzelte die Stirn. »In einer Woche sind die Wechsel fällig. Wenn wir sie nicht bezahlen können, sind wir pleite. Dann müssen wir schließen.«
    »Schließen wir eben«, gab sie ungerührt zurück. »Mir hängt das alles zum Hals heraus. Die Leute bleiben aus, nur Arbeit, kein Geld. Machen wir doch Schluß!« Und mit einem bitteren Lächeln fügte sie hinzu: »Wir könnten wie der Verrückte da draußen durch die Dörfer ziehen und das neue Heil predigen. Dem hören mindestens 50 Leute zu. Frag mich aber nicht, woher die kommen, um sich seine unsinnige Geschichte von dem Wolf anzuhören.«
    Clouts Gesicht hellte sich auf. Seine dunklen Augen begannen zu funkeln. »Wie war das? Sie hören ihm zu? Der Wolf… Marga, der Wolf …!«
    Er schlug mit den Fingern einen hektischen Trommelwirbel auf der Tischplatte. »Natürlich, das ist es! Seit Wochen reden die Leute von nichts anderem mehr als von diesem Wolf. Mal soll er groß wie ein Haus sein, dann wieder Feuer spucken. Das ist unsere Rettung!«
    »Iß dein Frühstück, es wird kalt«, sagte Marga. Sie hatte es sich längst abgewöhnt, auf die Ideen ihres Mannes zu hören.
    »Aber nein, das ist es!« Clout steckte sich eine Zigarette an und blies hastig den Rauch zur Decke. »Ich werde den Wolf fangen, von dem alle Leute sprechen! Ich werde ihn hierherbringen und große Anzeigen in die Zeitungen setzen. Du wirst sehen, unser Park kann sich bald vor Besuchern nicht mehr retten!«
    Marga Hemmings wußte selbst nicht, wieso sie plötzlich vor Angst kaum noch Luft bekam. Sie fühlte, daß ein grauenhaftes Unglück auf sie zukam.
    »Nein, Clout!« rief sie flehend. »Bitte, nicht! Ich ahne, daß etwas passiert! Laß diesen Wolf in Ruhe! Kümmere dich nicht um ihn!«
    Doch ihr Mann war nicht mehr zu bremsen. »Unsinn!« Er sprang auf und stürmte aus der Küche. »Wozu war ich Großwildjäger! So ein Wolf ist für mich eine Kleinigkeit.«
    »Na gut, wie du willst.« Marga richtete sich hoch auf. Ihr herbes Gesicht war leichenblaß. »Ich werde dich begleiten. Diesmal lasse ich dich nicht allein gehen!«
    Clout steckte noch einmal den Kopf in die Küche. Er erschrak, als er seine Frau sah.
    »Du weinst ja!« rief er bestürzt, ging auf sie zu und nahm sie in die Arme. »Darling, was ist denn los? Wegen eines kleinen Wolfs so große Angst?«
    Sie klammerte sich an ihn, als sähe sie ihn jetzt zum letzten Mal.
    »Geh nicht, Clout«, bat sie noch einmal. »Aber wenn du gehst, dann nimm mich mit! Ich muß bei dir sein!«
    Er nickte unbekümmert. »Also gut, dann fahren wir gemeinsam. Du wirst sehen, in wenigen Wochen haben wir uns saniert.«
    Marga schwieg über ihre Todesahnungen. Es hätte ohnedies keinen Sinn gehabt. Clout wollte nicht hören. Das Schicksal mußte seinen Lauf nehmen.
    ***
    »Mein Gott, wer soll mir denn den Schaden bezahlen?« jammerte der Hotelbesitzer, als Suko und ich am nächsten Morgen beim Frühstück saßen. »Die Haustür ist total zerfetzt! Was haben Sie nur damit gemacht, Mr. Sinclair?«
    Ich zeigte ihm meine Fingernägel. »Gar nichts, oder meinen Sie, daß ich damit Ihre Tür zerkratzt habe?« fragte ich grinsend. »Mann, Sie können froh sein, daß Sie und Ihre Angehörigen noch leben. Sie wissen genau, was passiert ist, auch wenn alle so tun, als wäre nichts geschehen.«
    Daraufhin verzog sich der Wirt und überließ uns unseren Cornflakes und den Rühreiern mit Schinken. Wen wir auch an diesem Morgen getroffen hatten, andere Gäste oder das Hotelpersonal oder Leute auf der Straße, alle hatten so getan, als wäre nichts geschehen.
    Es war die Angst vor dem Fenris-Wolf, die ihnen den Mund verschloß.
    Wir hatten die Nachwirkungen des nächtlichen Mißerfolges bereits überwunden, wenigstens körperlich. Mein Kopf war wieder in Ordnung, und Suko konnte seinen Arm ungehindert bewegen. Dafür war unsere Laune gedämpft und grau wie der Himmel über Schottland. Die Wolken trieben so tief über dem Land, als wollten sie die Hügelkuppen polieren.
    »Hallo, John!« Suko erwachte plötzlich aus seiner Lethargie und bekam glänzende Augen. »Sieh dir das an!«
    Ich blickte ebenfalls durch das Fenster des Speisesaals hinaus auf den

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