0118 - Der Dämonenwolf
dem Dämonenwolf.
»Mr. MacCranter?« Ich zeigte ihm meinen Ausweis. »Ich jage die Bestie.«
Mehr brauchte ich nicht zu sagen. Schweigend führte er uns in das Haus.
Seine Frau und die beiden Töchter blickten kaum auf, als wir eintraten.
Das Entsetzen und der Schmerz war tief in ihre ausgemergelten Gesichter eingegraben.
»Mr. Sinclair.« Franklin MacCranter holte schwer Atem. »Fragen Sie! Wenn wir Ihnen helfen können, werden wir es tun!«
»Das bringt uns Pete auch nicht wieder«, murmelte die Frau und schlug die Hände vor das Gesicht. »Wir werden ihn nie wiedersehen! Er ist für uns verloren! Laß es gut sein, Franklin, du machst es nur schlimmer. Oder soll es noch mehr Opfer geben?«
Franklin MacCranter ballte die Fäuste. »Ich will daß diese Bestie verreckt!« schrie er unbeherrscht los. Der kräftige Mann wurde von einem lautlosen Schluchzen geschüttelt. »Ich will, daß diese Bestie vernichtet wird, die meinen Jungen getötet hat!«
Ich wollte soeben eine Frage stellen, als mir das Wort im Hals steckenblieb. Mein Blick war auf den Kamin gefallen.
In diesem Haus diente der offene, aus Feldsteinen gemauerte Kamin nicht zur Zierde, sondern bildete tatsächlich noch den Mittelpunkt des Wohnraums. Sorgfältig waren Scheite aufgeschichtet. Über der Feuerstelle hing ein eiserner Kessel. Aber nicht der Kamin faszinierte mich, sondern der Sims, der sich ringsherum zog. Verschiedene Erinnerungsgegenstände waren in einer peinlich genauen Reihe aufgestellt.
Darunter ein Foto. Der kleine schwarze Trauerflor am Rahmen sagte mir genug. Trotzdem deutete ich auf das Bild.
»Ist das Pete?« fragte ich.
Franklin MacCranter nickte schwerfällig. »Ja, Herr Oberinspektor, das war unser Junge«, sagte er schleppend.
Ich schluckte. Wie sollte ich es den Leuten beibringen?
Der junge Mann auf dem Bild war kein anderer als der fanatische Prediger des Bösen, der Junge mit dem Halstuch, der mich letzte Nacht hatte umbringen wollen.
Sie hatten sich getäuscht, die MacCranters. Sie sollten ihren Jungen noch einmal wiedersehen, aber sie würden wünschen, es wäre nie passiert!
***
»Weißt du was, Suko?« rief Tom Meredith über das Dröhnen der schweren Motoren hinweg. »Du bist eigentlich ein feiner Kumpel! Obwohl du mit einem Bullen zusammenarbeitest.«
Suko grinste unter dem Sturzhelm und hob ihn ein wenig an, damit Tom ihn verstehen konnte. »Wäre genauso, als würde ich sagen, daß du ein feiner Kumpel bist, obwohl du Motorrad fährst«, erwiderte er.
Tom zuckte ein wenig verlegen die Schultern. »Du weißt schon, wie ich das meine. Fahren wir?«
Suko nickte. Er ließ den Motor der Kawasaki – Dellas Maschine – aufröhren, gab vorsichtig Gas und beschleunigte auf dem nassen Asphalt. Die Kawasaki zog weg wie eine Rakete, ohne auch nur im geringsten zu schleudern oder zu bocken. Suko zeigte den Flying Scotsmen, was ein Meister auf zwei Rädern war. Dabei fuhr er stets verhalten und vorsichtig. Als Könner hatte er es nicht nötig, sinnlos zu rasen.
Die Flying Scotsmen verloren trotzdem den Anschluß, so daß er die Maschine auf der Fernstraße drosselte. Tom Meredith holte auf und setzte sich an die Spitze. Er mußte Suko den Weg zu dem Haus der MacCranters zeigen. Beim Überholen hob Tom den hochgereckten Daumen, um Suko seine Anerkennung zu zeigen.
Die Jungs waren wirklich nicht übel, fand der Chinese.
Trotz der schwierigen und durch den Regen glatten Straße hatte er noch Zeit, seine Umgebung genau zu mustern. Ihm fielen die Überreste einer Burg auf, die er bei der Herfahrt gar nicht gesehen hatte. Das war kein Wunder, weil die Ruine fast vollständig eingestürzt und von Unkraut überwuchert war. Suko merkte sich diesen Platz. Dämonen und andere Kreaturen der Hölle hielten sich gern in Ruinen auf. Es lohnte sich bestimmt, dort drüben einmal nachzusehen.
Er wollte sich gleich bei Tom erkundigen, was für eine Ruine das war und wie man dorthin gelangte. Deshalb setzte er zum Überholen an und zog auch an dem Motorrad des Chefs der Flying Scotsmen vorbei.
Die Straße beschrieb eine langgezogene Rechtskurve. Ein Hügel versperrte die Aussicht. Suko ging kein Risiko ein. Er blieb auf seiner Straßenseite, doch als er sich vor Tom Meredith setzte, passierte es.
Suko sah plötzlich auf seiner Seite einen roten Schatten auftauchen, riß das Motorrad herum und schoß im nächsten Moment über den Straßenrand hinaus.
Hinter ihm quietschten und kreischten Bremsen. Suko konnte sich nicht darum
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