0118 - Der Dämonenwolf
fragte ich kopfschüttelnd.
»Nicht, wenn ich den Dämonenwolf aus nächster Nähe gesehen habe«, erwiderte er und blickte an mir vorbei. »Dein Typ wird übrigens verlangt.«
Ich drehte mich um. Della Bride stand am Eingang des Speisesaals und sah sich suchend um. Oder sie hatte uns schon längst entdeckt und genoß nur die Blicke der Männer. Unser Hotel besaß gleichzeitig das einzige Restaurant am Platz. Dementsprechend war es auch gut besucht. Und Della bot einen Anblick, für den es sich lohnte, daß man zweimal hinsah.
Sie hatte sich aus ihrer Lederkluft geschält und trug jetzt einen Jeansanzug. Darin sah sie zwar auch sehr lässig aber gleichzeitig auch verführerisch aus. Die schwarzen Haare hingen ungezügelt auf ihren Schultern. Ihre Lippen waren zu einem leicht spöttischen Lächeln geöffnet, als amüsiere sie sich über die interessierten und eindeutigen Blicke der Leute, die sich sonst über sie als Motorradfan den Mund zerrissen.
Mit energischen und aufreizenden Schritten kam sie an unseren Tisch und setzte sich unaufgefordert.
»Und wie geht es weiter?« fragte sie ohne Einleitung.
»Sie lieben das Unkonventionelle, Della, nicht wahr?« erwiderte ich amüsiert.
»Aber ja, John! Sie sind unkonventionell!«
»Oh, Mann«, murmelte Suko und hatte Mühe, ein breites Grinsen zu unterdrücken. »Oberinspektor müßte man sein.«
»Mir gefällt nicht der Bulle, mir gefällt der Mann«, versetzte Della scharf. Sie hatte Haare auf den Zähnen, so hübsch sie auch war. »Ich möchte wissen, was Sie gegen den Wolf unternehmen werden, John. Oder wollen Sie hier in unserem schönen Kaff auf Ihre Pensionierung warten?«
»Wohl kaum.« Ich starrte auf meinen leeren Teller. »Soll ich ehrlich sein, Della? Wir wissen bisher nur, daß wir es mit Fenris zu tun haben, dem sagenumwobenen Dämonenwolf, der schon in der nordischen Mythologie auftaucht. Und wir wissen, daß er sich einen Helfer besorgt hat.«
»Pete«, ergänzte sie. Ihre Augenbrauen schnellten fragend hoch. »Na und? Ist das alles?«
Ich nickte. »Das ist alles.«
»Sie machen mir Spaß!« Della sprach so laut, daß sich die anderen Gäste nach uns umdrehten. Ich war ihr dankbar, als sie gleich darauf ihre Stimme dämpfte. »Sie müssen etwas tun! Ich bin sicher, daß der Wolf heute nacht wiederkommt! Wollen Sie zusehen, wie er sich neue Opfer sucht?«
»Natürlich nicht«, wehrte ich ab. »Wir überlegten soeben, was wir unternehmen können.«
»Dann überlegen Sie mal«, forderte sie mich auf.
»Sie wollen doch nicht mitmachen?« fragte ich erschrocken. »Das ist viel zu gefährlich.«
»Weil ich eine Frau bin?« fragte sie kampflustig.
»Es ist für alle gleich gefährlich«, erwiderte ich gereizt. Langsam ging sie mir auf die Nerven. »Überlassen Sie es doch uns! Wir sind Spezialisten.«
Della schüttelte hartnäckig den Kopf. »Es war noch nie meine Art, einfach abzuwarten und andere Leute machen zu lassen. Ich habe immer alles selbst in die Hand genommen. Meine Mutter behauptet von mir sogar, daß ich schon bei meiner Geburt recht widerspenstig war. Ich soll angeblich die Hebamme in den Finger gebissen haben, aber das halte ich für ein Gerücht.«
»Wenn ich Sie so ansehe, ist es bestimmt kein Gerücht«, murmelte ich mit einem tiefen Seufzer.
Suko gab mir mit den Augen einen Wink. »Sie können uns helfen, Della«, lenkte er ein. »Ich habe auf der Fahrt zu dem Haus der MacCranters eine Ruine gesehen. Was wissen Sie darüber?«
Ich horchte auf, weil Ruinen für uns schon oft Angelpunkte gewesen waren.
Della winkte abfällig. »Uninteressant«, meinte sie. »Das Ding hat nicht einmal einen Namen. Ist schon seit Jahrhunderten nicht mehr bewohnt. Es stürzte so um die Jahrhundertwende ein. Dort hält sich niemand auf.«
»Wir sehen es uns trotzdem einmal an«, sagte ich und hoffte, sie auf diese Weise endlich loszuwerden. Und selbst wenn sie sich an uns hängte, konnte ihr nicht viel passieren. Fenris und sein Helfer hatten sich bisher auf das Haus der MacCranters konzentriert.
»Ich zeige Ihnen den Weg«, erklärte Della sofort in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.
Wir fügten uns in unser Schicksal.
Nachdem ich mich mit meinen Waffen aus dem Einsatzkoffer versorgt hatte, ließ ich Suko und Della in den Bentley klettern und machte mich auf den Weg. Wir mußten einen weiteren Umweg einschlagen, weil die Ruine nur auf einem schmalen Holperpfad zu erreichen war, der fünf Meilen hinter Rranlin abzweigte.
Auch an
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