0118 - Der Dämonenwolf
diesem Nachmittag regnete es, als sollte Schottland ins Meer gespült werden. Suko und ich hatten unser Ölzeug dabei, und Della borgte ich einen Schirm.
Der Regen peitschte, von einem scharfen Wind getrieben, fast waagrecht durch die Luft, als wir zwischen mannshohen Unkrautstauden hindurchkrochen und den ehemaligen Innenhof der Burg erreichten.
Ein einziger Rundblick genügte, um alles zu sehen. Wir drängten uns in den Windschatten der letzten stehengebliebenen Mauer.
»Prachtvolles Schloß!« rief Suko grinsend. »Wäre das nicht etwas für uns?«
Ich zuckte die Schultern. »Reichlich viel zu renovieren, bevor es bezugsfertig ist!«
Es würde nur mehr wenige Jahrzehnte, vielleicht sogar nur noch Jahre dauern, bis die Natur das menschliche Bauwerk vollständig zum Verschwinden brachte. Schon jetzt konnte ich den Grundriß nur ahnen, weil alles von Schutt und Pflanzen verdeckt wurde.
Doch dann stutzte ich. Am Fuß der gegenüberliegenden Mauer entdeckte ich ein dunkles Loch, groß genug, um einen Erwachsenen durchzulassen. Ich untersuchte es näher, holte eine Taschenlampe aus dem Bentley und leuchtete in die Öffnung.
Suko pfiff durch die Zähne, und ich überlegte blitzschnell. Es war ein schräg in die Tiefe führender Stollen!
»Den sehe ich mir an«, erklärte ich, ließ mich mit den Füßen voran durch die Öffnung gleiten und rutschte abwärts. Schon nach wenigen Sekunden erreichte ich eine Stelle, an der ich aufstehen konnte.
Della und Suko folgten mir. Suko sah meinen Blick zu dem Girl und zuckte die Schultern. Er hatte sie nicht zurückhalten können.
Der Stollen ging in eine Steintreppe über, die ihrerseits in einem Gewölbe endete. Wasser lief die Wände entlang und tropfte von der Decke. Der ehemalige Keller der Burg war vollständig leer und genau wie das ganze Bauwerk verhältnismäßig klein. Hier unten versteckte sich niemand.
Trotzdem machten wir eine sensationelle Entdeckung.
»Nicht näher rangehen!« warnte ich Della, als sie auf einen Torbogen zuschritt, der in die Unendlichkeit zu führen schien.
Zwischen den Säulen erblickten wir tiefste Schwärze, die sogar das Licht meiner Taschenlampe schluckte. Hinter dem Tor gab es absolut nichts.
»Was – was ist das?« fragte Della stockend.
»Ein Dimensionstor«, sagte Suko tonlos.
»Der Zugang zu einer anderen Welt«, ergänzte ich. »Der Welt des Bösen!«
***
Erschrocken wich Della Bride ein paar Schritte zurück. »Welt des Bösen?« fragte sie stockend. »Wie meinen Sie das?«
Ich antwortete nicht sofort. Zuerst mußte ich meine Überraschung überwinden, ein solches Tor in dieser scheinbar so unbedeutenden Ruine vorzufinden. Es war nicht das erste Mal, daß ich ein Dimensionstor sah. Ein eisiger Hauch wehte uns entgegen. Gleichzeitig hatte ich das Gefühl, vor einem bodenlosen Abgrund zu stehen, der eine unbeschreibliche Anziehungskraft ausübte. Besorgt musterte ich meine Begleiter. Ich war stark genug – innerlich stark –, um diesem lautlosen Lockruf zu widerstehen.
Auch Suko schaffte es, obwohl er ein angestrengtes Gesicht machte. Della preßte sich zitternd gegen die Rückwand des Gewölbes. Sie fühlte offenbar sehr deutlich, wie gefährlich dieses Tor war.
»Es gibt jenseitige Welten«, erklärte ich ihr knapp. »Viele sogar. Ich kenne sie nicht alle.« Dabei verzichtete ich darauf, ihr zu erzählen, daß ich schon ›drüben‹ gewesen war. Es spielte für sie keine Rolle. »Hinter diesem Tor lauern unsere Feinde. Sie können zu uns kommen, und wir können das Tor auch zu ihnen durchschreiten. Aber wer das tut, ist verloren.«
Suko räusperte sich vielsagend. »Nun wissen wir, woher der Dämonenwolf gekommen ist, John«, murmelte er. »Er wurde von den höllischen Mächten durch dieses Tor in unsere Welt geschickt. Hier soll er Kraft sammeln, um den Mächten des Bösen bei ihrem Kampf zu helfen.«
Ich nickte. »Wir wissen, woher der Fenris-Wolf gekommen ist, aber nicht, wohin er geht und wie wir ihn vernichten können.«
Wir waren beide innerlich zum Zerreißen angespannt. Jeden Moment konnte es in der schwarzen Toröffnung flimmern und ein Dämon erscheinen, um uns hier unten zu erledigen oder uns auf die andere Seite des Tors zu zerren.
Die andere Seite des Tors…
Nachdenklich starrte ich in die Schwärze der fremden Dimension. Ich war bereits im Reich der Dämonen gewesen und war auch wieder zurückgekommen. Der Dämonenwolf war gegen meine Silberkugeln nicht immun, starb jedoch nicht an ihnen. Und ich
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