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0118 - Der Drachengott von Bali

0118 - Der Drachengott von Bali

Titel: 0118 - Der Drachengott von Bali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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Hand und drückte ihm die eine Hälfte einfach hinein.
    Dann biß er in sein Apfelsinenstück, und plötzlich lächelte der Alte ein wenig.
    Auch er hob die Hand und grub seine zugefeilten Zähne in das saftige Fruchtfleisch.
    Der Eingeborene und Zamorra schlangen ihre Apfelsinenhälften hinunter. Der Alte lächelte auch nachher noch. Er winkte Siri zu sich her.
    Der Dolmetscher kam heran, und der Mann redete in einer ungeheuer vokalreichen Sprache auf ihn ein. Siri nickte ein paarmal.
    »Sie können hierbleiben, Herr«, übersetzte er. »Häuptling Bazoa stellt Ihnen und Ihrer Begleiterin seine Hütte zur Verfügung.«
    Der Bann war gebrochen. Die anderen Männer senkten ihre Speere und steckten ihre Pidas in die Sarongs aus Sackleinen zurück. Auch sie traten heran und bedienten sich aus der Apfelsinenkiste.
    Schlagartig verlor die Szenerie ihre feindselige Atmosphäre. Das erste Gelächter schnatterte auf, und aus den Hütten krochen Frauen und Kinder.
    Sie umringten vor allem Nicole. Zamorras Begleiterin mußte es sich gefallen lassen, daß die Frauen mit ihren Fingern über ihr Gesicht fuhren und dann staunend ihre Fingerkuppen betrachteten.
    Die Frauen kamen nicht dahinter, womit Nicole ihren Teint gefärbt hatte.
    ***
    Gemessen an der Stimmung, mit der Zamorra und Nicole empfangen wurden, entwickelte sich ein sehr fröhlicher Abend.
    Von irgendwoher hatten die Dorfbewohner zwei Stühle gezaubert, und sie kicherten unentwegt, als Zamorra und Nicole sich darauf niederließen. Sie selbst hockten sich auf die Fersen und hatten die Knie fast bis oben an den Wangen. Dazwischen hindurch ragten ihre Arme, mit denen sie ständig gestikulierten.
    Bazoa hatte von Zamorra noch ein Taschenmesser bekommen, und er freute sich wie ein Kind darüber. Unentwegt ließ er die Klinge auf- und zuschnappen, pullte den Korkenzieher heraus, den er wohl nie zweckentsprechend würde einsetzen können und freute sich diebisch über die winzige, ebenfalls eingebaute Nagelfeile, mit der er sofort an seinen Zähnen herumzuraspeln begann.
    Zwischendurch stand er immer wieder auf und klopfte Zamorra freundschaftlich auf die Schultern, redete auf ihn ein, und Siri übersetzte immer wieder dieselben Worte:
    »Wir haben nichts gegen euch. Wir freuen uns, daß ihr gekommen seid. Habt ihr noch mehr Geschenke?«
    Zamorra war trotz allem noch nicht wohl. »Naturburschen« wie der alte Bazoa hatten die fatale Eigenart, die ganze Hand zu nehmen, wenn man ihnen nur den kleinen Finger reichte.
    Vielleicht hielt ihn nur die Gegenwart eines Jeeps, eines Wagens, der ohne vorgespannte Ochsen fuhr, davon ab, das Gefährt zu fleddern. Siri hatte Zamorra gegenüber beiläufig erwähnt, daß dieser Jeep das erste Auto war, das seit zehn Jahren den Weg nach Gitnang gefunden hatte. Und damals waren Soldaten auf diesem Jeep gesessen, und es hatte zwei Verwundete gegeben.
    Doch der wiederholt ausgesprochene Wunsch nach weiteren Geschenken animierte Zamorra dazu, das Trägerproblem ansprechen zu lassen. Er gab Siri die entsprechenden Hinweise.
    Bazoa horchte zwar aufmerksam zu, doch die Geste des Kopf schüttelns war international und in allen Kulturen anzutreffen.
    Bazoa wollte nicht. Er wollte schon gar nicht mehr, als Zamorra ausdolmetschen ließ, wo sein eigentliches Ziel lag.
    »Er sagt«, übersetzte Siri, »daß es nicht gut sei, den Thron der Götter zu besteigen.«
    »Wer hat denn gesagt, daß ich ein Bergsteiger bin? Ich will doch nur zu den Noabiben. Und die paar Fotos, die ich von diesen Orang Abung gesehen habe, sagen mir, daß die Leute hier ganz enge Verwandte sein müssen. Sie sind auch fast Pygmäen.«
    »Aber sie mögen sich nicht«, antwortete Siri prompt. Etwas zu prompt, wie es Zamorra schien. »Die Noabs kommen manchmal herunter und rauben die Scheunen aus.«
    Zamorra hatte in ganz Gitnang noch nicht eine einzige Scheune entdeckt. Er dachte sich seinen Teil.
    Aber Träger brauchte er trotzdem.
    In Gedanken überschlug er, was er mitgebracht hatte, das den Leuten von Gitnang nützlich sein konnte. So nützlich und begehrenswert, daß er dafür ein paar Männer bekam, die ihm die restlichen Kisten durch den Nebelwald schleppten.
    So weit konnte es zu den Noabiben doch gar nicht mehr sein. Die Strecke vor ihnen war steil, führte durch unwegsames Gebiet, und hinter jedem Baum konnte eine Kobra lauern. Doch schon allein aus dem ihm zur Verfügung stehenden Kartenmaterial mußte er entnehmen, daß die Bergstämme nicht weiter als vielleicht

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