0118 - Der Drachengott von Bali
durch eine grüne Hölle. Siri dachte nicht daran, das Tempo zu verlangsamen.
Zamorra arbeitete sich zu ihm vor.
Auch seine Lungen rasselten bereits verdächtig, obwohl er ständig darauf achtete, seinen Körper durchtrainiert und fit zu halten.
Siri wandte sich um, ohne stehenzubleiben.
»Müssen wir denn die ganze Strecke im Dauerlauf hinter uns bringen?« fragte Zamorra zwischen zwei heftigen Atemzügen.
Siri grinste.
»Es ist nicht mehr weit, Herr.«
»Wie weit?«
Der Noabibenabkömmling zuckte bedauernd mit den Schultern und richtete den Lauf des Vorderladers wie unabsichtlich auf Zamorra. Siris Verwandlung in einen Waldmenschen war jetzt komplett. Zamorra erschienen die Narben auf seiner Stirn und den Wangen plötzlich tiefer und breiter geworden zu sein. Aber das war natürlich Unsinn.
Zamorra spürte, daß er nervös wurde, doch Nervosität konnte er sich in seiner Lage nicht erlauben. Er mußte seine Sinne alle beieinander behalten, wenn er sich und Nicole heil aus ihrer prekären Situation bringen wollte.
»Kannst du das nicht in Kilometern oder in Stunden ausdrücken?« fragte Zamorra gereizt.
»Zwei Stunden. Vielleicht auch drei.«
»Oder vier oder fünf«, knurrte Zamorra.
Er gab es auf. Er konnte sich nur auf sein Amulett verlassen.
Siri wandte sich wieder um und ging weiter. Zamorra fiel zurück. Er paßte sich Nicoles Geschwindigkeit an. Auch die Träger zeigten erste Spuren von Entkräftung. Sie waren keine nepalesischen Djerpas. Sie hielten ihre Kisten jetzt mit beiden Händen fest und zogen finstere Mienen.
Vielleicht fragten sie sich, warum sie die Kisten überhaupt so weit schleppen sollten, wenn man sie auch genauso abstellen und später holen konnte. Zamorra hätte jeden Eid darauf geschworen, ihre Blicke richtig gedeutet zu haben.
»Will dieser Verrückte einen neuen Rekord aufstellen?« erkundigte sich Nicole. Siri war schon fast außer Sichtweite, auch wenn der Nebel sich etwas gehoben hatte. Dicke Tropfen platschten von Blatt zu Blatt und erweckten, weil sie so viele waren, den Eindruck, als würde um sie herum ein Feuer prasseln.
»Vermutlich hat er es eilig, uns loszuwerden«, meinte Zamorra lakonisch und griff sich unters Hemd, als wolle er sich an seiner Brust kratzen. In Wirklichkeit jedoch tastete er nur nach seinem Amulett, das ihm die Nähe eines oder mehrerer Dämonen verläßlich anzeigen würde.
Aber noch warnte es ihn nicht. Das bedeutete, daß ihnen bis zum Lager des Bergstamms doch noch einiges bevorstand.
Zamorra schaute auf seine Armbanduhr.
Über drei Stunden waren sie unterwegs, aber das bedeutete nicht viel. Aus der bisher gebrauchten Zeit ließen sich kaum Rückschlüsse darauf ziehen, wie lang die Strecke war, die sie schon hinter sich gebracht hatten. Zamorra mußte sich auf seine Schätzung verlassen, und nach der mußten sie schon zwei Drittel der Strecke hinter sich haben.
Ob er die Noabiben auch allein finden würde?
Siri war ganz aus seinem Blickfeld. Die Träger liefen auf. Sie konnten sich nicht wehren mit ihren Kisten auf den Köpfen. Zamorra traute es sich zu, mit ihnen fertigzuwerden.
Als er die Hände schon zu Fäusten geballt hatte, überlegte er sich nochmals anders.
Es war auch möglich, daß sein Dolmetscher seine Flinte schon auf ihn angelegt hatte und nur darauf wartete, den Abzug durchzuziehen. Zamorra wußte nicht, wie treffsicher der Mischling schloß, und deshalb zog er Nicole weiter.
Sie erreichten eine Hügelkuppe. Der Abstand zu den Trägern wurde wieder größer. Dahinter fiel das Gelände steil ab. Der Boden war hier steiniger, der Pflanzenwuchs dementsprechend spärlicher. Er konnte Siri entdecken.
Der Dolmetscher wartete auf sein Gewehr gestützt, das fast so lang war wie er selbst groß.
Offenbar war es doch noch nicht soweit. Vielleicht wollte Siri die »Arbeit« auch den Noabiben überlassen. Zamorra war fast überzeugt davon, daß eine Abordnung nicht mehr sehr fern war, auch wenn er die Sprache der Trommeln nicht verstanden hatte.
Er vertraute lieber auf die Zauberkräfte seines Amuletts, als sich weiterhin auf Siri zu verlassen. Wenn er sich richtig konzentrierte, würde er den Standort des Dämons auch ohne seinen Führer finden. Den eigentlichen Zweck seiner Expedition, die Magie der Noabiben zu erforschen, konnte er getrost vergessen. Es ging nur mehr darum, seine und Nicoles Haut zu retten und den Dämon zu besiegen.
Den Drachendämon der Noabiben.
Zamorra hatte es schon oft erlebt, daß böse Geister,
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