0118 - Der Robot-Sergeant
dazu, eine Weile bei mir anzuhalten und mir die ganze Geschichte zu erzählen. Er berichtete mir in etwa das, was ich eben wiedergegeben habe.
Natürlich wunderte ich mich darüber, warum ich von der Verfettung verschont geblieben war. Ich konnte mir jedoch keinen Grund denken. Ich schloß lediglich, daß mein Büro ein besonders geschützter Platz sei. Deswegen hielt ich mich dort auf. Um Nahrung brauchte ich mich nicht zu kümmern. Ich fühlte mich ständig satt, jedoch nicht so übersättigt wie die ändern.
Ich wartete also. Mit der Zeit stellte ich fest, daß auch ich zunahm, aber wesentlich langsamer als die ändern. Von meinem Fenster aus konnte ich sehen, wie die Straßen von Stunde zu Stunde leerer wurden. Manchmal war ich verzweifelt. Dann sagte ich mir wieder, daß irgendwann einmal einer kommen müsse, um mir das Rätsel zu erklären. Ich wartete weiter, und schließlich kamen Sie!" Ron dachte nach. „Folgendes", sagte er schließlich, „scheint mir die entscheidende Frage zu sein: Wodurch unterschied sich Ihr Büro von dem anderer Minister?"
Eine Idee hatte sich in seinen Gedanken geformt. Zunächst hielt er sie für lächerlich, aber zum Schluß entschied er, daß man keinen einzigen Gedanken außer acht lassen dürfte, bevor jemand eine Ahnung hatte, worum es sich bei dem unerklärlichen Phänomen im Grunde genommen handelte. War die Luft von Azgola mit einem unsichtbaren, wirksamen Nährstoff erfüllt? Oder war das Ganze ein völlig neuartiger, unerklärlicher Effekt? Hatten die beiden beobachteten Raumschiffe damit zu tun oder nicht?
Gab es Stellen auf Azgola, an denen die „Seuche", wenn man es so nennen wollte, nicht zugeschlagen hatte und die Menschen noch normal waren?
Bladoor fiel es anscheinend nicht schwer, die Frage zu beantworten.
Er erklärte: „Erstens bin ich äußerst lärmempfindlich. Sobald ich nur das geringste fremde Geräusch höre, leidet meine Konzentration. Ich besitze also Vierfachtüren. Zweitens liebe ich frische Luft gegen den Staub bin ich jedoch allergisch. Vor meinem Fenster gibt es also ein Drahtnetz mit äußerst feinen Maschen, in dem der Staub sich fängt. Ansonsten unterscheiden sich natürlich die Möbelstücke in meinem Büro von denen anderer Räume. Aber das, glaube ich, ist nicht ..."
Voller Erregung war Ron aufgesprungen.
„Nein, das ist uninteressant", unterbrach er Bladoor. „Sie haben recht, das Gitter und die Vierfachtür sind der wesentliche Unterschied. Damit haben Sie den Nährstoff abgehalten ...
wenigstens bis zu einem gewissen Grad."
„Nährstoff?" erkundigte sich Bladoor verblüfft.
Ron blieb vor ihm stehen. „Ja! Begreifen Sie denn nicht? Das Zeug muß in der Luft herumschwirren. Weiß der Himmel, was es sein mag. Aber dadurch, daß die Menschen es eingeatmet haben, schwand jegliches Hungergefühl. Sie wurden übersättigt. Sie nahmen unheimlich rasch zu und wurden so fett, daß sie sich nicht mehr bewegen konnten."
Bladoor starrte ihn mit offenem Mund an.
„Ja ... ja ...", stotterte er, „ich verstehe schon. Aber wie soll der Stoff in die Luft gekommen sein? Stellen Sie sich vor, auf Azgola leben mehr als zwei Millionen Menschen. Welch ungeheure Zahl von Tonnen dieses Nährstoffs müßte man in der Luft ausstreuen, um zwei Millionen Menschen dauernd satt zu erhalten?" Ron lächelte.
„Es gibt Methoden", antwortete er, „von denen Sie vielleicht noch nichts gehört haben. Wenn ein solcher Nährstoff existiert, dann ist es für seinen Hersteller gewiß keine Schwierigkeit, die Atmosphäre von Azgola mit einem ausreichenden Vorrat zu impfen." Er schüttelte den Kopf. „Nein", fuhr er fort. „Die Frage ist vielmehr, warum das getan wurde. Ist das eine neue Art eines Angriffs, der einer Invasion von Azgola vorausgeht? Oder steckt ein Grund dahinter, den wir vorläufig noch nicht erraten können? Wenn mir darauf jemand eine Antwort geben könnte, wäre ich ihm ..."
Er wurde unterbrochen. Lofty kam hinter der Säule hervor auf ihn zu.
„Ich weiß nicht", murmelte er besorgt, „es ist nichts Deutliches.
Aber ich meine, ich hätte in einer der Straßen Bewegung gesehen." Ron nickte ihm zu. „Gut, Lofty. Wir machen uns so schnell wie möglich davon. Halten Sie die Augen weiter offen!"
Lofty kehrte auf seinen Posten zurück. Ron wandte sich wieder an den Azgonen. „Glauben Sie, es besteht eine Möglichkeit, ein seetüchtiges Schiff zu finden?"
Bladoor breitete die Hände aus, um zu zeigen, daß er darüber nicht Bescheid
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