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0119 - Königin der Seelenlosen

0119 - Königin der Seelenlosen

Titel: 0119 - Königin der Seelenlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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Tod gefunden hätten, lag ein Geröllbrei aufgeschüttet, von dem ganze Wolken von Staub aufstiegen, die sich noch lange nicht legten. Der Staub fraß sich in die Poren und ließ ihre Augen tränen.
    Der Bergrutsch hatte auch den Spalt wieder zugeschüttet, der ihn verursacht hatte. Nichts war mehr von ihm zu sehen. Nur eine leichte Vertiefung in der Steinhalde kündete noch davon.
    In Zamorras Schläfen pochte es wie ein verrückt gewordenes Metronom. Sein Herz schlug im Tempo des Knatterns eines Geigerzählers, den man nahe an uranhaltiges Erz hält. Schwarze und rote Punkte kreisten vor seinen Augen.
    Er ließ sich einfach zurückfallen, nachdem ihm klargeworden war, daß sie der unmittelbaren Bedrohung entronnen waren. Die gegenüberliegende Hügelkuppe, die jetzt keine mehr war, hatte sich beruhigt. Ab und zu noch ein Nachrutschen von Steinen, doch die konnten das Chaos nicht mehr vergrößern.
    Nicole sank neben ihm nieder. Er hörte ihr Herz im Stakkato klopfen. Bill lag ausgestreckt zwei Meter von ihm entfernt. Selbst in der Dunkelheit sah er fürchterlich aus. Von seiner Khakihose und seinem Hemd war kaum ein Faden heilgeblieben.
    Zamorra gab sich keinen Illusionen hin. Er sah keinen Deut besser aus. Vom rechten Knie aus rann schwarz das Blut die Waden hinab.
    Kurz glaubte er, über der eingeebneten Bergkuppe ein leuchtendes Flirren zu erkennen. Für ein paar Lidschläge lang schälten sich die Umrisse eines in einen Burnus gehüllten Reiters aus dem Qualm über dem Tal mit begrabener Route 7086. Doch er verschwand so plötzlich, wie er gekommen war.
    Zamorra konzentrierte sich darauf, daß sein Atem flacher wurde. Mit Hilfe von autogenem Training gelang ihm das sehr bald. Auch das Pochen in seinen Schläfen und in den Halsschlagadern ließ nach. Die Schweißperlen auf seiner Stirn vertrockneten mit der Staubschicht zu einer Kruste, die man mit dem Fingernagel abheben konnte wie alt gewordenen Nagellack.
    Dann stand er mit schweren Gliedern auf. Die Blutung beachtete er nicht weiter. Die Wunde würde verschorfen. Sie war nicht tief. Nur ein Kratzer.
    Ächzend und keuchend stand er mit hängenden Armen. Bill stöhnte und drehte sich auf den Rücken. Nicole bewegte sich gar nicht. Der Staub senkte sich allmählich.
    Jetzt erst fühlte Zamorra das abflauende Brennen auf seiner Brust. Das Amulett meldete sich, hatte sich vermutlich schon vorher gemeldet, doch im allgemeinen Durcheinander hatte Zamorra nichts davon bemerkt oder das Brennen für Lungenstechen gehalten.
    »Dachte ich’s mir doch«, murmelte er halblaut vor sich hin, ohne zu präzisieren, was genau er damit meinte. Im Moment hätte ihm ohnehin niemand zugehört.
    Nicole war ohnmächtig, ihr Gesicht wächsern bleich. Das Rot auf den Lippen, das sie sich noch vor dem Abendessen aufgelegt hatte, glänzte im Mondlicht schwarz. Die Augen hatte sie geschlossen. Ihre Wangen wirkten eingefallen.
    Vorsichtig bewegte Zamorra zuerst ihre Beine, dann ihre Arme, suchte sie nach Schwellungen ab, die auf einen Bruch hingedeutet hätten. Er seufzte befreit auf, als er nichts fand.
    Dann legte er sein Ohr auf ihre linke Brustseite. Ihr Körper war heiß, doch das Herz schlug, und es schlug unregelmäßig wie nach einem Kreislaufkollaps. Mit einer leichteren Beruhigungsspritze wäre der Schaden auf der Stelle zu beheben gewesen, doch der Erste-Hilfe-Koffer existierte nicht mehr. Nicole würde sich auch so erholen. Sie war hart im Nehmen und hatte das schon oft bewiesen.
    Als Zamorra sich Bill zuwandte, hatte der Freund sich schon halb aufgerichtet. Er war noch nicht ganz da.
    »War das ’ne Stampede oder so was?« fragte er und spuckte das abgebrochene Stück eines Schneidezahns aus. »Ich sehe keine Rinder, verdammt noch mal.«
    Zamorra kniete neben Bill nieder.
    »Ein kleiner Schock«, sagte er. »Nichts weiter. Komm zu dir, Freund. Du wirst noch gebraucht.«
    Bill grinste dünnlippig.
    »Ach, du bist’s. Irgendwann muß ich mir ernsthaft überlegen, ob ich dir meine Freundschaft nicht allmählich aufkündige. Ich werde nicht jünger, und jedesmal, wenn ich dich auf einem deiner Horrortrips begleite, habe ich anschließend das Gefühl, knapp um den Kauf eines Grabsteins herumgekommen zu sein. Also, ein Jungbrunnen ist der Umgang mit dir gerade nicht.«
    Zamorra lächelte erleichtert. Wenn Bill schon wieder seinen Galgenhumor auspackte, konnte es ihn nicht so schwer erwischt haben.
    »Kannst du noch stehen?«
    »Sieh nach, ob meine Beine noch dran sind«, brummte

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