Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0119 - Königin der Seelenlosen

0119 - Königin der Seelenlosen

Titel: 0119 - Königin der Seelenlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
Vom Netzwerk:
geschliffen. Nur einige Mauern ragten noch wie ein schadhaftes Gebiß gegen den klaren Himmel, doch auch sie würden bald zusammenbrechen. Vielleicht schon morgen. Vielleicht aber erst auch in hundert Jahren. Tot war das Land jetzt schon.
    Nicole verteilte Blechschüsseln und den Inhalt der Pfanne. Es gab hartes Fladenbrot dazu.
    Das frugale Mahl verlief schweigend. Nun spürten sie doch die Müdigkeit und die Anstrengungen des Tages in allen ihren Knochen. Bill machte sich anschließend noch nützlich, indem er die Blechschüsseln und die Gabeln mit Sand reinigte, während Zamorra die Schlafsäcke aus dem Kofferraum des Landrover holte und sie rund um das Feuer ausrollte.
    Sie krochen bald hinein, schwitzten, machten sich wieder frei.
    Zamorra fand ebensowenig Schlaf wie Nicole oder Bill. Es war immer noch zu heiß.
    Der Dämonenjäger warf einen Blick auf die Uhr.
    Drei Stunden bis Mitternacht. Drei Stunden bis zur Geisterstunde.
    Er verzog die Lippen zu einem schmalen Grinsen. Wirkliche Dämonen kümmerten sich nicht um die Zeit, und auch nicht alle waren Wesen der Nacht, wie ihnen der Flug nach Tafraoute sehr anschaulich gezeigt hatte.
    Der Bruthitze war es schließlich zu verdanken, daß sie alle drei standen, als es im Berghang gegenüber der Burgruine zu rumoren begann. Zamorra fielen die Zigaretten aus der Hand, die er eben hatte anbieten wollen.
    Der Mond schien hell genug, daß man sehen konnte, wie die Geröllschicht mit einem lauten Krachen und Donnern auseinanderplatzte. Ein Spalt im Gestein rannte hinauf bis zum runden Gipfel, ließ den Hang zerbrechen wie eine Eierschale.
    Gesteinsmassen gerieten tonnenweise in Bewegung. Unter ihren Füßen bebte die Erde, und das in einem Gebirge, in dem es schon seit Jahrmillionen keine Erdbeben mehr gegeben hatte.
    Aus dem Spalt schoß es blutrot hervor. Zamorra packte Nicole unsanft am Arm und zerrte sie mit sich. Auch Bill schaltete schnell. Vom Berg kamen mannshohe Steinbrocken heruntergekullert wie die Murmeln eines Riesen. Sie zermahlten alles zu sprödem Staub, was in ihrer Bahn lag.
    Auch das kleine Camp und der Landrover lagen in ihrer Bahn. Aus dem krachend breiter werdenden Spalt flackerte es hell wie von hundert Fackeln. Schwefelgelbe Dämpfe stiegen hoch.
    Zur Ruine hinauf wand sich ein Serpentinenpfad. Zamorra kümmerte sich nicht um den Weg. Nur aufwärts mußte er. Weg von hier. Aus den Augenwinkeln bekam er mit, daß Bill die Gefahr ähnlich schnell erkannt hatte. Er war nur um die drei bis vier Meter hinter ihm. Nicole riß er selbst mit sich.
    Sie stolperte. Zamorra achtete nicht darauf. Er schleifte sie weiter, auch wenn sie laut schreiend protestierte. Doch Schürfwunden waren eher zu kurieren als ein Sturz hinab in die Hölle, die sich hinter ihnen auftat, oder ein Grab unter einer Schicht von Geröll. Zerfetztes Fleisch neben dem zerfetzten Blech des Autos. Luigi Questone würde sein bestes Stück nie Wiedersehen und eine Menge Scherereien mit zahlungsunwilligen Versicherungen haben, weil in den Policen Erstattung bei einem Eingriff höherer Gewalt nicht abgedeckt waren.
    Und höhere Gewalt - das war es wohl, was hinter diesem Bergsturz steckte.
    Bill überholte Zamorra, der sich mit Nicole abschleppte. Zu zweit bekamen sie sie endlich auf die Beine. Sie nahmen die junge Frau in die Mitte und kamen endlich schneller voran. Es war auch höchste Zeit geworden.
    Sie brauchten sich nicht umzudrehen, als sie ein mörderisches Kreischen und Knirschen, von einem Donnerschlag begleitet, hinter sich hörten: Das Auto, das sie bis hierher gebracht hatte, gab es nicht mehr. Und mit ihm war die gesamte Ausrüstung verschwunden. Ihr Wasser, ihre Lebensmittelvorräte, der Großteil ihrer Kleidung. Alles. Sie hatten nur mehr das, was sie auf der Haut trugen, und das war verdammt wenig.
    Professor Zamorra, Bill Fleming und Nicole Duval waren Schiffbrüchige in diesem Meer aus Steineri und Gebirgen, in diesem Gewirr von Schluchten und Trockentälern.
    Und der Orkan, der sie in diese Lage gebracht, hatte wütete noch.
    Die halbe Flanke des Berges kam herunter, eine alles vernichtende, steinerne Lawine. Wie Granatsplitter schossen ihnen abgesprengte Gesteinsbrocken um die Ohren.
    Als sie auf halber Höhe eine Pause machen mußten, weil ihnen sonst die Lungenflügel zwischen den Zähnen herausgekommen wären, wandten sie sich um.
    Von der früheren Straße war nichts mehr zu sehen. Vom Landrover und von der Lagerstelle schon zweimal nicht. Wo sie um ein Haar den

Weitere Kostenlose Bücher