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0119 - Königin der Seelenlosen

0119 - Königin der Seelenlosen

Titel: 0119 - Königin der Seelenlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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interessiert. Jedenfalls machte er keinerlei Anstalten, Hassan al Jareff einfach stehenzulassen und seinen Rundgang fortzusetzen, wie es seine Pflicht gewesen wäre.
    Er wartete ab.
    »Ein kleiner Schluck gefällig?« fragte der Dolmetscher und zwinkerte vertraulich mit den Augen.
    Der Polizist zögerte.
    Aber hatte nicht auch der Europäer selbst ihnen Alkohol angeboten?
    »Sieht doch keiner«, redete al Jareff drängend auf den jungen Mann ein, der seine schmucke Uniform mit Sicherheit noch kein halbes Jahr lang trug. »Ich habe echten französischen Cognac hier. Ein kleiner Schluck kann niemals schaden. Er regt den Geist an.«
    »Na ja. Ein ganz kleiner Schluck vielleicht.«
    Ein Mann, der in Agadir aufgewachsen war, die Invasion der Touristen von Kindesbeinen an miterlebt hatte, hielt manche Sure des Korans für überholungsbedürftig und nicht mehr zeitgemäß. Auch das strikte Alkoholverbot fiel darunter. Schließlich war es ein offenes Geheimnis, daß die Hofschranzen im Königspalast von abendländischen Genüssen im Überfluß Gebrauch machten und trotzdem hohe Staatsämter bekleideten. Nicht einmal die geistlichen Würdenträger waren da ausgeschlossen.
    Mit der ihm eigenen Gewitztheit erkannte Hassan al Jareff, daß er kurz davor stand, einen glorreichen Sieg über die erlahmende Widerstandskraft des jungen Mannes zu erringen.
    Er hastete ins Zelt zurück und kam sofort darauf mit einer Flasche wieder.
    »Gläser brauchen wir wohl nicht«, meinte er jovial grinsend, brach die Flasche auf, wischte mit dem Ärmel darüber und reichte sie dem Polizisten.
    »Tun Sie sich keinen Zwang an. Die Nacht wird noch kalt, und Cognac wärmt.«
    Der Beamte nahm einen winzigen Schluck, doch al Jareff ermunterte ihn weiterzutrinken. Der Mann ließ sich nicht zweimal bitten. In den Augen eines Mannes aus Agadir zählte ein Bursche wie Hassan al Jareff mehr oder weniger noch zu den Kameltreibern, und so einem durfte man nicht nachstehen.
    »Trés bon«, sagte er, nachdem er die Flasche wieder abgesetzt hatte. »In der Tat. Ein vorzüglicher Tropfen.«
    »Noch mal?«
    »Non, non. Merci. Das war genug. Ich trinke nicht im Dienst.«
    Hassan al Jareff drängte ihn nicht weiter.
    »Sind Sie gut mit Ihrem Kollegen befreundet?« fragte er.
    »Das kann man wohl sagen. Murrai ist ein feiner Kerl.«
    »Denken Sie nicht, er hätte sich auch einen Schluck verdient?«
    Der Polizist überlegte eine Weile. Ihm entfuhr ein Rülpser, und er entschuldigte sich. Er stand bereits unsicher. Alkohol war er sichtlich nicht gewohnt. Er hatte sich nur keine Blöße geben wollen.
    »Sie wollen mir die Flasche überlassen?«
    »Sie würden mich ehren, wenn Sie sie als Geschenk eines ehemaligen Kollegen annähmen. Wirklich. Ich wäre außerordentlich erfreut.«
    Der junge Polizist griente dümmlich.
    »Dann sollte ich Murrai wohl nicht mehr lange warten lassen. Und hier ist bestimmt alles in Ordnung?«
    »In bester Ordnung«, bestätigte Hassan al Jareff. »Mein Wort darauf. Der Tag muß für Sie beide sehr anstrengend gewesen sein. Sie sollten sich noch ein wenig erholen. Ich übernehme gerne Ihren Rundgang.«
    Der Beamte zögerte zwar noch, aber er war nicht mehr nüchtern genug, die Falle zu erkennen.
    »Murrai mag Cognac«, sagte er und lallte schon ein wenig dabei. »Darf ich mich bei Ihnen bedanken?«
    »Keine Ursache, lieber Freund. Keine Ursache. Aber geben Sie Ihrem Freund nicht zuviel von dem Cognac, wenn er ihn nicht gewöhnt ist. Alkohol muß man in Maßen genießen.«
    Der Polizist brummte noch etwas, versuchte, Haltung anzunehmen, doch das mißglückte, und er machte auf dem Absatz kehrt.
    Als er sich zurück auf den Weg zu den Zelten Malders und van Straatens begab, war er nicht mehr ganz sicher auf den Beinen.
    Hassan al Jareff schickte dem jungen Mann ein hämisches Grinsen nach.
    ***
    Wie ein mit funkelnden Diamanten bestickter Samtvorhang hing die Nacht über dem kleinen Camp neben dem Landrover. Über einem kleinen Feuer brutzelten Kochschinken und Rührei in der Pfanne. Nicole stocherte mit einer Gabel darin herum. Sie hatte sich notdürftig gesäubert und fühlte sich nun wieder besser. Außerdem war es etwas kühler geworden, wenngleich noch die sengende Tageshitze im Tal hockte.
    Im sterbenden Licht des Tages hatten Zamorra und Bill Fleming noch den Aufstieg zur Ruine gewagt, aber nichts von Bedeutung erkennen können. Der »Sheregui«, der Wüstenwind, und der Sand, den er mitbrachte, hatten die Hügelkuppe schon fast kahl

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