012 - Das Schloß des Schreckens
Dr. i Papadolous der Täter jeweils nach der Mordtat spurlos verschwunden sein. In Paris durch eine meterdicke Wand, in Athen aus einem verschlossenen Zimmer im zehnten Stock eines Hochhauses. Wir müssen dies ins Reich der Fabel verweisen, verehrte Hörer. — Es bleibt jedoch die Tatsache, dass vier Gelehrte von Weltrang, Kapazitäten auf dem Gebiet der Gehirnforschung, auf mysteriöse Art und Weise ums Leben gekommen sind.« Es folgte eine Kurzfassung der Laufbahn der vier Toten und eine knappe Würdigung ihrer wissenschaftlichen Verdienste. Dann schlossen sich einige Hypothesen des Sprechers an. Die Vermutungen reichten von einer politischen Terrororganisation bis zu einem wissenschaftlichen Komplott oder einer bahnbrechenden Neuerung auf dem Gebiet der Gehirnforschung, die den vier Wissenschaftlern den Tod gebracht haben konnten.
Der Schlusssatz des Kommentators prägte sich Dean Warren tief ein.
»Die Welt steht vor einem Rätsel. Vier hochangesehene Wissenschaftler sind ermordet worden. Irgendwo muss es ein Bindeglied zwischen ihnen geben, eine Tatsache, die bisher noch nicht entdeckt worden ist. — Sobald diese Verbindung zwischen Dr. Scrypzak, Dr. Bissac, Dr. Papadoluos und Professor Scherchow, die nicht nur in der gemeinsamen Teilnahme an wissenschaftlichen Kongressen besteht, gefunden ist, wird das Rätsel der vier Mordfälle gelöst sein.«
Der Kommentator verstummte. Eine weiche Frauenstimme kündigte eine Schlagersendung an. Professor Malveillance schaltete das Radio ab. Ein stummes Gelächter schüttelte seinen buckligen Körper.
»Ich bin dieses Bindeglied«, sagte er. »Diese vier Männer haben mich unmöglich und lächerlich gemacht. Sie nannten mich einen Scharlatan, einen Irren. Und meine Experimente bezeichneten sie als blanken Wahnsinn. — Man hat ihnen geglaubt. Ich wurde aus den Staaten ausgewiesen, musste meine Klinik, meine Labors und Operationsräume in den Boston Bergen aufgeben.
— Nur etwas, eine winzige Kleinigkeit, trennte mich noch von meinem Ziel.« Malveillance sprach wie zu sich selbst. »Ich erkannte, dass ich nur mit den Mitteln der Wissenschaft nie den von mir gewünschten Effekt, die Aktivierung der Fähigkeiten auf der dunklen Seite unseres Gehirns, jener ungenutzten sechzig Prozent, erreichen könne.«
Der Professor ging in dem Operationsraum auf und ab. Im Licht der blanken Neonröhren blitzten die Operationslampen über Dean Warren, der blanke Stahl der chirurgischen Bestecke in den Schränken. Ein kleines Sauerstoffzelt, Herzschrittmacher, Herz-Lungen-Maschine, Narkosegerät und vieles andere gab es in dem weiträumigen Operationssaal. Dean Warren versuchte, seine Fesseln zu lockern, doch er konnte keinen Millimeter Bewegungsfreiheit gewinnen.
»Schwarze Magie musste mir helfen«, fuhr der Professor fort. »Es gibt tausend Erzählungen von Geistern, die durch Wände und verschlossene Türen gehen können und unverwundbar sind. Ihre Fähigkeiten musste ich kennenlernen. Ich studierte die alten Quellen, forschte an vielen Plätzen. Hier, in den unterirdischen Gewölben der alten Maurenfestung, hatte ich Erfolg. Ich stieß auf den Ghul, und ich beschwor ihn mit den alten Zauberformeln. — Dann richtete ich mich hier ein, wobei mir meine Verbindungen zum marokkanischen Hof sehr zustatten kamen, und ging an die Arbeit. Fünf lange Jahre habe ich experimentiert, hatte zahllose Misserfolge und Rückschläge. Doch jetzt bin ich so weit, dass der Ghul für die Zeit, die er die durch meine Operation vorbereiteten Opfer kontrolliert, seine Fähigkeiten auf sie überträgt. In nicht allzu ferner Zeit werden diese Fähigkeiten bei den Geschöpfen des Ghuls selbst erweckt werden. — Das ist mein Ziel. Ich, Professor Malveillance, werde der Herr und Meister dieser Geschöpfe sein. Meine Rache habe ich bereits. Jetzt geht es in die nächste Phase. Mir sind keine Grenzen gesetzt. — Was sagen Sie dazu, Mr. Warren?«
»Sie müssen verrückt sein«, stieß Dean Warren hervor.
Mit einem tierischen Schrei warf sich der Professor über ihn. Seine Fäuste trafen Dean Warrens Gesicht, seinen Körper.
»Ich bin nicht verrückt«, schrie der Professor. »Sagen Sie das nie wieder, Warren!«
Nur langsam beruhigte er sich.
»Ach was«, sagte er schwer atmend, »morgen sind Sie ein Geschöpf Shochor-al-Ghiras wie Glorya Glanton und die fünf Männer, die ich bisher operiert habe. — Wozu soll ich mich über Sie ärgern?«
Er verließ den Operationssaal. Dean Warren blieb im Dunkeln
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