012 - Das Schloß des Schreckens
der mächtigen CCC. Glorya Glanton saß mit unbewegtem Gesicht im Fond des Cadillacs. Bernie Shusters Chauffeur brachte sie zu ihrer Villa in Beverly Hills.
Keine Minute länger hätte es Glorya Glanton bei dem Präsidenten der CCC aushalten können. Ein schrecklicher Hunger plagte sie, die Gier nach einem menschlichen Leben, nach den Energien eines lebendigen Körpers. Doch bevor sie ihren Hunger stillen konnte, musste sie die Anordnungen Professor Malveillances ausführen, die hypnotisch von dem Ghul in ihr Gehirn eingeprägt worden waren.
Die nächsten Stunden waren von hektischer Betriebsamkeit erfüllt. Glorya Glanton entließ zunächst ohne jede Begründung das Personal ihrer Villa, vom Chauffeur bis zum Gärtner. Dann telefonierte sie mit einem Dutzend verschiedener Firmen. Glorya Glanton bestellte eine komplette Laboreinrichtung sowie alles, was zu einem Operationssaal gehörte. Außerdem Maurer und Handwerker, um einen Teil ihrer Villa völlig umzubauen.
Als alles getan war, ließ sie sich erschöpft in den Sessel zurücksinken. Ihr Arbeitszimmer war ein Traum von einem Raum mit hellem Dielenboden, hell gemaserten Holzwänden und einer ebensolchen Decke. Der Schreibtisch bestand aus Glas und Stahl. Der Sessel dahinter war in alle Lagen verstellbar. Er war cremefarben. Ein breites Panoramafenster ließ die letzten Strahlen der sinkenden Sonne herein.
Glorya Glanton war erschöpft, denn sie war die ganze Nacht geflogen und hatte einen hektischen Tag hinter sich.
Doch schlimmer noch als die Erschöpfung war der nagende Hunger. Sie zog ein dunkles Kostüm an. Ihr Gesicht war bleich, und unter normalen Umständen wäre sie zutiefst über ihr Aussehen erschrocken.
Doch jetzt kümmerte es sie nicht. Glorya Glanton holte ihren Mercury aus der Tiefgarage. Sie fuhr durch die Straßen von Beverly Hills. Vor einem Klub hielt sie an.
Im Aztek Club war Glorya Glanton bekannt. Sie zählte zu den Renommiergästen. Der Besitzer kam selbst an ihren Tisch und nahm die Bestellung auf. Glorya Glanton bestellte ein opulentes Mahl, das sie in Hinsicht auf ihre schlanke Linie eigentlich gar nicht hätte bestellen dürfen. Doch sie ließ fast alle Speisen unberührt zurückgehen. Nicht einmal die Austern schmeckten ihr.
Ihr gegenüber, in einer der gemauerten Nischen, saß ein großer blondlockiger Mann. Er sah blendend aus. Er schaute Glorya Glanton direkt an. Sie erwiderte seinen Blick, lächelte.
Der Mann erhob sich, kam an ihren Tisch. Er hieß Dave Denton, wie sie in der nächsten Viertelstunde erfuhr, kam aus Kansas und suchte wie so viele andere die große Chance in der Filmstadt. Vielleicht hatte er etwas mehr Charme als der Durchschnitt, und vielleicht sah er etwas besser aus. Er hatte blaue Augen, strahlendweiße Zähne und ein attraktives Grübchen am Kinn.
Der Hunger in Glorya Glanton wurde fast übermächtig.
»Willst du mit zu mir kommen, Dave?« fragte sie fast brüsk.
Er wurde mitten im Satz unterbrochen. Er stockte, sah sie an. Dann lächelte er sein strahlendes Zahnpasta Lächeln. Well, das war Hollywood. Wer hatte noch nichts von den sexhungrigen Stars und Starlets gehört, die sich irgendwo einen Mann angelten, der ihnen gerade gefiel und den sie haben wollten? Eine gute Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen.
Glorya Glanton zahlte. Sie fuhren mit dem Mercury zu ihrer Villa. Glorya Glanton ließ den Wagen in der Auffahrt stehen. Sie ging vor Dave her ins Haus. Er folgte ihr wie ein Hund dem Knochen.
Im breiten, geräumigen Zimmer mit der Kaminattrappe schloss er sie in die Arme, drängte sie auf die schwarze Wildledercouch. Glorya Glanton überlegte nüchtern, ob er immer so stürmisch war, oder ob er bereits eine Rolle spielte.
Er küsste ihren Mund, ihren Hals, den Ansatz ihrer Brüste. Glorya Glanton blieb kalt wie Eis. Sonst war sie leidenschaftlich und sexversessen, doch an diesem Tage berührte sie nichts-. Selbst als Dave sie nahm, leidenschaftlich ihre festen, herrlich geformten Brüste packte, blieb Glorya Glanton passiv.
Dave gab sich Mühe, sie nicht zu enttäuschen. Erst nach mehr als einer halben Stunde ließ er fürs erste von ihr ab. Er konnte sich die Bemerkung nicht verkneifen: »Für einen Sexstar bist du reichlich kalt, Baby.«
Glorya Glanton betrachtete seinen athletischen Körper. Seine Haut war sonnengebräunt bis auf den schmalen Streifen, den die Badehose bedeckt hatte. Dave war genau die Sorte Mann, die Glorya Glanton sonst bevorzugte. Doch an diesem Abend empfand sie gar
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