012 - Das Schloß des Schreckens

kam mehrmals vor.
    Die Schüsse waren verstummt. Dean Warren nahm all seinen Mut zusammen und betrat die Polizeiwache. Er stand in einem langen, düsteren Flur. Vor einer Tür lag hingestreckt ein Mann in der Uniform der Guardia Civil. Neben ihm kniete ein anderer Mann, die Hände um seinen Hals verkrallt. Er war über den Sterbenden gebeugt, hatte die Lippen auf die seinen gepresst in einem grotesken Todeskuss.
    Dann trat direkt vor Dean Warren ein Mann durch die Wand. Sein helles Hemd war von Einschüssen zerfetzt, doch kein Tropfen Blut trat aus seinem Körper aus. Mit starren Augen und maskenhaftem, unbewegtem Gesicht kam er auf Dean Warren zu.
    Der wollte fliehen. Doch auch hinter ihm stand plötzlich eine der schrecklichen Kreaturen des Professors Malveillance, schlimmer noch anzusehen als die anderen. Im Todeskampf hatte ihr eines der Opfer die Perücke vom Kopf gerissen. Der kahlrasierte, bleiche Schädel mit den dünnen Operationsnarben glänzte im Sonnenlicht.
    Dean Warren stand zwischen den beiden Schreckensgestalten.
    »Diesmal entkommst du mir nicht«, sagte eine unirdische Stimme, die Stimme Shochor-al-Ghiras, des Ghuls.
    Die kalten Hände packten Dean Warren. Mit dem Mut der Verzweiflung wehrte er sich, bäumte sich auf und schlug um sich. Einen der unheimlichen Angreifer stieß er zurück, dass er gegen die Wand fiel. Den anderen traf Dean Warren mit einer schnellen präzisen Schlagserie. Doch er hätte ebenso gut gegen Stein schlagen können.
    Der Gegner zeigte keine Wirkung. Seine Finger krallten sich in Dean Warrens Hals. Wie kaltes Feuer brannten sie an der gleichen Stelle, an der schon die Knochenfinger des Ghuls ihre nie mehr verlöschenden Male hinterlassen hatten. Doch Dean Warren schlug die kalten Todeshände des Gegners weg.
    Er rannte an ihm vorbei, aus der Polizeiwache, zum Hotel. Keuchend stand er vor Elvira Saba.
    »Wir müssen weg, sofort. Irgendwie hat Malveillance erfahren, dass wir in dieser Stadt sind. — Vielleicht konnten seine Kreaturen den Mann abfangen, der uns an der Küste absetzte. Der teuflische Professor hat weitere Kreaturen für den Ghul geschaffen. — Nur die Flucht kann uns retten.«
    Sie verließen das Hotel durch den Hintereingang. Der Hotelbesitzer und die anderen Anwohner der Straße beobachteten die Polizeistation. Dort regte sich nichts mehr.
    Erst eine ganze Weile später fuhr ein Mannschaftswagen der Guardia Civil aus dem Hof. Als die ersten Neugierigen sich in die Polizeiwache wagten, bot sich ihnen ein Bild des Grauens. Sieben Guardia Civiles lagen erwürgt da. Zwei in einer von innen abgeschlossenen Zelle.
    Der Mannschaftswagen wurde zwei Stunden später in der Nähe der Küste leer aufgefunden. Dean Warren und Elvira Saba waren zu diesem Zeitpunkt schon per Anhalter nach Sevilla unterwegs.
    Heiß brannte die kastilische Sonne vom Himmel. Der Mann und das Mädchen hatten kein Auge für die Schönheit der Natur. Sie dachten nur an Miguel Salvador, ihre letzte Hoffnung im Kampf gegen Professor Malveillance und seine dämonischen Kreaturen.
    ***
    Nach Frankie DeWitts Ermordung war mit Glorya Glanton nicht mehr vernünftig zu reden. Sie weigerte sich, an den Dreharbeiten teilzunehmen. Hal B. Wyman stellte sie zur Rede.
    »Wie stellen Sie sich das vor, Glorya? Schlimm genug, dass Frankie so enden musste. Es wird schwer sein, für ihn Ersatz zu bekommen. Sämtliche Szenen, die mit ihm gedreht worden sind, können wir wegwerfen. — Wenn Sie jetzt nicht bei der Stange bleiben, ist der Film gestorben.«
    Glorya Glanton war bleich. Ruhig und gefasst sah sie den weißhaarigen Regisseur an. Sie sprachen im Wohnraum von Glorya Glantons Hütte im Filmdorf miteinander.
    »Ich bin krank, Hal«, sagte die blonde Schauspielerin. »Seit diesem Sturz von der Felsenklippe bin ich nicht mehr ... Ach, welchen Zweck hat es, es Ihnen erklären zu wollen. Sie würden es niemals verstehen. — Hal, ich kann diesen Film nicht machen. Ich fliege zurück in die Staaten. Ruhe, das ist alles, was ich brauche.«
    Hal B. Wyman presste die Lippen aufeinander.
    »Sie haben hier einen der besten Gehirnspezialisten, Glorya. Dr. Manning Roxley. Auch dieser Professor Malveillance steht Ihnen zur Verfügung. — Vergessen Sie nicht, dass Sie einen Kontrakt mit der CCC Gesellschaft haben. Wenn Sie ihn brechen, ist die Konventionalstrafe noch das geringste Übel. — Bernie Shuster hat eine Menge Einfluss in der Filmbranche. Sie werden nirgendwo mehr eine Rolle kriegen. Dann waren Sie mal die