012 - Das Schloß des Schreckens
Monroe der siebziger Jahre.«
»Bernie Shuster ist ein perverses, fettes altes Schwein«, stieß die schöne Glorya Glanton hervor. »Es gibt eine Menge Ungeziefer in diesem Misthaufen Hollywood, doch Bernie Shuster ist das größte darunter. »
Wider Willen musste Hal B. Wyman grinsen, denn in diesem Fall deckte sich Glorya Glantons Ansicht völlig mit der seinen. Auch er hielt wenig von dem obersten Chef der CCC.
»Wenn dieser Film passé ist, sind Sie auch passé, Glorya«, sagte der Regisseur. »Nehmen Sie morgen die Dreharbeiten wieder auf, oder lassen Sie wenigstens Dr. Roxley zu sich, damit er Sie untersuchen kann. Und unterlassen Sie diese nächtlichen Ausflüge.«
Hal B. Wyman ging. Glorya Glanton reiste noch am selben Tag ab. Eine geheimnisvolle Macht trieb sie dazu. Der Film, vorher der Angelpunkt ihres Daseins, interessierte sie nicht mehr. Glorya Glanton nahm die nächste Maschine nach New York. Vom Kennedy Airport flog sie sofort weiter zur Westküste nach Los Angeles.
Ein Vertreter der Filmgesellschaft erwartete sie am Flughafen. »Bernie Shuster will mit Ihnen sprechen«, sagte er, »wenn Sie nicht kommen, hängt er Ihnen den größten Schadensersatzprozeß an den Hals, den die Filmgeschichte je gesehen hat.«
Vor dem Flughafen wartete ein schneeweißer Cadillac mit den Initialen der Filmgesellschaft — CCC — auf Glorya Glanton. Ein livrierter Chauffeur steuerte den Wagen durch das brausende Verkehrsgewühl. Die Sonne schien. In Los Angeles hatte immer die Sonne geschienen, wenn Glorya Glanton von irgendwoher zurückgekommen war.
Der Cadillac führ den vierspurigen Boulevard an der Küste entlang. Glorya Glantons Augen schweiften über die Grünflächen mit den zahlreichen Palmen und Obstbäumen. Bernie Shuster bewohnte eine luxuriöse weiße Villa in einem Prominentenvorort.
Der Cadillac glitt durch das schmiedeeiserne Tor und fuhr durch den Park, der Bernie Shusters Villa umgab. Der junge Mann, der während der ganzen Fahrt schweigend und mit ernstem Gesicht neben Glorya Glanton gesessen hatte, führte sie ins Haus.
Bernie Shuster wartete bereits in seinem Arbeitszimmer. Er war klein, untersetzt, massig und massiv. Seine schwarzen Augen waren hart wie Jettstein. Er hatte dünnes graues Haar und einen sorgfältig gestutzten eisengrauen Bart. Breitbeinig stand er in dem hellen, prächtig eingerichteten Arbeitszimmer mit dem antiken Schreibtisch. Der Teppich war dick und weich wie ein Rasen.
»Reden Sie, Glorya«, sagte Bernie Shuster. »Weshalb haben Sie die Dreharbeiten abgebrochen?«
Die schöne junge Frau betrachtete den sechzigjährigen Mann wie ein giftiges Insekt. Bernie Shusters maßgeschneiderte Hosen und Hemden, die Arbeit des Friseurs und des Masseurs, nichts konnte darüber hinwegtäuschen, dass der mächtige Präsident der CCC alt wurde.
»Ich bin krank«, sagte Glorya Glanton. »Ich hatte einen schweren Unfall und musste mich einer Schädeloperation unterziehen. Jetzt brauche ich Ruhe. — Ich kann diesen Film nicht machen, Bernie.«
Bernie Shusters schwarze Augen wurden zu schmalen Schlitzen.
»Hal B. Wyman sagte mir am Telefon, Sie hätten sich verändert, seien nicht mehr Sie selbst, Glorya. Fast glaube ich ihm. Sie sind mit mir ins Bett gegangen und haben eine Menge anderer Dinge getan, um diese Rolle zu kriegen. Jetzt spielen Sie sie auch. — Morgen gehen Sie in die Klinik und lassen sich gründlich untersuchen. Wenn die Ärzte ihr Okay geben, fliegen Sie nach Tanger zurück. Verstanden?«
»Du mieser kleiner Bastard«, sagte die schöne Glorya Glanton zu dem Präsidenten ihrer Filmgesellschaft. »Du hast ja keine Ahnung, was eigentlich vorgeht. Du und deine Filmgesellschaft sind für mich so unwichtig wie der Dreck unter deinen Nägeln.«
Sie fügte eine obszöne Aufforderung hinzu. Dann drehte sie sich um und ging hinaus. Bernie Shuster sah ihr fassungslos nach. Als er sich wieder etwas gefasst hatte, klingelte er nach seinem Sekretär.
»Das Weibsbild bekommt in Hollywood keinen Fuß mehr auf den Boden«, schrie er. »Die mache ich fertig! Dieses miese Flittchen wird nicht einmal mehr eine Statistenrolle erhalten. — DeWitt ist tot, und die Glanton lässt uns aufsitzen. Damit ist dieser verdammte Piratenfilm erledigt. — Aber das wird die Glanton büßen!«
Bernie Shuster war kein Mann leerer Worte. Mit äußerster Härte hatte er in der Filmbranche seinen Weg gemacht, vom bis über beide Ohren verschuldeten Besitzer eines Groschenkinos bis zum Präsidenten
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