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012 - Die Sekte des Lichts

012 - Die Sekte des Lichts

Titel: 012 - Die Sekte des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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ein. Wulf lief neben ihm.
    »Ihr habt Recht«, sagte er. »Auch die Coelleni werden nach ihm suchen.« Das Auftauchen des Stahlvogels hatte ihn aufgewühlt. Mehr noch als seine Streiter. Anders als sie wusste er, dass es keine Götter gab, die der Erde in eisernen Vögeln Besuche abstatteten. »Er ist auf der Zoobrück niedergegangen.« Wenn es so war, wie er vermutete - wenn die Coelleni tatsächlich den Landeplatz dieser Flugmaschine suchten, dann wäre die Stadt jetzt so gut wie unbewacht. Er könnte seine Streiter hineinführen und in den Schwarzen Dom eindringen. Er könnte das Geheimnis der Scheußlichen Drei lüften!
    Der Augenblick war günstig. Das Ziel, das er seit vielen Jahren anstrebte, nahe. Aber auch ihn hatte die Neugier gepackt. In der Flugmaschine saßen keine Götter. Menschen steuerten sie. Rulfan zweifelte nicht einen Augenblick daran. Was waren das für Menschen? Wo kamen sie her? Er hatte gehört, dass die Alten sich in Flugmaschinen fortbewegt hatten. Wie würde es den Menschen ergehen, wenn sie der Bruderschaft in die Hände fielen?
    Er blieb stehen. Seine Streiter blickten ihn fragend an. »Wir gehen zuerst zur Brücke«, sagte er. Niemand widersprach.
    Sie nahmen eine Route am Großen Fluss entlang. Trotzdem kamen sie nicht so schnell voran wie erhofft, denn sie durften sich nicht offen am Ufer zeigen, mussten sich durch unwegsamen Urwald kämpfen. Die Coelleni, die wahrscheinlich mit Booten übersetzen würden, hätten sie sonst entdeckt.
    Kurz bevor sie die Trasse erreichten, hören sie bereits, dass sie zu spät kamen. Kampfgeschrei von Coelleni-Soldaten klang zu ihnen herüber, donnernde Geräusche hallten über die Baumwipfel. Geräusche, wie Rulfans Shotgun sie verursachte. Wahrscheinlich hatte eine Patrouille den Stahlvogel entdeckt und angegriffen!
    Sie näherten sich dem Schwebenden Pfad. Auf gewaltigen Säulen stehend ragte er hoch über ihren Köpfen auf. Den Stahlvogel konnten sie von hier aus nicht sehen - wohl aber die Coelleni-Soldaten. Es waren mehr als dreißig Kämpfer. Etwa einen Speerwurf entfernt schossen sie Pfeile und Wurfspieße ab.
    Zwischen der Uferbewaldung blitzte es auf. Jemand lag dort in Deckung, der eine Art Shotgun benutzte.
    Rulfan sah Flöße vom Fluss her kommen.
    Erst dachte er, es wären weitere Coelleni, doch dann erkannte er eine Horde Dysdoorer darauf. Speere über die Schultern gewuchtet und Äxte schwingend sprangen sie ins flache Wasser und stürmten dem Ufer entgegen. Unerschrocken in ihrer Dummheit, griffen sie tatsächlich die gut gedeckte Coelleni-Patrouille an!
    Rulfan und seine Streiter blieben stehen.
    »Was tun wir jetzt?«, wollte Honnes wissen.
    So gerne Rulfan das Ende des Kampfes abgewartet hätte, um seine eigenen Leute zu schonen - er wollte seine Verbündeten nicht im Stich lassen. Und vor allem nicht die Menschen, die sich plötzlich zwischen den Fronten befanden.
    »Wir greifen an!« befahl er heiser.
    ***
    Köln, 3. September 2010
    Grelles Licht fiel auf Hochaltar, Dreikönigsschrein und Chorgestühl. Kardinal Josef hatte einen Scheinwerfer aufstellen lassen. Dunkle Nacht herrschte hinter den gotischen Fenstern des Chorraums. Die Aktion ließ sich unmöglich am helllichten Tag durchführen. Der Kardinal konnte keine Zeugen gebrauchen.
    Er trat hinter das Stativ mit der Videokamera. Ein prüfender Blick durch das Okular- der Schrein stand im Zentrum des Aufnahmebereichs. »Fangt an«, sagte Kardinal Josef. Seine Stimme hallte dumpf aus dem Halbdunkel des Kirchenschiffes zurück. Er drückte den Aufnahmeknopf.
    Der Kardinal wusste, dass es einem kirchenpolitschen Selbstmordversuch glich, die Reliquien aus dem Dom zu schaffen. Und diesen Diebstahl auch noch zu filmen - denn genau das war es juristisch: ein Diebstahl - konnte sich irgendwann als tödlicher Bumerang erweisen. Dann nämlich, wenn Josefs Plan an die Öffentlichkeit dringen würde, bevor das geheime Projekt erfolgreich beendet war.
    Doch der Kardinal war überzeugt davon, mit der Verlegung der Reliquien den ersten Schritt einer historischen Heldentat zu tun. Irgendwann würden die Geschichtsbücher ihm einen Ehrenplatz zuweisen. Irgendwann würde die Kirche reif genug sein, seinen Gehorsam gegenüber einer göttlichen Vision zu würdigen. Und dann würde dieses Filmdokument nicht mit Gold aufzuwiegen sein…
    Die beiden jungen Dominikaner, die Josef eingeweiht hatte, begannen die Glasvitrine zu öffnen, in der der Schrein ausgestellt war. Der vierte Mann im nächtlichen

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