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012 - Die weiße Wölfin

012 - Die weiße Wölfin

Titel: 012 - Die weiße Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Boot zu verlassen. Der Kanal war gut ausgebaut. Links und rechts ragten Betonwände mehr als fünf Meter hoch. Ich ruderte an die linke Seite heran. Etwa alle zweihundert Meter führten eiserne Sprossen in die Höhe. Der Kiel des Bootes scharrte über die Mauer. Ich zog das linke Ruder ins Boot und ließ mich weitertreiben. Als ich vor mir die nächsten Sprossen sah, ließ ich das rechte Ruder los und packte im Vorbeifahren eine der Sprossen. Ich wurde fast aus dem Boot gerissen.
    »Halt dich fest, Don!« keuchte ich und neigte mich zur Seite.
    Das Boot fing stärker zu schaukeln an, doch meine rechte Hand hatte eine Sprosse umklammert. Ich hielt mich fest und griff nach der nächsten Sprosse, dann noch eine höher. Schließlich schwang ich mich aus dem Boot, krümmte den Rücken und drückte ein Bein gegen eine Sprosse. Ich rutschte aus, und mein linkes Bein baumelte ins Wasser, doch ich hatte es geschafft. Das Boot trieb langsam weiter.
    Rasch stieg ich die Sprossen hoch. Chapman hatte sich an meiner Jacke festgekrallt. Kurz bevor ich die Böschung erreichte, blieb ich stehen. Kein verdächtiges Geräusch war zu hören. Ich wartete eine Minute, kroch dann weiter und blieb oben auf dem Bauch liegen. Vor mir lag eine große Wiese, die von einigen Bäumen eingesäumt wurde. Ich blieb fast fünf Minuten lang liegen, bevor ich mich aufrichtete und auf eine Baumgruppe zulief. Chapman hielt ich im Arm.
    Die Gegend war mir völlig unbekannt. Ich drückte mich in die Schatten der Bäume und bewegte mich möglichst geräuschlos. Als ich Stimmen hörte, versteckte ich mich hinter einem umgestürzten Baumriesen. Ich zog die Pistole und entsicherte sie.
    »Jetzt sind wir aber weit genug von der Straße entfernt, Judy«, vernahm ich eine helle Jungenstimme.
    »Noch ein Stück!« bat das Mädchen.
    Ich grinste. Ein Liebespaar, das eine Stelle suchte, wo es ungestört war. Ich steckte die Pistole wieder ein.
    »Hier ist es gut«, sagte der Junge.
    Er konnte kaum zwanzig Schritte von mir entfernt sein. Undeutlich erkannte ich die Silhouette des Paares. Der Junge breitete eine Decke aus, dann sah ich sie nicht mehr. Ich stand auf, kletterte vorsichtig über den Baumstamm und schlich leise weiter. Nach fünf Minuten lag eine hellerleuchtete breite Straße vor mir.
    »Das sollte die Manor Road sein«, sagte Chapman.
    Es war warm. Ich schlüpfte aus der Jacke.
    »Versteck dich in der rechten Innentasche!« sagte ich zu Chapman.
    Don gehorchte, und ich legte die Jacke über meinen rechten Arm.
    Ich erreichte die Straße und blieb stehen. Weit und breit war kein Polizeiauto zu sehen. Ich wandte mich nach Süden und ging langsam die Straße entlang. Wie üblich, wenn man ein Taxi dringend benötigte, kam keines vorbei. Die ersten Häuser tauchten auf. Alte schäbige Mietskasernen. Einige einfach gekleidete Männer kamen mir entgegen.
    Kurz bevor ich die Great West Road erreichte, sah ich einen Bobby stehen, der mir den Rücken zukehrte. Unwillkürlich verlangsamte ich meine Schritte und trat rasch in einen Pub. Stickige Luft schlug mir entgegen, und es roch nach saurem Bier. Das Publikum setzte sich hauptsächlich aus einfachen Arbeitern zusammen. Ich drängte mich zur Bar vor und bestellte eine Flasche Bier. Der Barkeeper, ein unglaublich dünner Kerl mit einem häßlichen quadratischen Schädel, knallte die Flasche vor mich hin und stellte ein wenig sauberes Glas daneben. Kein Mensch zollte mir Beachtung. Ich schenkte das Glas voll und trank es auf einen Zug leer. Hunger hatte ich auch, aber die Sandwiches sahen so wenig einladend aus, daß ich darauf verzichtete, eines zu bestellen.
    »Noch ein Bier!«
    Ich trank rasch aus und zahlte. Die Gespräche der Männer, die um mich herum standen, drehten sich hauptsächlich um Fußball, Pferderennen und Politik. Ich blieb etwas über zehn Minuten in dem Pub, dann ging ich. Der Bobby war verschwunden. Ich wartete etwa fünf Minuten, bis ich endlich ein leeres Taxi sah. Es blieb auf mein Winken hin stehen. Ich stieg ein und lehnte mich bequem zurück.
    »Wohin, Sir?« fragte der Fahrer.
    Meine Wohnung konnte ich nicht gut angeben und die Jugendstilvilla in der Baring Road auch nicht. Ich konnte mich nur in einem Hotel einquartieren oder in einer Pension.
    »Fahren Sie mich nach Highgate!« sagte ich. »Ecke East Finchley Road und Fortis Green Road.«
    Der Fahrer nickte und fuhr los. Ich steckte mir eine Zigarette an, legte die Jacke neben mich auf den Sitz und setzte mich so, daß mich der Mann

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