Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0120 - Die Stunde der Vampire

0120 - Die Stunde der Vampire

Titel: 0120 - Die Stunde der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
Vom Netzwerk:
bekam er Magenschmerzen. Und außerdem kam er sich als ernsthafter Wissenschaftler - sein Fachgebiet war Kulturgeschichte - auch ein bißchen deplaziert in solchen Lokalen vor, die ja doch vorwiegend von jüngeren Leuten frequentiert wurden. Immerhin war er schon Anfang dreißig.
    Im Urlaub jedoch war manches anders. Er hatte gehört, daß es in Cypress Springs eine sehr nette Diskothek gab, in der sich auch ein Mann wie er wohl fühlen konnte. Der Tip erwies sich als goldrichtig. Er lernte ein Mädchen kennen, das es durchaus wert war, sich dem dreistündigen Martyrium von Donna-Summer-Musik auszusetzen.
    Sie hieß Sandra, genannt Sandy, und war die Tochter eines Professorenehepaars, mit dem sie im gleichen Hotel abgestiegen war wie Bill auch. Bill fragte sich, wieso er sie im Hotel bisher übersehen hatte. Ein Mädchen wie Sandy konnte man eigentlich gar nicht übersehen. Sie war blond und ungemein hübsch. Und ihre Figur konnte man nur als umwerfend bezeichnen. Bill, der nicht zu den Kostverächtern gehörte, war begeistert.
    Nach drei Stunden ging auch ihr der Disco-Sound auf den Geist.
    »Was halten Sie von einem Stellungswechsel, Sandy?« fragte Bill sie sofort.
    Sandy blickte auf ihre Armbanduhr und machte ein bedenkliches Gesicht. »Schon elf durch. Jetzt noch woanders hin? Meine Eltern werden sich Sorgen machen.«
    Bill Fleming schaltete schnell. Im Grunde genommen hatte er selbst keine Lust, noch ein anderes Lokal aufzusuchen. Er hatte da eine viel bessere Idee.
    »Okay«, sagte er, »gehen wir zum Hotel zurück. Vielleicht noch einen kleinen Drink an der Bar?«
    »Gerne, Bill.«
    Draußen vor der Diskothek wollte Sandy einem Taxi winken. Aber das war keineswegs in Bills Sinn.
    »Ich mache Ihnen einen anderen Vorschlag, Sandy. Wir gehen zu Fuß. Das Meer ist nur ein paar hundert Yards von hier entfernt. Und dann brauchen wir nur am Strand entlangzugehen, und schon sind wir da.«
    Das Mädchen war einverstanden.
    Bill hatte nicht gelogen. Der Strand war wirklich nur ein paar Minuten von der Diskothek entfernt. Die Häuser von Cypress Springs blieben zurück, wichen dem weißen Strand der Ostküste Floridas. Ein satter, voller Mond stand am Himmel und tauchte die Palmen im Hintergrund in milchiges Licht. Ein sanfter, lauer Wind wehte, und die Brandung rauschte leise.
    »Romantisch, nicht wahr?« flüsterte Bill und legte wie von ungefähr seinen rechten Arm um die Schultern des Mädchens.
    Sandy ließ es geschehen, wehrte ihn nicht ab.
    »Ja, sehr romantisch«, hauchte sie.
    Ein leichtes Zittern ging durch ihren Körper, an dem sicher nicht allein der Wind schuld war.
    Die Berührung von Sandys nacktem Oberarm elektrisierte Bill förmlich. Ihre Haut war wie Samt und brachte seine Nervenenden zum Vibrieren. Er zog sie näher an sich, und wieder hatte sie nichts dagegen.
    Mit langsamen Schritten gingen sie am Strand entlang. Der Sand knirschte leise unter ihren Füßen. Vom Palm-Bay-Hotel war noch nichts zu sehen, da es hinter einem Palmenhain verborgen lag. Weit und breit war kein Mensch. Bill war das sehr recht. Sandy genügte ihm vollauf.
    Er drückte sie noch etwas näher an sich und blieb dann stehen.
    »Sandy…«
    »Bill…«
    Er küßte sie. Und sie erwiderte seinen Kuß. Bill durchlief es heiß und kalt. Irgendein Idiot hatte mal behauptet, Blondinen seien kühl. Kein Sterbenswörtchen davon stimmte. Dieses Mädchen war wie ein Vulkan.
    Bill schloß die Augen, versenkte sich ganz in das Meer seiner Gefühle, in dem er beinahe unterzugehen drohte. Schwer atmend löste er sich schließlich wieder von Sandy und öffnete die Augen.
    »Mein Gott, Baby, du…«
    Bill sprach nicht weiter. Sein Blick war auf eine Erscheinung gefallen, die ihn stutzen ließ.
    »Bill, was ist los?« erkundigte sich Sandy mit einem melodischen Auflachen. »Hast du einen Pickel in meinem Gesicht entdeckt?«
    »Nein…« Bill deutete mit dem Zeigefinger in die Richtung, in der das Hotel lag. »Sieh dir das mal an!«
    Das Mädchen drehte den Kopf, stieß dann einen Laut der Verblüffung aus.
    »Lieber Himmel, was ist das?«
    Das hätte Bill auch gerne gewußt. In einer Entfernung von etwa dreihundert oder vierhundert Yards tanzte ein seltsames Licht auf und ab. Man hätte es für ein Feuer halten können, wenn es nicht silbern gewesen wäre.
    Sandy klammerte sich an ihn. »Bill, irgendwie ist das… unheimlich!«
    »Keine Bange«, beruhigte er sie, »ich bin ja bei dir.«
    Aber so selbstsicher, wie diese Worte klangen, fühlte er

Weitere Kostenlose Bücher