Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0120 - Die Stunde der Vampire

0120 - Die Stunde der Vampire

Titel: 0120 - Die Stunde der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
Vom Netzwerk:
auch von den Alptraumkreaturen ausging.
    Die Menschen standen starr, wie gebannt von dem Anblick der unheimlichen Gesellen aus einer anderen Welt. Zuerst schrie nicht einmal jemand. Nur eine Frau, etwas älter schon, stöhnte tief auf und fiel in Ohnmacht.
    Eine, zwei lange Sekunden starrten sich Menschen und Unmenschen an, so als hätten sie eine schweigende Übereinkunft getroffen. Dann zersplitterte die unwirkliche, scheinbare Ruhe wie brüchiges Glas.
    Die Unholde griffen an…
    Ungeheuer schnell setzten sie sich in Bewegung, stürmten auf die Gefangenen los. Hände wie eiserne Klauen krallten sich in Kleider, Pullover und Jacken, umschlangen Arme und Körper. Fäuste und Füße wirbelten, trafen verstörte Opfer, streckten sie zu Boden.
    Aber nicht alle Menschen ließen sich tatenlos von den Angreifern überwältigen.
    »Wehrt euch!« schrie jemand. »Diese jämmerlichen Bohnenstangen werden wir…«
    Die Stimme des Rufers wurde zu einem Röcheln, als ihn einer der Unholde packte. Aber die Stimme war nicht ungehört geblieben, hatte den Funken des Widerstands gezündet.
    Die Menschen wehrten sich, wehrten sich mit Händen und Füßen. Laute Schreie gellten durch die Höhle - Kampfschreie, Anfeuerungsschreie.
    Auch die Unholde gaben Töne von sich. Sie hörten sich an wie das Knurren und Schnarren räudiger Hunde, wild, ungezügelt und bestialisch.
    Sehr schnell stellte sich heraus, daß die Menschen auf verlorenem Posten standen. Wenn es auf den ersten Blick auch nicht so aussah, so waren sie den unheimlichen Angreifern doch hoffnungslos unterlegen. Die Unholde hatten übernatürliche Kräfte, schienen von der Macht des Höllenfeuers beseelt. Der Widerstand der Angegriffenen brach so rasch wieder zusammen, wie er aufgeflackert war. Überall sackten Männer und Frauen zusammen, den rücksichtslosen, brutalen Attacken der höllischen Kreaturen erlegen.
    Auch Nicole blieb nicht verschont. Zuerst hatte sie sich eng gegen eine Felswand gepreßt, in der äußersten Ecke der Höhle, dort, wo es am dunkelsten war. Aber ihre Hoffnung, unbemerkt zu bleiben, erfüllte sich nicht.
    Eine der unseligen Gestalten sprang auf sie zu, ein tückisches, unsagbar grausames Lächeln auf den Lippen, die wie die klaffenden Enden eines Messerschnitts wirkten.
    Nicole wußte, daß sie keine Chance haben würde. Aber sie kämpfte trotzdem. Sie wurde am linken Arm gepackt, und der Unhold riß sie an sich. Nicole krümmte die Hand, schlug dann die Spitzen ihrer Finger in den Arm ihres Widersachers und ratschte mit aller Kraft daran entlang.
    Ein Grollen stieg aus der Kehle der Kreatur. Nicole wurde geschüttelt und gebeutelt wie die Puppe eines ungebärdigen Kindes. Die Sinne schwanden ihr fast. Dazu wurde sie von einer eisigen Kälte durchrieselt, die die Berührung des Unholds hervorrief.
    Die Schwäche mit größter Willensanstrengung überwindend, strampelte sie wild. Erneut versuchte sie, den übermächtigen Gegner zu kratzen. Aber der war jetzt auf ihre Kampfesweise vorbereitet und hielt ihre Hände so fest wie in einem Schraubstock.
    Nicole war hilflos, konnte sich nur noch ein bißchen winden. Jeden Augenblick erwartete sie jetzt, daß sich die Zähne des Unholds in ihren Hals bohrten, daß er ihr Blut trinken und sie als bloße Hülle fallen lassen würde. Entsagungsvoll schloß sie die Augen.
    Aber der erwartete Biß blieb aus. Nicole spürte, wie sie hochgehoben und weggetragen wurde. Sie schlug die Augen wieder auf. Sofort wurde ihr klar, daß sie der Unhold zum Feuer schleppte.
    Dann stieß sie die Kreatur von sich. Nicole ñog zwei, drei Meter durch die Luft - genau auf die silbernen Flammen zu.
    Ihr Schrei verhallte nicht in dieser Welt.
    ***
    Selten in seinem Leben hatte sich Professor Zamorra derartig unglücklich gefühlt.
    Seit Tagen durchstreifte er nun in seinem Peugeot die Südwestecke von Haiti. Sein einziger Anhaltspunkt: ein Geländewagen, dessen Fabrikat er nicht einmal kannte.
    Auch wenn die Wahrscheinlichkeit gering war, daß es viele solcher Wagen in einer dünn besiedelten, absolut rückständigen Region wie dieser gab, ähnelten seine Bemühungen doch der sprichwörtlichen Suche im Heuhaufen. Dementsprechend war auch sein Erfolg. Obgleich er bisher trotz indiskutabler Straßenverhältnisse über zwanzig Streusiedlungen sowie mehrere größere Ortschaften abgeklappert hatte, war er weder auf den gesuchten Geländewagen gestoßen, noch hatte er irgendwo eine Information über Nicole und Langdon Croce bekommen

Weitere Kostenlose Bücher