0120 - Jerry Cottons letzter Fall?
uns in der Madison Avenue mit dem schwarzen Cadillac passiert war, nickte er ernst und sagte:
»Ich weiß. Von dieser Sache habe ich bereits gehört. Der Mann hat sich bei mir beschwert. Er führte sich auf, als wäre er der Präsident persönlich. Ich werde gegen ihn eine Anzeige erstatten wegen Beamtenbeleidigung. Mit dem Bürgermeister habe ich telefoniert. Er war peinlich berührt, aber als ich ihm erzählte, was wir dem Mann alles nachweisen können, rückte er sofort von dem Burschen ab. Diesem größenwahnsinnigen Kerl ist ein für allemal das politische Rückgrat gebrochen. Es war gut, daß ihr die Sache geschickt so zurechtgebogen habt, daß das FBI und nicht die Stadtpolizei die Anklage gegen ihn erheben kann. Nun aber weiter.«
Phil erzählte den Rest. Zum Schluß rieb sich Mister High die Fingerspitzen und lachte uns an:
»Das war Rekordtempo. Gestern früh haben wir erst von den gefälschten Ein-Dollar-Noten erfahren, und jetzt sind wir immerhin schon dicht auf der Fährte der Bande. Augenblick, trinkt euren Kaffee!«
Er griff zum Telefon, wählte einen Hausanschluß und sagte:
»Bill, schicken Sie einen Mann von uns im Kostüm eines Lumpensammlers mit dem alten Ford, den wir noch herumstehen haben, durch die East 22nd Street. Uns interessiert das Speiselokal im Haus 522. Sofortige Meldung an mich.«
Mister High legte den Hörer wieder auf, besann sich aber und wählte eine neue Nummer.
»Wer ist das? Ach so, Sie sind’s, Jimmy. Sehen Sie doch mal nach, ob uns etwas bekannt ist über einen gewissen Jan Joho, Speiselokalbesitzer in der 22sten Straße. Meldung bitte sofort an mich.«
Er lauschte eine Weile, dann fügte er hinzu:
»Und wenn wir etwas über einen gewissen Joe Ringer haben, bringen Sie es auch mit. Der Mann wohnte zuletzt in der 118. Straße. Wenn wir nichts über ihn haben, rufen Sie das zuständige Polizeirevier in seiner Gegend an. Und dann wäre da noch eine gewisse Elly Billing, Tänzerin im Midnight-Club. Über die auch alles, was wir eventuell haben.«
Er legte den Hörer auf und sagte:
»Wollt ihr einen Whisky zum Kaffee?«
»Könnte nicht schaden«, murrte ich.
Mister High brachte eine Flasche und zwei Gläser aus seinem Schreibtisch zum Vorschein. Er schenkte uns selbst ein. Der Chef trinkt selber nie Alkohol, er raucht auch nicht, aber ich habe es noch nicht erlebt, daß er keine Zigaretten oder keinen Whisky mehr in seinem Schreibtisch gehabt hätte.
»Eine halbe Stunde wird es mindestens dauern, bis die Meldungen alle vorliegen«, sagte der Chef. »Habt ihr eigentlich schon gefrühstückt?«
Wir schüttelten stumm die Köpfe.
Er telefonierte mit der Kantine. Ein paar Minuten später kam ein handfestes Frühstück mit gebratenem Schinken in köstlich duftenden Eiern. Wir hatten sofort einen Bärenhunger und vertilgten alles bis auf den letzten Rest.
Danach sprachen wir kurz noch einmal die Geschichte mit Ringers Ermordung durch. Von der Mordkommission lagen noch keine Zwischenberichte vor.
Ein paar Minuten später erschien Jimmy Vanderlane aus dem Archiv.
»Tut mir leid, Chef«, sagte er. »Die Ausbeute ist mehr als mager. Von der Tänzerin haben wir gar nichts. Auch von einem Jan Joho ist uns im Archiv nichts bekannt. Lediglich Nummer drei, Joe Ringer, war kein unbeschriebenes Blatt, aber der wurde ja heute nacht ermordet. Diese Eintragung ist brandneu, fast ist die Tinte noch feucht.«
»Lesen Sie mal vor, was über diesen Ringer bekannt ist!« forderte unser Chef ihn auf.
»Gern, Chef. Also: Joe Ringer, geboren 19. 11. 32 in Hamilton, New Jersey. US-Staatsbürger, weiße Rasse. Folgt Beschreibung… Oder soll ich die auch vorlesen?«
Wir schüttelten die Köpfe.
»Schön, dann geht’s also mit dem Criminal Report weiter (Verzeichnis der Vorstrafen): 1950 zum ersten Male mit drei Jahren Gefängnis bestraft wegen Straßenraub in Tateinheit mit mittlerer Körperverletzung. 1952 begnadigt. 1955 zu zwei bis vier Jahren Zuchthaus verurteilt wegen räuberischer Erpressung. 1960 zu sechs bis neun Jahren Zuchthaus verurteilt wegen Beteiligung am Überfall auf den Lohngeldtransport der Mac-Millan Company.«
»Und diesmal hat er seine Finger ins Falschgeldgeschäft gesteckt«, sagte ich. »Wenn der Bursche nicht von seinen eigenen Kumpanen umgebracht worden wäre, hätte man sicher sein dürfen, daß er alles mal ausprobiert hätte.«
»Der Typ dazu ist er zweifellos.«
»Danke, Jimmy, das war alles.«
Mister High lächelte unserem Kollegen dankbar zu. Jimmy
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