0120 - Jerry Cottons letzter Fall?
College kam, das ist also seit ihrem dreiundzwanzigsten Lebensjahr.«
»Darf ich mir die Frage erlauben, wie alt Ihre Schwester jetzt ist?«
»Zweiund dreißig.«
»Unverheiratet?«
»Unverheiratet. - Darf ich mir die Frage erlauben,, welchen Zweck Ihre Fragen verfolgen? Liegt irgend etwas gegen meine Schwester vor?«
»Nein. Wir brauchen von ihr nur eine Auskunft.«
»Kann ich Ihnen diese Auskunft geben?«
»Vielleicht. Kennen Sie diese Uhr?«
Ich gab ihm die Airmaster hinüber. Er warf nur einen kurzen Blick auf das Zifferblatt, schüttelte den Kopf und brummte:
»No. Mir gehört sie nicht. Meiner Schwester wohl auch nicht, denn das ist doch ganz eindeutig eine Herrenuhr.«
»Drehen Sie sie doch mal um!« sagte Phil.
Crossway tat es. Er entdeckte die Gravierung, hob die Uhr etwas höher, um die kleine Schrift besser lesen zu können, und sagte plötzlich langsam:
»Verstehe. Ich habe sie immer gewarnt. Aber sie wollte ja nicht hören. Wissen Sie, wenn ein Mädchen über dreißig ist, ohne verheiratet zu sein, dann stellt sich bei vielen so etwas wie die berühmte Torschlußpanik ein. Das trübt natürlich ihr gesundes Urteilsvermögen. Jedenfalls hat es bei meiner Schwester diese Wirkung.«
»Wovor haben Sie Ihre Schwester gewarnt?«
»Vor diesem widerlichen Kerl!« fauchte er. Man merkte ihm an, daß er von jemandem sprach, den er nicht ausstehen konnte.
»Welchen Kerl meinen Sie?«
»Diesen Bill da, dem sie sogar diese teure Uhr geschenkt hat! Diesem Bill Rightword!«
»Bill Rightword heißt der Mann?«
»Ja, wenn es sein richtiger Name ist.«
»Was soll das heißen?«
Er holte tief Luft. Nach einem kurzen Zögern brach er los:
»Hören Sie! Nehmen Sie mich nicht auf den Arm! Ich bin Crossway, kein dummer Junge. Wenn Sie mit der Uhr dieses Rightword kommen, werden Sie den Burschen selber auch haben. Dann wissen Sie auch, daß der Kerl schon dreimal im Zuchthaus gesessen hat. Soll ich vielleicht von dem Gedanken erbaut sein, daß meine Schwester sich in einen Zuchthäusler vergafft?«
Ich nickte langsam:
»Es stimmt. Wir haben Bill Rightword. Allerdings nur seine Leiche, und auch die ist bereits halb verwest.«
Er fuhr erschrocken zurück:
»Bills Leiche?«
»Ja. Er wurde ermordet, in den Kofferraum eines Wagens gepackt und dann mit dem Wagen in den East River gefahren. Das ist jetzt länger als eine Woche her.«
Crossway schenkte sich noch einen Whisky ein, kippte ihn hinunter, bemerkte dann, daß er unsere Gläser vergessen hatte, entschuldigte sich mit einem Gemurmel und schenkte auch uns ein.
»Das wird Marry sehr nahegehen«, sagte er dumpf. »Obwohl - ein solches Ende war bei diesem Burschen ja vorauszusehen.«
»Wie meinen Sie das?«
»Na, ich denke, wer dreimal im Zuchthaus war, der schreckt auch vor Handlungen nicht zurück, die ihn ein viertes Mal hineinbringen könnten. Oder - wenn man es auf eine Schießerei ankommen läßt - ihm eine Polizistenkugel eintragen.«
»Ein Polizist mordet nicht«, sagte ich. »Er wird vielleicht aus Notwehr oder bei einem Feuergefecht unbeabsichtigt einen Verbrecher tödlich treffen, aber er mordet nicht. Ich sagte, daß Rightword ermordet wurde.«
»Was macht das für einen Unterschied?« fragte Crossway. »Ob ein Gangster nun von der Polizei oder von Konkurrenten aus der Unterwelt umgelegt wird, ändert schließlich nichts an seinem wenig rühmlichen Ende. Marry hätte sich so etwas ersparen können, wenn sie auf mich gehört hätte.«
»Daran ist jetzt nun nichts mehr zu ändern, Mister Crossway. Entschuldigen Sie die Störung. Wir werden zu der Druckerei fahren, um dort mit Ihrer Schwester zu sprechen.«
»Ja, wie Sie meinen.«
Ich nahm die Uhr wieder, wir verabschiedeten uns und verließen das Haus. Den Namen unseres Toten hatten wir.
***
Wir warteten vor der Druckerei, nachdem wir dem Pförtner Bescheid gesagt hatten, wen wir sprechen möchten. Um dem Mädchen keine Ungelegenheiten zu bereiten, hatten wir nicht erwähnt, daß wir vom FBI kamen.
Es dauerte nicht lange, da kam eine kleine, etwas füllige Dame in eleganter Kleidung am Pförtnerhäuschen vorbei auf die Straße. Sie war hübsch und eine gepflegte Erscheinung.
Wir gingen auf sie zu:
»Miß Crossway?« fragte ich.
»Ja.«
»Mein Name ist Cotton. Das ist Mister Decker. Wir sind G-men.«
»Vom FBI?« fragte sie erschrocken. »Ja. Wir müssen mit Ihnen sprechen. Am besten ist es vielleicht, wenn wir da drüben in das kleine Lokal gehen. Ich möchte annehmen, daß wir
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