0120 - Jerry Cottons letzter Fall?
Polizisten sie nie kriegen können. Wir müssen deshalb unsere Fahndung nach Joho mit allen Mitteln vorantreiben. Dazu brauchen wir Einzelheiten. Zum Beispiel: Was raucht er für Zigaretten?«
»Abdullah.«
»Was für Zeug?«
»Abdullah.«
Ich hatte diesen Namen noch nie gehört. Slack sah es meinem Gesicht an und grinste:
»Das ist wirklich eine Zigarette. Eine ägyptische oder türkische oder so was. Ich mußte ihm ein paarmal diese Marke holen. Er raucht keine anderen.«
»Großartig«, sagte ich erfreut. »Phil, schreib bitte auf: Steckbrief auch an alle Zigarettenhändler, die Abdullah führen. Sollte der auf dem Steckbrief abgebildete Mann diese Zigaretten verlangen, soll man ihn einen Augenblick hinhalten. Am besten ist es, wenn die Händler ihre Zigarettenvorräte dieser Sorte vorübergehend in die Hinterzimmer bringen und, sobald der Gesuchte danach verlangt, ihn mit dem Hinweis warten lassen, sie müßten erst einen neuen Karton davon öffnen.«
»Glaubst du, daß die Zigarettenhändler in New York das tun werden?« fragte Phil zweifelnd.
»Ein paar schon. Und genausogut, wie ein Gangster Glück haben kann, kann auch mal die Polizei das Glück haben, daß er diese Sorte gerade bei einem Händler kaufen will, der uns in der beschriebenen Weise hilft. Und dann gib in der Zentrale Bescheid, daß, falls ein Zigarettenhändler in den nächsten Tagen wegen Joho und seiner Abdullah anruft, dieser Händler mit Blitztempo vom nächststehenden Streifenwagen angefahren werden muß.«
»Geht okay, Jerry.«
Während Phil schon die entsprechenden Hinweise telefonisch weitergab, befaßte ich mich weiter mit Slack.
»Was für Anzüge trägt Joho gern? Hat er einen besonderen Geschmack dabei?«
»Er hat zu allen Anzüge passende Gürtel aus dem gleichen Stoff wie der Anzug. Einmal ist er fuchsteufelswild geworden, als man einen dieser Gürtel verlegt hatte, und er wollte gerade den dazugehörigen Anzug tragen.«
»Auch schön. Dieser Joho sollte sich weniger Extravaganzen leisten, sonst haben wir ihn aber schneller, als er es glaubt, Phil, der Steckbrief geht mit einem diesbezüglichen Zusatz auch an alle Schneider.«
»Okay, Jerry.«
»Was hat er noch für Besonderheiten, Slack?«
Der junge Bursche runzelte die Stirn. Ich merkte sofort, daß meine Frage falsch war. Sie war zu allgemein gehalten, als daß bei Slack etwas dabei herauskommen konnte.
»Ißt er gern etwas Besonderes? Hat er eine sogenannte Leibspeise?« präzisierte ich meine Frage.
»Nicht, daß ich wüßte.«
»Wie sieht’s beim Trinken aus? Bevorzugt er eine bestimmte Whiskymarke?«
»Whisky trinkt er überhaupt nicht. Er hat so einen verrückten Vogel auf Süßwein. Samos heißt das Zeug, das er literweise trinken kann. Ich habe ihn eigentlich auch nie etwas anderes trinken sehen.«
Ich konnte nicht anders, ich mußte Slack auf die Schulter klopfen:
»Sie sind ein Goldjunge, Slack! Sie sagen uns die schönsten Anhaltspunkte und merken gar nicht, was für prächtige Dinge Sie da an den Tag legen. Phil, was glaubst du, wieviel erwachsene Männer in New York diesen Süßwein Samos trinken?«
»Meiner Meinung nach überhaupt keiner. Vielleicht Magenkranke; ich weiß nicht, ob so etwas für die vielleicht gut ist.«
»Ich weiß auch nicht, mein Alter. Aber in einem Punkte wissen wir beide das gleiche: daß nämlich die Zahl der erwachsenen Männer, die in New York Samos trinken, verschwindend klein ist. Okay, der Steckbrief geht auch an alle Lokale, die Samos führen. Wir werden uns mit der Handelskammer in Verbindung setzen. Von dort müßte man Hinweise bekommen können, wer der New Yorker Großhändler für Süßweine ist. Von dem holen wir raus, welche Lokale Samos beziehen. Und diese Lokale bekommen den Steckbrief.« .
Auf diese Weise ging Slacks Befragung noch bis zur Mittagspause weiter. Es kam nichts mehr heraus, was annähernd so erfolgverheischend gewesen wäre wie die ersten drei Kleinigkeiten. Ein Mann, der nur Stoffgürtel in der Anzugfarbe trägt, die nicht allzu häufige Abdullah in New York raucht und Samos trinkt. -Einen solchen Mann kriegt man zu fassen. Das ist nur eine Frage der Zeit.
Als Slack gegangen war, grinste ich siegessicher:
»Phil, ich wette zehn Dollar, daß es der Samos ist, der ihm das Genick brechen wird.«
»Ich wette zehn Bucks dagegen, daß es die Zigaretten sind.«
Wir schüttelten uns die Hand. Abdullah gegen Samos, dachte ich. Welches auch immer ihn verraten mag, Joho wird dabei
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