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0121 - Horror-Urlaub

0121 - Horror-Urlaub

Titel: 0121 - Horror-Urlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhart Hartsch
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wirbelte herum, unterdrückte einen Schrei.
    Fassungslos starrte sie auf den Eingang. Langsam bewegte sich die Klinke nach unten. Sie sah es deutlich.
    Marion Theben ergriff die Flucht. Sie rannte in die Küche und von dort aus dem Haus. Von hier konnte sie einen Kiesweg benutzen, der beim Nachbarn endete, vor der Tür von Godfred Fisker.
    Als aber Marion Theben um die Ecke bog, prallte sie zurück.
    Im Halbdunkel stand eine stumme Gestalt. Der Mann mit dem Dreispitz. Seine weiße Hand hob sich deutlich ab gegen das Schwarz des Umhangs. Seine Augen glühten in einem kalkweißen Gesicht, das größtenteils im Schatten lag. Die Linke krampfte sich um ein Ghurkamesser mit geschwungener Klinge, wie es die Soldaten der britischen Kolonialarmee in Indien benutzt hatten, um ihren Feinden die Köpfe abzuschlagen.
    Entsetzt machte Marion Theben kehrt. Sie schrie laut um Hilfe. In Fiskers Haus polterte daraufhin ein Stuhl. Ein Beweis dafür, daß der Hausherr aufmerksam geworden war. Hoffentlich erschien er bald.
    Die Frau rannte um ihr Leben.
    Der Mann mit dem Dreispitz hatte sich in Bewegung gesetzt. Er verfolgte das Opfer, ruhig, zielstrebig, trieb es in eine ihm genehme Richtung, fort von der Siedlung.
    Kopflos stürzte die Deutsche davon und erreichte das offene Feld. Hartstengeliges Gras peitschte ihre Beine. Der Boden war uneben und kostete viel Kraft.
    Bisweilen schrumpfte der Vorsprung der Flüchtigen so stark, daß sie hinter sich das Wehen des Umhangs hörte und das Schnaufen des Mannes, der nicht mehr ganz jung sein konnte, zumindest aber ziemlich untrainiert war.
    Marion Theben folgte einem Pfad, der nach Norden führte.
    Sie hatte sich geschworen, diesen Teil der kleinen Insel nie wieder zu betreten. Jetzt hatte sie keine Wahl.
    Plötzlich befand sie sich am Schafstall, dort, wo der Mann mit dem Dreispitz zuerst gesichtet worden war.
    Marion Theben spürte ihre Kräfte schwinden. Die Beine wurden schwer wie Blei. Sie weinte vor Verzweiflung. Warum verfolgte dieses Scheusal ausgerechnet sie mit seinem Haß? Was hatte sie dem Mann mit dem Dreispitz getan?
    Die Frau rettete sich in den Stall. Schließlich konnte sie nicht ewig vor dem Unhold flüchten. Sie schlug die Holztür hinter sich zu, legte den Querbalken vor und klammerte sich daran. Sie wollte nicht, daß der Verfolger durch einen Spalt in der Tür langte, den Riegel anhob und sich Zutritt verschaffte.
    Durch eine Lücke im Rieddach stahl sich bleiches Moñdlicht, malte Silberkringel auf staubiges Gebälk. Fledermäuse hatten sich unter dem Dach eingenistet, hingen nur zwei, drei Meter über dem Kopf der Lehrerin. Die pelzigen Tiere baumelten hin und her, an den Hinterbeinen aufgehängt. Stumpfe Schnauzen nahmen Witterung.
    Irgendwo schrie der Totenvogel. Ausdauernd, schrill.
    Durch einen Spalt zwischen zwei Brettern bemerkte Marion den Mann mit dem Dreispitz, der um das baufällige Gebäude strich wie ein hungriger Wolf. Er suchte eine Möglichkeit, ohne große Anstrengung einzudringen. Einmal preßte er sein Gesicht an das Holz, lugte ins Innere des Stalls. Er kicherte höhnisch.
    Beim Klang dieser Stimme gefror Marion Theben das Blut in den Adern.
    Dann schob sich die Klinge des Ghurkamnessers durch die Tür. Der Mann versuchte, den Querbalken anzuliften und aus der Halterung zu heben. Er entwickelte dabei Bärenkräfte.
    Marion Theben hängte sich mit dem ganzen Körpergewicht an das Holz aus Eiche. Es war ihre einzige Chance.
    Wo blieb Godfred Fisker?
    Der Mann mit dem Dreispitz verlor die Geduld. Mit einem bösartigen Knurren säbelte er an der Tür herum. Das scharfe Kampfmesser fetzte ganze Späne heraus. Er versuchte wütend, eine Öffnung zu schaffen, um hindurchlangen zu können.
    Marion Theben verlor die Nerven.
    Schreiend räumte sie ihre Stellung, zog sich zurück. Sie turnte in das morsche Gebälk hinauf, das die Dachkonstruktion stützte. Sie kletterte so hoch hinauf, wie sie konnte. Zitternd hielt sie sich an einer senkrechten Strebe fest.
    Mit weitaufgerissenen Augen verfolgte sie das Zerstörungswerk des Unholds.
    Fledermäuse wurden unruhig. Sie lösten sich von ihren Stammplätzen, zirkelten durch die Luft. Aus platten Schnauzen drangen unhörbare Schreie. Ihr Echo wies den ekligen Tieren den Weg. Geschickt wichen sie auch in der Dunkelheit jedem Hindernis aus.
    Der Mann mit dem Dreispitz gönnte sich keine Ruhepause.
    Dann merkte er, daß die Frau auf der anderen Seite der Tür verschwunden war. Er versuchte es noch einmal nach der

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