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0121 - Horror-Urlaub

0121 - Horror-Urlaub

Titel: 0121 - Horror-Urlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhart Hartsch
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wollten«, erwiderte der Professor.
    Zamorra lobte den Wein. Er betrachtete den Inhalt des Glases gegen das Licht, probierte einen winzigen Schluck und kaute darauf herum. Dann nickte er anerkennend.
    »Sie müssen mir Ihren Lieferanten nennen«, bat Zamorra, »Davon würde ich eine Kiste oder zwei nehmen.«
    »Zumal Sie über genügend Lagerraum in den Kellern des Château de Montagne verfügen. Vorausgesetzt, die Dämonen haben die Verliese nicht wieder einmal mit Beschlag belegt«, meinte Bjoerner.
    Zamorra lachte herzlich.
    »Sie kennen die Geschichte?«
    »Aber natürlich. Ich bin durch Rik Sung auf die Welt jenseits unserer eigenen aufmerksam gemacht worden. Ich bin dem Übernatürlichen schon in vielerlei Gestalt begegnet, aber niemand konnte mir die Phänomene so trefflich deuten und ihre Wirkungen auf das menschliche Leben wie dieser Koreaner. Dazu muß ich erwähnen, daß Rik Sung zwanzig Jahre in völliger Abgeschlossenheit in einem Bergkloster verbracht hat. Er ist Anhänger des Zen-Buddhismus, übte sich in Meditationen und Kontemplation.«
    »Kann man den Wunderknaben kennenlernen?« fragte Holger Jerup.
    Sven Bjoerner schüttelte den Kopf.
    »Ich bezahle ihn, und er nennt sich Diener. In Wirklichkeit ist er mehr mein Freund und Vertrauter«, erläuterte der Gutsherr. »Ich würde niemals wagen, nach ihm zu klingeln. Aber er legt Wert darauf, für das Geld, das ich ihm gebe, etwas zu leisten. Meist kommt er, wenn ich ihn brauche, von allein.«
    »Sie meinen, er errät Ihre Wünsche?«
    Zamorra fixierte den Dänen.
    »So ist es. Er spürt es. Er hat ein- oder zweimal schon das Sartori-Erlebnis gehabt, wenn Sie wissen, was das ist. Und er verfügt über ein so verfeinertes intuitives Erfassen aller seelischen und anderer Strömungen, daß er in seinen Ahnungen, Vermutungen und Voraussagen fast nie fehlgeht. Ich denke, daß Sie sich nur auf den Gedanken zu konzentrieren brauchen, er möge erscheinen - und prompt kommt er. Der Impuls dieser Gehirnströme - technisch sicher meßbar, wenn auch nicht allzu stark - genügt, um ihn zu erreichen. Wollen wir das Experiment wagen?«
    »Ich gehe davon aus, daß es keine Übereinkunft mit Rik Sung gibt, die besagt, er müsse ungerufen erscheinen, wenn Gäste auftauchen?« vergewisserte sich der Lehrer.
    Etwas in seiner Stimme verriet, daß der Versuch ihn fesselte.
    »Es ist selbstverständlich, daß ich mit offenen Karten spiele«, bestätigte Bjoerner ungerührt.
    »Lassen Sie uns das Experiment erweitern«, bat Zamorra. »Wir rufen ihn nicht nur durch unsere stumme Bitte herbei, sondern einigen uns auch darauf, was er als erstes tun soll.«
    »Einverstanden«, lächelte Sven Bjoerner. »Es darf nur nichts sein, was naheliegend ist. Sonst sprechen Sie nachher wieder von Zufall.«
    »Ich schlage vor, er soll hereinkommen und sich ein Glas Wein einschenken«, meinte Holger Jerup, Zamorra blickte sich unauffällig um.
    »Keine Angst«, hob Bjoerner die Hände. »Er ist nicht in der Nähe. Er kann uns nicht hören. Ich verbürge mich dafür, daß alles mit rechten Dingen zugeht. Er hockt drüben in der verfallenen Stallung und meditiert. Es ist der ruhigste Ort auf diesem Anwesen. Er sitzt auf seiner Strohmatte in einer Zelle, die er sich eingerichtet hat, und ist weit fort mit seinen Gedanken. Sie werden sehen. Sobald wir ihn durch unsere Konzentration anrufen und in die Wirklichkeit zurückholen, wird er dort drüben aus dem Tor kommen. Passen Sie auf. Das Experiment beginnt. Stellen wir uns an dieses Fenster hier.«
    Die drei Männer erhoben sich.
    Holger Jerup machte mit. Er hielt nicht viel von diesem Versuch, aber er wollte kein Spielverderber sein.
    Es fiel kein Wort mehr.
    Zamorra stand mit verschränkten Armen neben dem Gastgeber. Er wußte um die wunderbaren Fähigkeiten asiatischer Mönche. Daher zweifelte er nicht daran, daß Sven Bjoerner recht behalten würde.
    Etwa zehn Minuten verstrichen.
    Einmal ermahnte Bjoerner den Lehrer, mit seinen Gedanken nicht abzuschweifen, sondern sich voll zu konzentrieren. Bjoerner selbst schien in gewissem Maß über die Fähigkeiten zu verfügen, die er an seinem koreanischen Freund gerühmt hatte.
    Plötzlich schwang das Scheunentor zurück.
    Rik Sung trat ohne Hast ins Freie. Zielbewußt kam er über den schlecht gepflasterten Hof.
    Eigentlich sah er nicht so aus wie ein Mönch, eher wie ein Sportsmann, war bullig und sehr kräftig. Er trug ein weißes Leinengewand wie ein Jiu-Jitsukämpfer und ging barfuß. Die

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