Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0121 - Horror-Urlaub

0121 - Horror-Urlaub

Titel: 0121 - Horror-Urlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhart Hartsch
Vom Netzwerk:
Außenkanten seiner Füße waren verhärtet. Die Hornhaut mochte gut einen Zentimeter dick sein. Er hatte O-Beine wie ein Steppenreiter.
    Sein pechschwarzes Haar war kurzgeschoren. Er rollte die Schultern, während er mit gesenktem Kopf näher kam.
    ***
    Rik Sung betrat das Haus, kam lautlos über den Korridor. Er kam, ohne anzuklopfen, ins Zimmer, verbeugte sich tief unter der Tür mit verschränkten Armen.
    Dann fixierte er die Besucher.
    Seine Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf Professor Zamorra.
    Dann stutzte er. Er lächelte stärker als gewöhnlich, ging schweigend zum Tisch, schenkte sich ein Glas Wein ein und meinte leise: »Sie werden entschuldigen, wenn ich Ihnen nicht zuproste. Ich nehme grundsätzlich keinen Alkohol zu mir. Aber ich gratuliere. Ihr Experiment ist geglückt.« Dann stellte er das Glas auf den Tisch.
    Bjoerner bat den Asiaten, Platz zu nehmen. Er behandelte ihn nicht wie einen Diener, sondern als Gleichgestellten. Sein Blick hing förmlich an seinen Lippen, trank von der Weisheit des fernöstlichen Meisters.
    »Sie haben unsere Gedanken gelesen?« vergewisserte sich Zamorra.
    »Es war ziemlich leicht. Ich spürte, daß Sie alle mit einer gewissen Erwartung in diesem Raum standen. So etwas ist einfach. Das kann jeder feststellen, der nur ein wenig Sensibilität besitzt. Schwieriger ist es schon herauszufinden, was genau Sie wünschten. Das ist eine Sache langen Trainings. Und Ergebnis einer gewissen Operation, die bei mir in frühesten Jahren vorgenommen wurde.«
    »Sie meinen das ›dritte Auge‹?«
    »Richtig«, bestätigte der Koreaner.
    »Was ist das?« mischte sich Holger Jerup ein.
    »Lassen Sie mich erklären«, bat Sven Bjoerner.
    Er konzentrierte sich und fuhr fort: »Diese Schädeltrepanierung, bei der bestimmte Hirnpartien aktiviert und durch Einsetzen eines winzigen Goldsplitters stimuliert werden, kennt man aus Tibet. Jeder Dalai Lama, der ja eine Reinkarnation Buddhas sein soll, wird auf diese Art behandelt. Der Eingriff ist nicht ungefährlich. Das Ergebnis liegt auf der Hand. Der Patient kann mehr sehen als ein gewöhnlicher Sterblicher. Jeder Mensch ist von einer sogenannten Aura umgeben. Dem normalen Auge unsichtbar kündet sie dem Eingeweihten und Befähigten je nach Farbe, was er von dem Menschen zu halten hat.«
    »Wie würden Sie meine ›Aura‹ deuten?« erkundigte sich Professor Zamorra spöttisch.
    Rik Sung bewahrte seine Fassung.
    »Es wäre sinnlos, wenn ich Sie mit Einzelheiten belästige. Sie besitzen nicht das ›dritte Auge‹. Ich will Ihnen aber so viel verraten, daß Sie dem Haus und seinen Bewohnern nicht wohlgesonnen sind. Sie hegen einen bestimmten Verdacht.«
    »Was für einen Verdacht?« erregte sich Sven Bjoerner.
    Hektische, rote Flecke prangten auf seinen Wangen. Er machte eine heftige Handbewegung und hätte um ein Haar sein Weinglas umgestoßen.
    »Ich habe Ihnen doch von den Vorfällen im Dünengebiet erzählt«, erwiderte Zamorra.
    »Aber Sie haben mit keinem Wort verraten, daß Sie mich verdächtigen.«
    »Ich habe die Möglichkeit, daß Sie der Täter sein könnten, nicht völlig ausgeschlossen. Das ist alles. Sie wohnen dicht beim Tatort, haben nichts Verdächtiges beobachtet - und Ihre Frau ist Ihnen fortgelaufen, wie ich gehört habe. Das ist alles, was gegen Sie spricht.«
    Bjoerner lief rot an.
    »Sie meinen, ein spezifischer Frauenhasser hätte die deutsche Lehrerin angegriffen?« schrie der Gutsherr. »Was habe ich damit zu tun? Glauben Sie, ich beschäftigte mich mit so diffizilen Problemen der Parapsychologie und würde nachts wie ein Werwolf herumrennen, um unschuldige Menschen anzufallen?«
    »Intelligenz besagt in diesem Fall nichts. Im Gegenteil. Sie ist Voraussetzung für das, was geschehen ist. Dazu bedarf es einer gehörigen Portion von Willenskraft und eben der Fähigkeit, sich der Gesetze jener Welt hinter unserer zu bedienen, wie unsere Wissenschaftler sich der Naturgesetze bemächtigt haben.«
    »Was kann ich tun, um mich von diesem häßlichen Verdacht zu reinigen?« erkundigte sich Sven Bjoerner wesentlich ruhiger.
    »Sie müssen mir nur gestatten, mich ein wenig umzusehen«, lächelte Professor Zamorra.
    »Ich werde Sie durch mein Haus führen«, gelobte Bjoerner. »Wo fangen wir an?«
    »Das soll keine Durchsuchung werden«, lehnte Zamorra ab. »Mir genügt es, wenn Sie mir ein Bild Ihrer Frau zeigen.«
    Sven Bjoerner erstarrte.
    Offensichtlich wurden hier alte Wunden aufgerissen. Trotz aller Beschäftigung mit der

Weitere Kostenlose Bücher