0123 - Der Spinnen-Dämon
Telefon. Da Nicole den Apparat in Reichweite hatte, nahm sie das Gespräch entgegen. »Hier bei Fleming.«
»Guten Morgen, Miß. Hier spricht Captain Gene Pollard.«
»Was kann ich für Sie tun, Captain?«
»Ist Mr. Fleming nicht da?«
»Doch.«
»Geben Sie ihn mir bitte.«
»Einen Augenblick, Captain.« Nicole hielt Bill den Hörer entgegen. »Für dich. Ein Captain Gene Pollard.«
»Kenne ich nicht«, sagte Bill. Er erhob sich, nahm Nicole den Hörer aus der Hand und sprach in die Membrane: »Ja, Captain…«
»Mr. Fleming?«
»Ja.«
»Ich muß Ihnen leider eine äußerst unangenehme Mitteilung machen: Wir haben Clyde Cribbins vor wenigen Minuten tot aufgefunden. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie gleich herkommen könnten…«
***
Das zweite Opfer! Für Bill Fleming war das ein so großer Schock, daß Professor Zamorra den Freund nicht ans Steuer seines Wagens ließ.
Sie waren auf dem Weg nach Westchester. Nicole Duval saß im Fond. Bill hockte in sich zusammengesunken auf dem Beifahrersitz.
Der Himmel war grau. Es war kühl. Die Temperaturen näherten sich dem Gefrierpunkt.
Westchester.
Captain Pollard hatte den Ort, wo Clyde Cribbins’ Leiche gefunden worden war, so präzise beschrieben, daß ihn Zamorra auf Anhieb fand. Drei Streifenwagen standen am Fahrbahnrand.
Dahinter war der Kastenwagen der Mordkommission abgestellt. Uniformierte Polizisten und Beamte in Zivilkleidung gingen ihrer Routinetätigkeit nach.
Bill stieg aus seinem Wagen. Seine Mene war düster. Er preßte die Lippen fest zusammen. Er entdeckte Clyde Cribbins klapperigen Wagen, der im Straßengraben lag, und er fragte sich, wie es zu diesem Unfall kommen konnte. Zugegeben, Clydes Auto konnte zwar keinen Schönheitspreis mehr gewinnen, aber der Junge war ein ausgezeichneter Fahrer gewesen.
Ohne Fremdverschulden hätte er einen solchen Unfall niemals gebaut.
Ein untersetzter Mann kam auf Bill Fleming zu. Captain Gene Pollard. Er trug einen dicken Mantel und hatte seinen grauen Schal zweimal um den Hals gewickelt.
Auf dem Kopf trug er einen alten Hut. Seine Nase war so rot wie die eines hoffnungslosen Alkoholikers.
»Mr. Fleming?« fragte Pollard. Seine Stimme klang hart und metallisch.
Bill nickte. Er wies auf Nicole und den Professor. »Das sind meine Freunde Nicole Duval und Professor Zamorra aus Frankreich.«
»Angenehm«, murmelte der Captain. Er wandte sich wieder an Bill. »Wir haben Ihre Telefonnummer in Clyde Cribbins’ Notizbuch gefunden. Aus einigen Eintragungen schlossen wir, daß Sie mit ihm befreundet waren. Deshalb haben wir Sie angerufen. Ich hoffe, Sie haben Verständnis dafür…«
»Ist schon in Ordnung, Captain.«
»Vielen Dank.«
»Was ist vorgefallen?«
»Ihr Freund hatte zunächst einen Unfall.« Captain Pollard wies auf den Wagen, der im Straßengraben lag. »Aber daran ist er nicht gestorben…«
»Sondern?«
»Er ist nach dem Unfall ausgestiegen, hat den Zündschlüssel abgezogen und die Beleuchtung abgeschaltet…«
»Und dann?«
Captain Pollard hob die Schultern. »Tja, dann. So genau können wir die Tat im Augenblick noch nicht rekonstruieren…«
»Wo liegt Cribbins?«
»Dort drüben.«
»Wer hat ihn gefunden?«
»Ein Autofahrer. Dem Mann fiel der gelbe Regenmantel Ihres Freundes auf. Er blieb kurz stehen, sprang über den Graben und fand die Leiche.«
»Darf ich den Toten sehen?«
»Ich führe Sie gleich zu ihm«, sagte der Captain. »Was uns im Moment Kopfzerbrechen macht, ist folgendes: Ihr Freund hatte hier einen Unfall. Danach setzte er seinen Heimweg aber nicht zu Fuß fort, sondern ging hinter diese Büsche. Wenn man bedenkt, daß es wie aus Eimern gegossen hat, ist dieses Verhalten äußerst eigenartig, finden Sie nicht auch?«
»Vielleicht stand er unter Schock«, meinte Nicole Duval.
Gene Pollard warf ihr einen freundlichen Blick zu. »Vielleicht würde ich das annehmen, wenn der Mann nicht tot hinter diesen Büschen liegen würde, Miß Duval. Darf ich mal sagen, was ich mir inzwischen zusammengereimt habe? Clyde Cribbins kommt die Straße entlanggefahren. Möglicherweise sieht er sich plötzlich einem Hindernis gegenüber. Er verreißt den Wagen und landet im Straßengraben. Nachdem er sich vom Unfallschock erholt hat, kletterte er aus dem Auto. Er bemerkt den Kerl, der das Hindernis auf die Straße gestellt hat. Der Mann befindet sich hinter den Büschen. Cribbins will ihn sich kaufen - wird aber das Opfer jenes Unbekannten.«
»Haben Sie das Hindernis
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