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0123 - Wir zertraten die Hafenratten

0123 - Wir zertraten die Hafenratten

Titel: 0123 - Wir zertraten die Hafenratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir zertraten die Hafenratten
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muss dich rauszerren. Unser Salon wird gleich anfangen zu brennen. Wenn’s wehtut, musst du sehen, wie du damit fertig wirst.«
    »Ich weiß«, sagte Roger plötzlich mit klarer Stimme. »Los, zieh schon. Wenn ich brülle, lass ich davon nicht stören. Weißt du, es gibt etwas, was ich unter keinen Umständen möchte, und das ist lebenden Leibes verbrennen. Dann lieber vor Schmerzen beim Hinauszerren ohnmächtig werden oder verrückt. Los, verdammt, wie lange willst du noch warten? Zieh schon.«
    Carrol schluckte. Rauch umgab sie. Die Luft war heiß wie die Hölle selbst. Seine Augen tränten.
    Roger lag in einer eigenartigen Stellung. Der Kopf war unten und die Beine oben. Aber der Körper war ein wenig zur Seite gerutscht, sodass er etwas diagonal im Wagen lag.
    Vorsichtig begann Carrol ihn herüberzuziehen.
    Roger brüllte wie ein gemarterter Stier.
    Carrol redete vor sich hin.
    »Ich höre gar nichts - gar nichts höre ich. Vielleicht tut’s ihm gar nicht weh. Ich muss ihn hier rauskriegen. Ich muss. Sonst verbrennt er. Er muss raus. Lass ihn schreien. Aber ich glaube, er schreit gar nicht. Das Bein da… Jetzt noch ein bisschen zurückdrücken… Er scheint ein paar Rippen gebrochen zu haben…«
    Er redete unsinniges Zeugs. In seinen Ohren gellten die spitzen, alles durchdringenden Schreie des verwundeten Gefährten. Aber sie durften seinen Verstand nicht erreichen. Jede Sekunde war kostbar.
    Hätte er sich von Rogers wildem Schmerzgebrüll aufhalten lassen - es wäre ihrer beider Tod gewesen. Im gleichen Augenblick, als er den noch immer wie ein Ungeheuer brüllenden Kameraden ins Freie zerrte, schoss die erste Flamme an den Polstern der vorderen Sitze hoch. Im Nu war das Innere des Wagens eine brodelnde, prasselnde, züngelnde, flackernde Hexenküche.
    Keuchend schleppte er den Kameraden so weit vom Wagen weg, dass die Hitze sie nicht mehr erreichte.
    Dann warf er sich neben dem endlich ohnmächtig gewordenen Roger ins Gras.
    Pfeifend kam die Luft über seine Lippen.
    Himmel, was bin ich k. o, dachte er. Ich glaube, ich könnte schlafen, so fertig bin ich. Schlafen…
    Er schloss die Augen.
    Bleiemde Schwere lag in seinem Gliedern. Die Anstrengungen der langen rasenden Verfolgungsfahrt, die qualvolle Strapaze bei Rogers Befreiung, das jähe Abklingen der nervlichen Belastung -das alles kroch wie ein Rauschgift aus Müdigkeit durch seine Glieder.
    Aber plötzlich schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf.
    Die Gangster.
    Was mag mit den Gangstern sein?, fragte er sich sofort. Ich muss nachsehen. Vielleicht geht’s ihnen wie Roger. Ich kann sie doch nicht verbrennen lassen. Ich muss nach ihnen sehen.
    Aber ich bin so müde. Und man hört doch gar nichts von ihnen. Man hätte bestimmt etwas von ihnen gehört, wenn sie noch lebten. Ich bin so fertig, ich will hegen bleiben.
    Verdammter Hund, schimpfte etwas in seinem Bewusstsein. Ohne nachzusehen, willst du zwei Männer ihrem Schicksal überlassen? Bist du nun ein G-man oder auch ein Gangster?
    Stöhnend richtete er sich auf. Mühsam kam er auf die Füße.
    Dann taumelte er auf den Wagen zu.
    Beide Fahrzeuge waren ziemlich ineinander verkeilt. Aber der Brand ging vom FBI-Wagen aus, das war unschwer zu erkennen.
    Er umrundete die Wracks.
    Der eine Gangster hatte das Genick gebrochen. Sein Kopf stand quer von den obersten Halswirbeln ab. Es war ein grausiger Anblick.
    Aber der Fahrer schien noch zu leben.
    Carrol beugte sich näher.
    Ja. Der Fahrer lebte noch. Über seinem Mund hatte sich eine Lache von langsam gerinnendem Blut ausgebreitet. Jeder Atemzug aus der Nase erzeugte kleine Blutbläschen.
    Carrol versuchte, die Tür zu öffnen. Er stemmte sich mit den Beinen gegen den Wagen und zog mit aller Kraft.
    Sie rührte sich nicht einen Millimeter.
    Der Wagenheber, schoss es ihm durch den Kopf. Ich brauche unseren Wagenheber.
    Er lief zum Kofferraum des FBI-Wagens und fasste die Leiste. Mit einem spitzen Schrei zog er die Finger zurück. Augenblicklich bildeten sich große Blasen an den Fingern. Das Metall war bereits so heiß, dass man es nicht mehr berühren konnte.
    Aber ich muss den Wagenheber haben, dachte er.
    Ich muss ihn haben, bevor auch der andere Schlitten eine glühende Hölle wird.
    Er holte tief Luft, bückte sich und riss den Kofferraumdeckel hoch. Er fühlte, wie seine Haut an dem heißen Metall kleben blieb, als er die Finger zurückriss.
    Eine Wolke Qualm quoll ihm entgegen.
    Er atmete zweimal tief, dann beugte er sich vor und riss den Wagenheber

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