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0124 - Das Flammenschwert

0124 - Das Flammenschwert

Titel: 0124 - Das Flammenschwert
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wenn er dem Ritter nicht den Arm ausreißen sollte…
    Kopfschüttelnd hatte Zamorra die Rüstungen der Ritter betrachtet, als sie aufbrachen. Für ihn war von vornherein klar gewesen, daß er, selbst wenn man ihm eines anböte, auf keinen Fall solch ein Ding anlegen würde.
    Wilhelm von Helleb hatte wohl seinen abschätzenden Blick bemerkt und kam grinsend näher. Sein blondes Haar leuchtete in der Morgensonne.
    »Euch mißfallen die Rüstungen«, erriet er Zamorras Gedanken. »Sie schützen zwar, machen aber unbeweglich und erschöpfen die Pferde. Wir selbst tragen diesen Schnickschnack auch nicht.«
    Zamorra hob erstaunt die Brauen und sah Wilhelm an. Der Helleber trug ein Kettenhemd, das bis fast zu den Knien reichte, recht stabil war und in Hüfthöhe von einem breiten Ledergürtel gerafft wurde, an dem das übliche Langschwert hing. Den Knauf der Waffe zierte ein Löwenkopf, dessen Detailliertheit verblüffend war.
    »Wenn Ihr wollt, Zamorra, könnt Ihr und auch Eure… ähem… Gefährtin je ein solches Kettenhemd bekommen. Es schützt nicht so gut wie eine Rüstung, hält aber doch so manchen wilden Streich aus.«
    Zamorra hatte zugestimmt.
    Jetzt ritten sie in dieser leichten Panzerung ziemlich an der Spitze des Zuges. Und doch spürte der Professor, wie das Gewicht an ihm zerrte, ihn zu ermüden begann. Er fragte sich, wie die Ritter es schafften, den lieben langen Tag lang in ihren Panzern zu verharren und auch noch darin zu kämpfen. Sie mußten stark sein, ungeheuer stark, diese gewaltigen, schweren Metallklötze bewegen zu können. Er begann, eine Art Respekt vor diesen Männern zu empfinden.
    An der Spitze des Zuges ritten Gottfried von Bouillon und Leonardo de Montagne. Der Magier warf zuweilen einen Blick zurück zu Zamorra. Dem Professor entging nicht das begehrliche Leuchten in seinen Augen, das wohl dem Amulett galt. Zamorra trug es offen über dem Kettenhemd. Eine ungewisse Ahnung hatte ihn dazu bewogen. Er hatte das Gefühl, das Amulett irgendwann, in irgendeiner Phase der bevorstehenden Auseinandersetzung, zu benötigen. Und solche Ahnungen hatten ihn noch nie getrogen…
    Während er im Sattel des Pferdes hin und her geworfen wurde, überlegte er. Wie mochte es angehen, daß hier in der Vergangenheit nicht Leonardo, sondern er selbst das Amulett besaß, das ihm doch erst Jahrhunderte später durch das Geistertestament des Magiers vermacht wurde? Er wäre nicht überrascht gewesen, hätte er hier vor einer Zweitausfertigung des Amuletts, einer Art Zeit-Duplikat, gestanden. Doch allem Anschein nach besaß Leonardo es noch nicht… Vielleicht war eine solche Duplizität als Zeitparadoxon auch unmöglich, ebenso wie in diversen pseudowissenschaftlichen Abhandlungen und obskuren Zukunftsromanen immer wieder angedeutet wurde, daß die Begegnung eines Zeitreisenden mit sich selbst nur Unglück brachte…
    Zamorra ahnte nicht, daß dieser Teil seiner Überlegungen falsch war, daß er schon sehr bald eines Besseren belehrt würde. Ahnte nichts von den verwirrenden Geschehnissen, die durch sein Eindringen in Jerusalem ausgelöst werden würden, sich zwangsläufig ergeben mußten. Denn eine andere, unfaßbare Macht hatte ihre Hände im Spiel. Eine Macht, mit der Zamorra schon mehrmals in Kontakt gekommen war und die er doch hier am allerwenigsten erwartet hätte…
    Zamorra sah sich um. Er hatte das Glück, ziemlich weit vom zu reiten. Wie es die Männer weiter hinten aushielten, wagte er nicht zu überlegen. Denn die Pferdehufe wirbelten den pulverigen Sand hoch, hinterließen eine dichte, undurchdringliche Staubwolke in der trockenen, langsam heiß werdenden Morgenluft.
    Neben Zamorra ritt Nicole. Sie trug ebenfalls ein Kettenhemd und einen Helm, der ihr schönes Haar verbarg. Zornig hatten ihre Augen gefunkelt, als Zamorra ihr bedeutet hatte, sich zurückzuhalten, um sich nicht in Gefahr zu bringen. »Da wir in der Zukunft noch leben, können wir hier auch nicht sterben, mon chéri!« hatte sie in typisch weiblicher Logik gefolgert. »Wir werden uns auch keine schweren Verletzungen zuziehen! Wenn wir uns stets in der Nähe Leonardos und Gottfrieds aufhalten, kann uns nichts geschehen, denn diese beiden werden die Schlacht auf jeden Fall überleben, das ist geschichtlich überliefert!«
    Zögernd hatte der Parapsychologe nachgegeben. Nun ritten sie nebeneinanderher ihrem Ziel entgegen. An ihrer linken Seite galoppierten die Helleber. Von Zeit zu Zeit musterte Zamorra die beiden hervorstechenden
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