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0124 - Das Flammenschwert

0124 - Das Flammenschwert

Titel: 0124 - Das Flammenschwert
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Gestalten dieser kleinen Clique, Wilhelm und Ragnar. Die Männer mit ihrer seltsam modernen Einstellung gefielen ihm, und er beschloß, sie nicht aus den Augen zu verlieren.
    Ihnen voran preschte jener Mann, der die Fahne hoch emporgereckt hielt. Die Fahne mit dem Kreuz, in dessen Zeichen sie siegen würden.
    Wilhelm lenkte sein Pferd plötzlich nahe an Zamorra heran. Überrascht hob der Professor den Kopf. Der Fürst sprach gerade so laut, daß Zamorra ihn vernehmen konnte, alles andere schluckte das Donnern und Dröhnen der Hufe. »Hütet euch während des Kampfes. Im Getümmel gibt es viele Möglichkeiten, jemanden ungesehen und ungestraft zu meucheln!«
    Zamorra nickte ihm zu. »Ich werde achtgeben. Gott wird mich schützen, denke ich.«
    Wilhelm nickte zurück und ritt weiter. Um Zamorras Lippen spielte ein leichtes Lächeln. Er konnte dem Fürsten schlecht verraten, daß die Zeit ihn schützte, daß ihm nichts geschehen konnte - wenn Nicoles Hypothese stimmte! Was aber, wenn nicht? Nun, er würde auf der Hut sein.
    Rasch kamen die Mauern der Stadt näher. Und dann erklangen jene hellen, durch Mark und Bein gehenden Töne, die den Alarm signalisierten. Die Moslems waren erwacht, hatten bemerkt, daß die breite Front der Kreuzritter heranstürmte. Auf einen Wink des Anführers schwärmte die kleine Armee plötzlich weitgefächert auseinander und wurde zu einer breiten Frontlinie. Offensichtlich plante Gottfried von Bouillon ein Kesselmanöver, um die Kräfte der Verteidiger zu zersplittern, auf mehrere Stadttore auszudehnen.
    Wilhelm von Helleb stieß einen gellenden Kampfschrei aus und zog das Langschwert, das Zamorra stark an jene fürchterlichen Klingen gemahnte, wie sie die Wikinger verwandten. Aber Wikinger in einem Kreuzzug, das war so unmöglich wie ein Hühnerei auf dem Mond.
    »Es gilt!« brüllte jetzt auch Gottfried. Zamorra fühlte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte. Die Entscheidung rückte heran, Spannung erfaßte ihn. Es war die Spannung des Historikers, der ein Geschehen verfolgt, das für die Weltgeschichte von entscheidender Bedeutung ist. Er kannte den Ausgang im voraus, und doch…
    Da erschienen auf den Zinnen der Stadtmauer die ersten Gestalten. Eine Wolke von Pfeilen regnete herab, vermochte die Rüstungen der Ritter jedoch nicht zu versehren. Nicht einmal leichte Kratzer entstanden auf dem blankpolierten Metall. Wildes Schreien übertönte das Donnern der Hufe.
    Gottfried von Bouillon donnerte mit etwa fünf Rittern, unter ihnen einer der Helleber, genau auf eines der großen Tore zu, ohne dabei seine Geschwindigkeit herabzusetzen. Von oben regneten Pfeile herab. Es war ein Wunder, daß keines der Geschosse die ungeschützten Köpfe der Pferde traf. Oder zielten die Verteidiger absichtlich nicht auf die Tiere, waren Pferde in dieser menschenverachtenden Zeit so wertvoll, daß man sie nach Möglichkeit verschonte?
    Schon glaubte Zamorra, die Ritter würden gegen das geschlossene Tor prallen, da schwang dieses plötzlich auf. Die Gepanzerten stürmten hinein, rasten in eine Gruppe aufschreiender, erschrockener Krieger, die völlig überrascht waren. Und im nächsten Moment begannen die furchtbaren Stachelkugeln der Morgensterne mit ihrem Vernichtungswerk…
    ***
    Zamorra begriff jäh Gottfries Taktik. Der Anführer des Kreuzzuges kannte die Kampftaktik der Muselmanen sehr genau. Er mußte gewußt haben, daß sie sofort einen Ausfall durchführen würden, noch ehe der Kampf um die Stadttore richtig begonnen hatte. Und so war er genau in die herausstürmenden Moslems hineingerast, die nicht mit diesem tollkühnen Ansturm gerechnet hatten. Der Helleber hieb wild mit dem Langschwert um sich und hielt sich die Gegner vom Leib, die sich erst einmal von dem Schock erholen mußten, den die heranstürmenden gepanzerten Reiter unter ihnen verursacht hatten.
    Der Professor hatte sich der Mauer bis auf wenige Meter genähert. Gerade noch rechtzeitig vernahm er das seltsame Geräusch, riß den Kopf hoch - und rammte dem Pferd die Hacken in die Weichen. Gequält aufwiehemd machte das Tier einen Satz nach vom und schleuderte seinen Reiter aus dem Sattel. Dort, wo sie eben noch gestanden hatten, krachte ein schwerer Steinbrocken herab, gewichtig genug, Pferd und Reiter unter sich zu zermalmen.
    Doch das bekam der Parapsychologe nur halb mit. Instinktiv krümmte er seinen Körper zusammen, kam gut auf und rollte sich ab. Hier machte sich das eiserne Training bemerkbar, seine ständigen Übungsstunden im
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