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0124 - Das Flammenschwert

0124 - Das Flammenschwert

Titel: 0124 - Das Flammenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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vielleicht dreihundert Meter entfernt sein, möglicherweise etwas mehr. Dazwischen standen kleinere Häuser mit engen Zwischengassen.
    Plötzlich flog ein breites Grinsen über Ragnars Gesicht. Der hellebische Ritter trieb sein Pfer ein paar Meter weiter. Dort lagen Stoffetzen, und ein Kettenhemd glänzte im Sonnenlicht.
    »Sie waren hier.« Er legte den Zeigefinger an den Nasenflügel. »Hier haben sie ihr das Kettenhemd vom Körper gefetzt.« Sein waches Auge suchte den Boden und die Umgebung weiter ab. Im lockeren Sand verrieten die Spuren, daß ein erbitterter Ringkampf stattgefunden hatte, dessen Ausgang ohne Zweifel war. Langsam folgte Ragnar den weiteren Spuren. Die drei. Entführer - den Spuren nach konnten es nicht mehr gewesen sein - hatten das Mädchen wohl mit sich getragen.
    Ragnar überlegte. Die Spuren wiesen in Richtung des Palastes. Hatten die Männer Nicole Duval dorthingebracht? Unmöglich war es nicht. Zweifellos hatten die Entführer erkannt, daß Nicole eine Frau war. Einen Mann hätten sie mit Sicherheit sofort erschlagen. So aber mochten sie versuchen, Kapital aus der Gefangennahme zu schlagen. Vielleicht sollte Nicole als Geisel dienen…?
    Der Helleber gab seinem Pferd übergangslos die Sporen. Seine Begleiter folgten ihm etwas schwerfälliger. Langsam machte sich das eiserne Gewicht der Reiter auch bei den Pferden bemerkbar.
    Sie eilten dem Palast entgegen. Mittlerweile hatten sich die Spuren miteinander vermischt, doch war Ragnar sicher, auf dem richtigen Weg zu sein.
    Ein kleines Tor befand sich in der Palastmauer. Einige Jerusalemer waren zu sehen, ergriffen aber rasch die Flucht, als sie die Annäherung der Kreuzritter gewahrten. Das kleine Nebentor war verschlossen. Mit dem Schwert versuchte Ragnar, die Klinke niederzudrücken. Doch das Schloß war abgesperrt.
    Ragnar glitt vom Pferd und streckte die Hand aus. »Leih mir deinen Morgenstern, Bruder im Geiste«, forderte er einen seiner Begleiter auf.
    Dann schwang er die furchtbare Waffe. Die Kugel begann über seinem Kopf zu kreisen und immer mehr Schwung zu bekommen. Dann lenkte sie der Ritter gegen die Tür.
    Krachend zersplitterte das massive Holz unter dem wilden Schlag. Noch zweimal wiederholte Ragnar die Prozedur, dann war die Tür restlos zerschmettert. Der erste Schlag hatte das Schloß zerschmettert, die beiden folgenden die Angeln. Die zersplitterte und zerfetzte Tür kippte nach innen weg.
    Ragnar erkannte, daß sie mit den Pferden nicht hindurchkamen. Sie mußten ihren Weg zu Fuß fortsetzen. Er gebot seinen Begleitern abzusteigen. Mit klirrenden Rüstungen traten die Ritter aus Colonia nach ihm durch das Tor.
    Ein Ausläufer des Gebäudes endete einige Meter vor dem Tor. Ragnar zerschmetterte auch diese Tür mit dem Morgenstern. Dann betraten sie das Gebäude.
    Ein Stoffetzen…
    Ragnar grinste breit. »Hier sind wir richtig«, bemerkte er triumphierend. »Na, habe ich nicht eine tolle Spürnase?«
    »Vorwärts«, drängte einer der Kölner. »Ich lechze nach Heidenblut!«
    Ragnar schüttelte fast unmerklich den Kopf. Das wollte ein Christ sein? Hatte Jesus von Nazareth nicht gepredigt, man solle auch seine Feinde lieben? Machtgier, Aggressionen und Eroberungssucht waren wohl die wirklichen Motive für diesen Burschen.
    Die Männer polterten vorwärts. Dieser Teil des Palastes war völlig menschenleer. Ragnar ahnte, daß die Bewohner ihn räumten oder geräumt hatten, weil sie wußten, daß der Kampf verloren war…
    Unaufhaltsam drangen sie weiter vor.
    ***
    Ein schriller, spitzer Schrei gellte durch den Korridor!
    Zamorra erstarrte. Nicole?
    Nein, entschied er. Das konnte nicht Nicole sein, er kannte ihre Stimme nur zu gut, auch im Erregungszustand. Aber daß es eine Frau war, die geschrien hatte, stand außer Zweifel.
    Leonardo!
    Eine böse Ahnung trieb den Meister des Übersinnlichen vorwärts, dorthin, wo der Schrei aufgeklungen war. Eine Tür zu einem Gemach stand weit offen, das Schloß war - nicht aufgebrochen, sondern geschmolzen…
    Zamorra vernahm Leonardos Stimme, sie war unverkennbar. »Los, komm mit, du Biest!« Geräusche folgten, wie sie bei einem wilden Ringkampf entstehen.
    Zamorra betrat den Raum. »Aufhören!« bellte er. »Sofort aufhören!«
    Mit einem Blick hatte er die Szene erfaßt. Ein Araber lag neben der Tür; er mußte lautlos gestorben sein. In der Mitte des Raumes kauerte eine junge, betörend schöne Frau in zerrissener Kleidung vor dem Magier.
    Leonardo wandte den Kopf. Seine dunklen Augen

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