0124 - Das Flammenschwert
glühten. »Ihr?« stieß er hervor. »Monsieur Zamorra!«
Der Professor trat auf ihn zu. »Schämt Ihr Euch nicht, Euch an einer wehrlosen Frau zu vergreifen?« herrschte er den Erbauer von Château de Montagne an. »Ich hätte solch niederes Verhalten nicht erwartet, noch dazu von meinem…« Er stockte jäh. Leonardo brauchte über ihr Verwandtschaftsverhältnis nichts zu wissen, noch nicht…
»Sprecht weiter«, knurrte Leonardo, ohne die Frau aus den Augen zu lassen, die langsam von ihm abrückte.
Doch Zamorra ließ sich nicht auf eine weitere Diskussion ein. »Ihr verschwindet hier!« befahl er, die Hand am Schwertgriff.
Dennoch wurde er überrascht.
Leonardo sprang ohne erkennbaren Ansatz. Zamorra riß überrascht die Arme hoch. Doch gleichzeitig traf ihn ein wilder Hieb am Kopf. Der Helm verrutschte. Der nächste Schlag raubte ihm das Bewußtsein. Kraftlos sank der Parapsychologe zu Boden.
Leonardos Augen funkelten. Der Magier grinste teuflisch. »Du wirst mich nicht an meinem Tun hindern…«, murmelte er, wandte sich dann wieder der Frau zu.. »Ihr kommt mit, sofort! Oder ich…«
Er machte einige Schritte auf sie zu. Er brauchte seine Drohung nicht zu vervollständigen. Die junge Frau begriff auch so, was ihr blühte, wenn sie dem Giaur nicht gehorchte…
»Los, in den großen Saal!« zischte Leonardo. »Und versuche nicht, mir zu entkommen! Ich bin auf jeden Fall schneller und stärker als du!«
Er trat über den bewußtlosen Zamorra hinweg, trieb die Frau vor sich her hinaus auf den Gang. Und nur er allein sah den schwarzen Ritter, der sich beständig neben ihm hielt…
Als seine Schritte verhallt waren, ging gerade wieder das erste Zucken durch den Körper Zamorras…
***
Immer noch klirrten die Klingen. Noch immer hatte keiner der beiden Duellanten eine Entscheidung erzwingen können. Das triumphierende Lächeln war längst aus Gottfrieds Gesicht geschwunden. Der Kalif setzte ihm gewaltig zu.
War der eine durch die Ganz-Rüstung besser geschützt, so war der andere durch weniger Gewicht behindert und vermochte den wütenden Hieben besser auszuweichen. Dennoch war dem Kalifen anzusehen, daß der Kampf ihn forderte, ihm seine ganze Kraft abverlangte. Der Schweiß rann in Strömen von seiner Stirn.
Doch keiner der beiden Kämpfer siegte.
Denn plötzlich erscholl ein Schrei aus einer Frauenkehle.
»Achman!«
Obgleich der Schrei ihn überraschte, bewahrte der Kalif seine Geistesgegenwart, sprang ein paar Schritte zurück, um aus der Reichweite des Ritterschwertes zu kommen, dann erst riskierte er es, sich umzusehen. Er erschrak.
Gottfried von Bouillon erwies sich als fair. Er ließ das Schwert sinken, kämpfte nicht weiter. Auch er zeigte sich überrascht von der plötzlichen Wende. »Leonardo!« stieß er hervor.
Achmans Gesicht wurde finster und blaß. Er sah seine geliebte Frau Alyanah in der Gewalt des Magiers, von einem Dolch bedroht.
»Kalif, gebt Euch und die Stadt in unsere Hände!« schrie Leonardo heiser vor Triumph. »Oder ich töte Euer Weib!«
»Du Hund!« knirschte Achman. »Der Schejtan soll dich stückweise holen! Dreckskerl…« Er machte einen Schritt auf den Magier zu. Doch sofort berührte die scharfe Klinge Alyanahs Hals.
»Zurück! Ich töte sie!« bellte Leonardo!
Achman zitterte vor Haß und Hilflosigkeit. Alyanah in der Gewalt dieses Christenhundes! »Du räudiger Bastard eines gefleckten Schakals und eines grünen Frosches«, zischte er. Klirrend fiel der Säbel zu Boden.
Der Kalif wandte sich Gottfried zu.
»Ich gebe auf«, murmelte er tonlos. »Ich gebe die Stadt in Eure Hände, wenn nur Alyanah nichts geschieht!«
Es war ihm anzusehen, welche Mühe ihm dieser Entschluß gemacht hatte. Einerseits trug er die Verantwortung für seine Untertanen, andererseits war da die Liebe zu seiner Frau und das Verlangen, ihr zu helfen. »Ich kapituliere bedingungslos, wenn Alyanah nichts geschieht…«
Mit raschen Griffen schnallte er den Harnisch ab. Polternd fiel der Panzer zu Boden. Achman bieb abwartend vor Gottfried stehen.
Der Anführer des Kreuzzuges schob das Schwert in die Scheide zurück. »Ich…«
Er wollte weitersprechen. Im nächsten Moment jedoch weiteten sich seine Augen abermals vor Erstaunen. »Das…«
Achman fuhr herum.
Drei Männer waren eingetreten, die eine weitere Frau mit sich zerrten, deren blondes Haar ungebändigt auf ihre Schultern fiel. Wilhelm von Helleb pfiff leise durch die Zähne. »Der Tag der Überraschungen«, murmelte er
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