0124 - Die Mörder-Blumen
dieses Land gekommen?« fragte der Chinese.
»Ich bin durch die Tür gegangen.«
»Aber das ist doch verboten.«
»Nein, für mich nicht. Eine nette Frau ist gekommen und hat mir alles gezeigt.«
»Kanntest du die Frau?«
»Nee, ich habe sie nur vorher im Wald getroffen. Die ist es!« Julie streckte ihren Arm aus und zeigte auf die schwarzhaarige Vampirin.
Da wußte Suko Bescheid.
Ich hatte dem Dialog gelauscht. Die beiden Blutsaugerinnen marschierten vor mir her und wurden von meiner Beretta in Schach gehalten. Jetzt sprach ich die Schwarze an.
»Wie kam es, daß du dieses Land verlassen konntest?«
Sie drehte sich um. »Weil ich zu den Blumen wollte.«
»Und niemand hat dich gehindert?«
»Nein.«
»Könnten wir auch ohne weiteres verschwinden?« erkundigte ich mich.
»Wenn ihr es noch schafft…«
»Wer sollte uns daran hindern?«
»Mandragoro und seine Diener!« zischte sie haßerfüllt.
Nun, das wollten wir mal sehen. Bisher hatte ich diesen Dämon noch nicht zu Gesicht bekommen. Ich wußte nur, daß er existierte, mehr nicht.
Die Umgebung hatte sich kaum verändert. Aber in der Ferne sah ich die Umrisse bizarrer Felsen, die von uns aus gesehen wie hohe Türme wirkten.
Dort war unser Ziel.
Natürlich hätten wir Julie auch zurückbringen können, nur hätte einer von uns auf sie achtgeben müssen. Sich allein in diesem Land mit all seinen verborgenen Gefahren herumzuschlagen, war eine verflixt riskante und lebensgefährliche Sache.
Die Felsen waren gar nicht so weit entfernt, wie es den ersten Anschein gehabt hatte.
Meiner Schätzung nach waren 30 Minuten irdischer Zeitrechnung vergangen, als sich der Boden unter uns veränderte. Wir schritten nicht mehr über den Grasteppich, sondern jetzt auf rauhem Gestein. Zudem führte der Weg bergauf.
Es wurde schwieriger, die beiden Blutsaugerinnen im Auge zu behalten, weil ich jetzt darauf achten mußte, nicht abzurutschen.
Die Vampirinnen führten uns parallel zu einem Berghang entlang.
Links neben uns wuchs schroffes Gestein in die Höhe, rechts fiel der mit Steinen bedeckte Hang schräg in die Tiefe.
Und dann sahen wir im Tal etwas schimmern.
Der geheimnisvolle See!
Eine silbrige, runde Fläche, in der Form ein langgestrecktes Oval, auf dem die Wellen ihr Spiel trieben. Im ewigen Rhythmus rollten sie gegen das Ufer an.
An manchen Stellen war es steinig, andere wiederum zeigten einen hellen Sandstreifen.
Da wir uns in der Höhe des Sees befanden, wunderte es mich, daß die beiden Vampirinnen uns noch nicht auf das Wasser zuführten, und mein Mißtrauen wuchs.
Ich sagte aber noch nichts.
Wir gingen weiter.
Immer wieder trafen meine Blicke die Wasseroberfläche, und ich glaubte, am Ufer etwas Buntes schimmern zu sehen.
Da kam nur eines in Frage: Blumen!
Vor uns machte der Weg einen Knick nach rechts, um dabei einen Felsvorsprung zu passieren.
Da wagten sie es.
Urplötzlich ließen sich beide Vampirinnen fallen. Sie brauchten nur nach rechts zu kippen und waren vom Weg verschwunden. Sie rollten den Hang hinab, überschlugen sich dabei und hatten im Nu einige Yards Vorsprung gewonnen.
Ich jagte hinterher.
Mit einem gewaltigen Sprung überwand ich die erste Distanz, kam etwas unsanft auf und fiel sofort zu Boden, da ich mich unmöglich auf der schiefen Ebene halten konnte.
Suko stand noch auf dem Weg. Er traute sich nicht, einzugreifen, da er die Kleine bei sich hatte.
»Bleib du oben!« brüllte ich dem Chinesen zu, wobei ich mich mehrere Male überschlug.
»Okay!«
Ich spreizte Arme und Beine, ohne dabei meine Beretta loszulassen. Wenn ich sie verlor, war alles aus, dann konnten mich die Blutsaugerinnen packen.
Endlich kam ich zur Ruhe.
Die Vampirinnen waren weiter gerutscht als ich. Aber eine Fügung des Schicksals hatte die Schwarzhaarige in meine Nähe getrieben, während ihre Artgenossin etwas entfernt hockte.
Beide waren schon auf den Beinen.
Und die erste griff an.
Die dunkelhaarige Vampirin hatte die Arme weit ausgebreitet.
Sie wollte mich fertigmachen und mir ihre Nägel durch das Gesicht ziehen, doch da spielte ich nicht mit.
Meine blitzschnell angezogenen Beine wirbelten vor, trafen den weiblichen Unhold und schleuderten ihn zurück.
Die Untote krachte zu Boden.
Noch in derselben Sekunde hatte sie sich wieder erhoben. Zu einem zweiten Angriff ließ ich sie nicht kommen. Immer noch liegend, schwang ich den Arm mit der Beretta herum und drückte ab.
Auf diese Distanz konnte ich den weiblichen Blutsauger gar nicht
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