0125 - Der Leichenbrunnen
konnten.
Sie sagten kein Wort, deshalb sprach ich: »Wie geht es weiter?«
»Das wirst du schon sehen!« bekam ich zur Antwort.
Meine Neugierde war längst nicht gestillt. »Wer seid ihr?« wollte ich wissen.
Diesmal bekam ich eine konkretere Antwort. »Die Rächer.«
Damit konnte ich zwar auch nichts anfangen, gab mir aber Grund für die nächste Frage. »Wen oder was wollt ihr rächen?«
»Du hast gesehen, wer dort alles versammelt war?«
»Ja, vier Menschen. Drei Männer und eine Frau.«
»Genau. Und die vier Vorfahren dieser Männer waren es, die Baxman getötet haben.«
»Moment.« Ich kam nicht ganz mit. »Dort saßen nur drei.«
»Einer schmort inzwischen in der Hölle. Er kann nicht mehr kommen. Es ist derjenige, dessen Skelett du getötet hast.«
Jetzt kam ich überhaupt nicht mehr mit. »Das müßt ihr mir genauer erklären.« Ich war wirklich neugierig geworden, denn aus Erfahrung wußte ich, daß auch das Auftauchen dämonischer Wesen nie ohne irgendein Motiv geschah.
So auch hier.
Dann bekam ich die Geschichte aus einer anderen Sicht zu hören.
»Es geschah vor 300 Jahren, als vier Männer kamen, um den großen Baxman zu töten. Das haben sie auch geschafft. Sie ermordeten ihn und warfen seinen Körper in den Leichenbrunnen, wo er vermodern sollte. Doch sie wußten nicht, daß Baxman einen Pakt mit dem Satan geschlossen hatte. Er konnte gar nicht richtig sterben und würde irgendwann wieder erscheinen. Die Jahrhunderte vergingen, die Rache war nicht vergessen, denn die Nachkommen der vier Männer sollten dafür büßen. Drei von ihnen hast du gesehen, der vierte ist, wie ich schon andeutete, gestorben. Und heute, an diesem Tag, wird Baxman zurückkommen, um die zu ermorden, die dort versammelt sind.«
Soweit hatte ich verstanden. Ich war mir nur noch über die Rolle der Skelette im unklaren.
»Wer seid ihr?« fragte ich.
»Wir sind die Vorfahren dieser drei! Wir sind aus den Gräbern gestiegen, um Baxman zur Seite zu stehen, denn wir hatten nie Ruhe, nachdem unsere Ahnen Baxman getötet hatten. Unser Geist irrte durch die Dimensionen, wir fanden keinen Frieden, bis wir aus den Gräbern steigen konnten, um Baxman zur Seite zu stehen. Denn erst wenn die vier Nachkommen tot sind, haben wir unsere Ruhe.«
Ich verstand, wenn auch alles ein wenig kompliziert war. Ein unseliger Fluch war Wirklichkeit geworden, der nackte Horror hatte begonnen.
»Was ist mit dem Mädchen? Es hat nicht zu euch gehört?«
»Sie war der auslösende Punkt. Die schwarze Cora, wie sie früher genannt wurde, muß sterben, erst dann ist die Schmach getilgt, und Baxman kann wieder so werden wie früher.«
»Wo ist er denn?«
»Du wirst ihn noch früh genug sehen und sein Opfer werden.«
Mir rann ein Schauer über den Rücken, wenn ich daran dachte, aber im Augenblick konnte ich wirklich nichts tun.
»Dreh dich wieder um!«
Es paßte mir nicht, den Knochenmännern den Rücken zuzukehren, doch mir blieb keine Wahl.
»Geh!«
Ich schritt los. Quer ging ich über den Platz, passierte meinen Bentley und erreichte die Straße. Ich schielte nach rechts und links, doch kein Wagen ließ sich blicken. Zudem fragte ich mich, wieso die Geiseln Horse Lodge nicht verließen, da mußte irgend etwas passiert sein.
Verdammt auch.
Jetzt ärgerte ich mich, daß Suko nicht in der Nähe war. Zu zweit hätten wir es wirklich eher schaffen können.
Ich überquerte die Fahrbahn. Auf der anderen Seite begann hohes Buschwerk, das schon bald in einen Wald überging. Am Boden merkte ich, daß der Sumpf nicht weit war. Die Erde war weich und nachgiebig. Manchmal bildete sich Wasser in den Trittstellen.
Hinter mir vernahm ich die Schritte meiner Bewacher. Manchmal entstand ein schabendes Geräusch, wenn die Knochen gegeneinanderrieben. Meine Gedanken drehten sich nur um einen Punkt.
Wie kannst du die Skelette überwältigen, trotz der drei gefährlichen Waffen in ihren knöchernen Händen?
Mir fiel nichts ein.
Die andere Seite hielt wirklich sämtliche Trümpfe.
Sumpfbirken wuchsen aus dem feuchten Boden, mannshohe Gräser versperrten mir die Sicht, und links von mir stand der Wald wie eine dunkle Wand.
Dort mußte ich hingehen.
Schon bald duckte ich mich unter den Zweigen der Bäumen. Sie standen ziemlich dicht, und eigentlich durfte es jetzt nicht schwer sein, durch einen schnellen Sidestep eine gute Deckung zu finden, denn in meiner Schulterhalfter steckte noch die mit Silberkugeln geladene Beretta.
Verdammt, ich war doch kein
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