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0125 - Der Leichenbrunnen

0125 - Der Leichenbrunnen

Titel: 0125 - Der Leichenbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gemeint. Das Skelett hatte gesprochen, und die Worte drangen dumpf und drohend aus dem knöchernen Maul.
    Cora warf mir einen Blick zu.
    »Gehen Sie«, sagte ich, ohne die Lippen dabei zu bewegen.
    Das Mädchen gehorchte.
    Langsam schritt Cora auf die drei anderen Gäste und die Wirtsleute zu, die allesamt um einen runden Tisch saßen und ihre Hände auf die Platte gelegt hatten. Ein Stuhl war noch frei. Auf ihm ließ Cora sich nieder.
    Ich schielte nach links und schaute mir die Leute an. Sie waren mir alle fremd.
    Besonders fiel ein jüngerer Mann auf, der braunes Haar hatte und neben Cora saß. Er hockte so auf dem Stuhl, als wollte er jeden Augenblick aufspringen. Er hatte Mühe, sich zu beherrschen.
    Links neben ihm saß ein älterer Mann. Seine Haare waren bereits ergraut. Er trug einen braunen Tweedanzug und hatte ein rundes Gesicht. Die Person neben ihm war etwa in meinem Alter. Der Knabe hatte am meisten Angst. Sein längliches Gesicht war bleich wie eine leere Kinoleinwand, die etwas zu dicken Lippen zitterten, die schwarzen Haare hatte er nach hinten gekämmt.
    Die Wirtsleute kamen mir noch am ruhigsten vor. Obwohl auch die Frau Mühe hatte, sich zu beherrschen. Ihr Mann, schon älter, wirkte in seinem kariertem Hemd und den breiten Schultern wie ein Holzfäller.
    Das waren also die Geiseln.
    Nur ich stand noch an der Tür und schaute in die Mündung.
    Wußte der Teufel, woher die Knöchernen die Gewehre hatten und wo sie selbst herkamen.
    Rosig sah die Lage nicht gerade aus, es sprach auch niemand von uns ein Wort. Das Schweigen lastete schwer, nur die Atemzüge der Menschen waren zu hören.
    Ich faßte mich zuerst. »Darf ich fragen, was das zu bedeuten hat?«
    »Du weißt es genau!« grollte das Skelett.
    »Nein.«
    »Du hast einen Bruder von uns getötet. Wir haben es genau gesehen.«
    »Den Knochenmann im Graben?«
    »Ja.«
    »Er wollte mich angreifen«, sagte ich. »Da habe ich mich gewehrt. Es war mein gutes Recht.«
    »Dafür wirst du sterben«, hielt mir das Skelett entgegen.
    »Willst du mich erschießen?«
    »Nein, wir haben etwas anderes für dich. Du bist ein Störfaktor im magischen Spiel, und du mußt ausgeschaltet werden, bevor die Zeit der Rache beginnt.«
    »Will Baxman sich rächen?« höhnte ich.
    »Du weißt Bescheid, nicht wahr?«
    »Ja, ich habe mich informiert.«
    »Es nutzt dir nichts.«
    Ich hob die Schultern. »Abwarten.«
    Das zweite Skelett stand an der langen Theke. Von dort aus konnte es die Geiseln am Tisch gut im Auge behalten. Auch dieser Knochenmann war bewaffnet, ebenso wie der dritte, der vor einem der Fenster stand.
    »Geh jetzt«, sagte der Knöcherne vor mir. »Geh hinaus, wir werden dir folgen.«
    Ich hob die Schultern und drehte mich um. Vorher warf ich Cora noch einen Blick zu.
    Steif saß das Girl auf seinem Stuhl und zitterte. Cora hatte ebenso Angst wie die anderen.
    Verständlich.
    Ich ging wieder hinaus.
    Das Skelett folgte mir. Diese Gestalten waren nicht nackt. Über ihren Knochenkörpern trugen sie lange, dunkelbraune Kutten, ähnlich wie Mönchsgewänder.
    Angst hatte ich nicht. Ich war in meiner Laufbahn schon mit vielen anderen und gefährlicheren Gegnern fertig geworden, und ein Skelett, auch wenn es eine geladene Waffe bei sich trug, bereitete mir keine großen Sorgen. Irgendwann gab es sich bestimmt eine Blöße, dann konnte ich es überwältigen.
    Ich ging wieder nach draußen.
    Der Himmel war verhangen. Dicke Wolken trieben am Firmament, es war wesentlich dunkler geworden – und kälter.
    Aber diese Kälte konnten auch die Skelette ausstrahlen, denn sie waren Geschöpfe der Finsternis.
    Hinter mir fiel die Tür ins Schloß. Ich riskierte es und drehte mich halb um.
    Da traf mich die erste Überraschung. Hatte ich vorhin noch gedacht, mit einem Skelett fertig zu werden, so sah ich mich jetzt dreien gegenüber.
    Sie waren mir gefolgt und hatten die Geiseln allein gelassen. Zuerst wollte ich lächeln, doch das verging mir, wenn ich genauer nachdachte. Die Knöchernen waren sicherlich nicht so dumm, die Menschen ohne Sicherheit zurückzulassen. Bestimmt würden sie sich nicht befreien können. Auf irgendeine Art mußten die Skelette dafür gesorgt haben.
    Jetzt wurde es kritisch.
    Drei Mündungen glotzten mich an. Und darüber sah ich die häßlichen Schädel dieser Knochenmonster. Die knöchernen Klauen hielten die Waffen umklammert, Gewehre, die eigentlich gar nicht zu ihnen passen wollten, doch ich war sicher, daß sie auch damit umgehen

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