0125 - Der Teufel aus dem Orient
Datum Bescheid zu wissen. Er fragte nach.
Der dunkelhäutige Mann im hellbraunen Burnus hob die Brauen. »Ihr wißt nicht, welchen Tag wir haben?«
»Verzeiht«, erwiderte Zamorra. »Ich bin häufig in wichtige philosophische Betrachtungen versunken, die mich Nebensächliches, wie die Zeit, vergessen lassen.«
»Oh, ein großer Denker unserer Zeit.« Der Mann lächelte, und Zamorra vermochte nicht zu sagen, ob er sich über ihn lustig machte oder ihm wirklich Bewunderung zollte. Das eine wie das andere konnte der Fall sein.
Immerhin bekam er das zur Antwort, was er wissen wollte. Er sah Nicole an.
»Drei Monate also«, bemerkte das Mädchen. »Nun, keine schlechte Zeit.«
Der Ägypter erwies sich als äußerst interessiert. »Drei Monate«, wiederholte er. »So lange denkt Ihr bereits über Euer Problem nach?«
Zamorra schüttelte langsam den Kopf. Er überlegte kurz, dann beschloß er, dem Mann eine Warnung zukommen zu lassen.
»Nicht, was Ihr denkt.« erwiderte er. »Ihr wart so hilfreich, uns zu antworten, so will ich Euch eine Warnung zukommen lassen. Ihr wißt, daß die Giaurs, die sich Kreuzritter nennen, das Land verheeren?«
»Ich weiß.« Der Ägypter nickte, und sein Gesicht verfinsterte sich.
»Nun, in genau drei Monaten werden sie vor den Toren der Stadt stehen und stürmen. Jerusalem wird fallen. Ich sah es«, erwiderte Zamorra nun.
Der Ägypter wurde blaß. Zweifelnd starrte er den Parapsychologen an, doch dann schwanden die Zweifel. Er sah in Zamorras Gesicht, daß dieser die Wahrheit sprach.
»Das ist fürchterlich!« flüsterte er. »Und es ist wirklich wahr?«
»Ja«, sagte der Professor. »Es stimmt. Sie dringen ein und erobern den Palast. Der Kalif - Allah schütze ihn - wird erpreßt, und er kapituliert.«
»Ich werde die Stadt verlassen«, murmelte der Ägypter betroffen. »Ich danke Euch für die Warnung, unbekannter Freund. Ich weiß, wie gefährlich und brutal die Kreuzritter sind. Tausend Dank. Mögen die glücklichen Tage Eures Lebens so zahlreich sein wie die Haare auf dem Kopf meiner Frau…«
Sie gingen langsam weiter.
»Kann das nicht ein Zeitparadoxon auslösen?« fragte Nicole plötzlich. »Wenn er die anderen warnt, wenn Jerusalem besser gewappnet wird, wenn die Ritter scheitern - was dann?«
Zamorra schüttelte langsam den Kopf.
»Ich glaube nicht an ein Paradoxon«, erklärte er. »Sie werden ihm nicht glauben. Sie werden darauf vertrauen, daß die Stadtmauern stark genug sind. Wer rechnet auch damit, daß Dämonen ein Tor in die Luft sprengen, damit die Kreuzritter ungehindert einreiten können? Und wer rechnet auch damit, daß Leonardo de Montagne den Kalifen durch die Geiselnahme seiner Frau zur Aufgabe zwingt?«
Er machte eine Pause, dann fuhr er fort: »Eher mag es schon gefährlich werden, wenn wir in drei Monaten noch hier sind und uns selbst begegnen; sämtliche Ereignisse würden auf den Kopf gestellt. Aber was mich noch stärker bewegt, ist das Problem: Warum sind wir in diese Zeit versetzt worden? Was bezweckt man damit? Und warum wurden wir nicht von Anfang an hierhergebracht?«
Nicole schüttelte leicht den Kopf.
»Was fragst du mich? Ich weiß ebensowenig wie du. Aber wir werden sehen. Nichts geschieht ohne Grund. Ich bin sicher, daß sich bald schon etwas Entscheidendes ereignen wird.«
Da fuhr Zamorra zusammen.
Nicole bemerkte sein Zusammenzucken sofort. »Was ist, Chef?« fragte sie hastig, musterte forschend sein Gesicht.
Der Professor schloß langsam die Augen.
»Mir fehlt zwar das Amulett«, sagte er langsam, »aber ich bin deswegen noch lange nicht parapsychisch taub geworden. Und ich orte sie plötzlich ziemlich deutlich. Sie müssen gerade materialisiert sein.«
»Wer?« fragte Nicole atemlos, obwohl sie ahnte, wovon Zamorra sprach. Wenn er von parapsychischer Ortung sprach, so konnte er, den man den Meister des Übersinnlichen nannte, nur fremde magische Kräfte meinen, auf die er aufmerksam geworden war.
Zamorra öffnete die Augen wieder.
»Die drei Zeit-Dämonen«, erklärte er.
***
Es klatschte laut, als Nicole Duval sich mit der flachen Hand gegen die Stirn schlug. »Natürlich«, stieß sie hervor. »So muß es sein.«
»Was?« fragte Zamorra verblüfft.
»Ist doch ganz klar«, erklärte Nicole. »Wir sind tiefer in die Vergangenheit versetzt worden. Die drei Dämonen sterben erst in drei Monaten. Demzufolge müssen sie jetzt noch frisch und munter sein.«
»Was wir ihnen hoffentlich austreiben können«, brummte der
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