Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0125 - Der Teufel aus dem Orient

0125 - Der Teufel aus dem Orient

Titel: 0125 - Der Teufel aus dem Orient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
waren? Bill wußte, daß Zamorra vermittels seines Amulettes in die Vergangenheit reisen konnte. War er der gigantischen Bedrohung, diesem teuflischen Vernichtungsspiel, das die Dämonen ausgeknobelt hatten, in die Vergangenheit ausgewichen? Oder suchte er dort nach einem Ansatzpunkt, das Vorhaben der Schwarzen Familie zu vereiteln?
    Bill verwarf den Gedanken wieder. Zamorra hätte überlegter gehandelt, hätte Raffael eine Nachricht hinterlassen, eventuell auch ihn, Bill, von seinem Plan verständigt. Das alles aber war nicht geschehen.
    Also doch eine Entführung?
    Ratlos hob Bill die Schultern. Er kam nicht mehr weiter. Welchen Gedankengang er auch verfolgte, er landete stets in einer Sackgasse, die nicht weiterführte. Eine magische Entführung schied aus; Bill hatte keinerlei Reststrahlungen mehr ausmachen können. Und das Verschwinden des Professors war erst zwei Tage her, Restschwingungen hätten sich mit absoluter Sicherheit noch feststellen lassen müssen.
    Und eine Gangster-Entführung? Nein, dazu war das Schloß zu gut abgesichert. Niemand kam ungebeten herein, ohne bereits nach den ersten Schritten Alarm auszulösen - wenn es ihm überhaupt gelang, über die Mauer oder durch das Tor zu kommen. Zamorra hatte alles durchkalkuliert, hatte stets damit gerechnet, daß die Dämonen eines Tages zu menschlichen Helfershelfern greifen würden, um ihn auszuschalten. Und dennoch…
    »Einen Cognac, Mister Fleming?«
    Bill schrak zusammen. Raffael, der gute Geist des Hauses, war lautlos neben ihn getreten, ohne daß der Amerikaner ihn hatte wahmehmen können.
    Lautlos… unauffällig…
    »Ja«, murmelte Bill geistesabwesend. Whisky war ihm zwar lieber, vorzugsweise Bourbon, aber zur Not tat es auch ein Cognac. Vielleicht schaffte etwas Alkohol es, seine Gedanken anzuregen.
    Raffael war so lautlos gekommen…
    Und so lautlos war Zamorra mit Nicole verschwunden! Im Dunkel der Nacht, ohne Spuren!
    Bill begriff, daß er langsam auf die Spur kam. Doch irgend etwas blockierte seine Denkfähigkeit, enthielt ihm die Erkenntnis vor.
    Lautlos und unauffällig! Das mußte der Schlüssel sein. Es mußte eine Art des Verschwindens und der Entführung gewesen sein, die völlig lautlos und unauffällig ablief.
    Raffael kam mit dem Cognac zurück. Echter, alter Napoleon. Lächelnd schenkte der alte Diener dem Historiker ein.
    »Und ein Glas für das Fräulein, wenn es gleich herunterkommt«, murmelte er im Selbstgespräch und setzte einen zweiten Schwenker auf dem niedrigen Marmortischchen ab, Bill direkt gegenüber.
    Bill griff nach seinem Glas. »Trinken Sie mit, Raffael?«
    »Mit Verlaub, und ohne Sie kränken zu wollen, Mister Fleming: nein. Ich muß ein wenig auf meine Gesundheit achten. Sie werden verstehen…«
    Bill nickte. »In Ordnung. Danke, Raffael.«
    Der Diener glitt geräuschlos über den weichen Teppich davon. Bill hielt seinen Cognacschwenker in beiden Händen und wärmte ihn vor.
    Jemand tänzelte die Treppe herunter. Manuela, seine Reisebekanntschaft. Sie trug eines von Nicoles Kleidern. Es paßte hervorragend und stand ihr gut. Jetzt setzte Bill seinen Napoleon doch wieder ab und erhob sich.
    Während er das Château ausgependelt hatte, hatte sie intensive Schönheitspflege betrieben. Das goldbraune Haar glänzte noch feucht. Bill strahlte sie an.
    »Gut siehst du aus, Frau. Einfach blendend, wie machst du das?«
    Manuela Ford erwiderte das Lächeln. »Ganz einfach: Ich lasse mir jeden Tag von Harvard-Dozenten Komplimente machen. Das hält jung«, erklärte sie.
    Bill deutete auf den zweiten freien Sessel. »Pflanz dich ein. Echter Napoleon…«
    Manuela ließ sich in den bequemen Clubsessel niedersinken und wartete, bis auch Bill saß. Dann beugte sie sich etwas vor.
    »Lebensretter, oder wenigstens Versucher desselben, ist das hier eigentlich ein Spukschloß?«
    Bill sah überrascht auf. »Wieso das? Schottland ist doch weit…«
    Die Kunststudentin winkte ab. »In Deutschland gibt’s ja auch Spukschlösser. Nein, im Ernst, mir ist vorhin etwas Seltsames passiert.«
    Bill drehte wieder das Glas in den Händen und wartete darauf, daß der Cognac die richtige Temperatur erreichte. »Ist dir der Hund von Baskerville über den Weg gelaufen? Man sagt, seit die Schatzkammer der Queen leer geworden ist und sie die Gespenster nicht mehr finanziell unterstützen kann, wanderten die Geister auf den Kontinent aus!« Dabei brachte er es fertig, todernst zu bleiben.
    Manuela Ford verzog ebenfalls keine Miene. »Du machst

Weitere Kostenlose Bücher