0126 - Al Capone Nummer Zwei
an. »Etwas zu trinken?«
»Danke«, antwortete ich. »Ich habe genug von Whisky, der aus Ihrer Küche stammt.«
Er zog in gespieltem Erstaunen die Augenbrauen hoch.
»Ich bin seit drei Tagen in Chicago, Capone«, fuhr ich fort. »Während dieser Zeit haben Sie versucht, mich durch den rothaarigen Tony erledigen zu lassen. Dann versuchten Sie, Ihren letzten Feind Clark Hanger durch falsche Polizisten auszuheben. Wir haben Ihnen das verdorben. Wir erschossen Jack Lemmon, aber wir bekamen Tony Lugger lebend, und Sie werden sich wundern, was Lugger uns alles erzählen wird. Und dann versuchten Sie es noch einmal mit mir, indem Sie mich mit einem gepanschten Whisky versorgten. Den Nachtportier, der Ihnen dabei Hilfestellung leistete, ließen Sie über die Klinge springen, damit er nicht reden konnte. Wenn Sie sich die Unternehmungen genau überlegen, werden Sie zugeben müssen, dass Sie in drei Tagen eine Menge Fehlschläge erlitten haben. Hanger lebt noch, und ich lebe ebenfalls noch.«
»G-man, Sie erzählen hübsche Märchen«, antwortete Capone gedehnt.
Ich lachte. »Glauben Sie, ich hätte erwartet, dass Sie zugeben, Sie hätten alle diese Dinge unternommen? Ich weiß, dass Sie persönlich keinen Finger gerührt haben. Sie haben nur Ihr Köpfchen angestrengt und ein paar Geldscheine aus der Brieftasche gezupft. Ich bin nur gekommen, um Ihnen zu sagen, dass Sie so keinen Erfolg erzielen können. Wie wäre es, wenn Sie Ihre Zigarre aus der Hand legten, aus Ihrem Sessel aufstünden und selbst versuchten, Ihre Pläne in die Tat umzusetzen? Ich, Capone, würde mich freuen, Ihnen dabei zu begegnen.«
Er paffte an seiner Zigarre.
»Sie haben zu viel Wildwest-Filme gesehen, G-man«, höhnte er. »Möchten Sie, dass ich mit einem Colt im Gürtel Ihnen auf Chicagos Main Street entgegenkomme, dass wir beide ziehen, und wer schneller ist, hat gewonnen? Lieber Freund, wir würden nur unnötig den Verkehr aufhalten. Ich glaube, Sie schießen viel besser als ich. Sie haben mehr Übung.«
»Es wird Ihnen eines Tages nichts anderes übrig bleiben. Ihren Leuten wird es leid werden, für Sie die Kastanien aus dem Feuer zu holen, um zum Dank von Ihnen abgeknallt zu werden, vorausgesetzt, Sie haben nicht schon vorher Pech und verbrennen sich die Pfoten an uns. Eines Tages werden Ihre Jungs erkennen, dass Sie ein Feigling sind, Capone, dann werden sie Ihnen den Gehorsam verweigern, und dann werden Sie selbst antreten müssen.«
In seinen Augen funkelte es auf. Mit einer heftigen Bewegung zerdrückte er die Zigarre im Aschenbecher.
»Ich habe mich schon einmal von Ihnen in meinem Haus beleidigen lassen, G-man«, fauchte er. »Wenn Sie nichts anderes zu sagen haben, dann gehen Sie! Oder haben Sie einen Haftbefehl gegen mich?«
»Nein, Capone«, antwortete ich ruhig. »Ich wollte Ihnen nur einmal meine Meinung sagen. Auf Wiedersehen also auf Chicagos Main Street. Machen Sie sich keine Gedanken! Ich werde für die Regelung des Verkehrs sorgen lassen, wenn es soweit ist.«
Während dieses Gesprächs hatte sich die Halle mit den Leibgardisten Ty Mozzo, Pal Ruggiero und Hank Punghale bevölkert. Wir beachteten sie nicht, als wir hinausgingen.
Als wir im Auto saßen, sagte Terrigan: »Der Henker soll mich holen, wenn ich verstehe, was Sie mit diesem Besuch bezweckten, Cotton.«
»Mehreres«, antwortete ich gut gelaunt. »Zunächst einmal wollte ich Capone deutlich sagen, dass wir von der Abhöranlage nichts wissen, und dass er seinen Mann im Undertree Hotel nicht zurückzuziehen braucht. Zweitens wollte ich ihn vor seinen eigenen Leuten madigmachen. Das verträgt er schlecht. Ich tat es schon einmal, und da hatte ich ihn beinahe soweit, dass er Streit vom Zaun brach. Wenn er es getan hätte, hätten Sie keine Sorgen mehr mit ihm, Dan. Allerdings hätten Sie die Wahl gehabt, ob Sie an seiner oder an meiner Beerdigung teilnehmen wollten. Und damit komme ich zum dritten Punkt. Ich will, dass er sich persönlich mit mir anbindet. Wissen Sie nicht, dass er maßlos eitel ist? Wenn ich ihn oft genug einen Feigling nenne, wird er eines Tages gar nicht umhin können, sich, seinen Leuten und mir zu beweisen, dass er es nicht ist. Wenn es uns außerdem gelingt, seine Pläne zu durchkreuzen und Erfolge zu vereiteln, treibt ihn außerdem die Notwendigkeit, seine Leute unter dem Daumen zu halten, dazu, wieder persönlich eine Kanone in die Hand zu nehmen.«
Dan kratzte sich den Kopf. Er schien nicht ganz überzeugt. Ich wechselte das
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