0126 - Al Capone Nummer Zwei
würde.
Ich überprüfte meine Möglichkeiten. Es blieben mir nur noch zwei. Die eine Möglichkeit trug den Namen eines Mannes: Dick Print, der Dieb, Einbrecher, Heiratsschwindler aus San Francisco, der die Entführung Clark Hangers in Polizeiuniform organisiert hatte. Gegen ihn besaßen wir einen Zeugen in Gestalt jenes Tony Lugger, der im Hospital lag und dessen Schusswunden langsam verheilten. Lugger war gegen Print ziemlich geladen und damit bereit, ihn vor Gericht zu belasten, und wenn Print seine eigene Haut nicht retten konnte, würde er sicherlich bereit sein, den Namen des Mannes zu nennen, für den er den Entführungsversuch inszeniert hatte. Ich war ziemlich sicher, dass es der Name eines Mannes sein würde, der nahe bei Capone lebte, wenn es nicht gar Capones Name selbst sein würde.
Prints Steckbrief hing in allen Städten der Staaten.
Irgendwann würden wir ihn erwischen, aber es blieb die Gefahr, dass Capone ihn vor uns fasste und ihn stumm machen ließ. Hingegen hielt ich die Möglichkeit, dass Print sich mit Capone einigte, für sehr gering. Durch die Steckbriefe musste Print wissen, dass wir ihn suchten und dass er dadurch für Capone eine Gefahr war, und es musste für ihn klar sein, dass Capone eine Gefahr beseitigen würde, sobald er es konnte. Print musste sich vor Capone mehr hüten als vor der Polizei. Wahrscheinlich fühlte er sich in seiner Haut zurzeit nicht sehr wohl. Kein Zweifel, dass Chicago zurzeit für Dick Print der heißeste Boden war, und doch glaubte ich, dass er sich noch in der Stadt befand.
Die andere Möglichkeit lag im Undertree Hotel, in dem ich immer noch wohnte, und in dem sich immer noch der Mann aufhalten musste, der die Abhöranlage benutzt hatte. Wir wussten, dass wir den Mann in einem relativ kleinen Personenkreis suchen konnten, nämlich unter den Leuten, die nach mir ins Hotel gezogen waren. Jeden Morgen zeigte mir der Empfangschef das Gästebuch, und jeder Mann, des verdächtigen Personenkreises, der abreiste, wurde von uns beschattet. Nicht beschattet wurden die Leute, die noch im Hotel wohnten. Ich hielt es für zu gefährlich, da Capone, wenn er merkte, dass wir nicht an die Mittäterschaft des getöteten Nachtportiers glaubten, auch diese Verbindung unterbrechen ließ, und wir hatten erfahren, dass es immer den Tod eines Menschen bedeutete, wenn der Gangsterboss eine Spur, die zu ihm führte, verwischte.
Wenn ich nachts, allein oder in Begleitung von Terrigan, die Vergnügungsstraßen des Schlachthofviertels durchstreifte, dann grinste mich Capones Sieg aus jedem Gangstergesicht an, dem ich begegnete. Nie wurde ich angepöbelt. Im Gegenteil, man behandelte mich mit besonderer Sorgfalt. Als eines Nachts zwei angetrunkene Schlachthofarbeiter unbedingt ihre Kräfte an mir erproben wollten, tauchten aus einer Nebenstraße drei Männer auf und jagten die Betrunkenen mit Fußtritten auseinander.
Einer der Männer entpuppte sich als Chap Cherryl. Er zog mit übertriebener Höflichkeit den Hut und sagte: »Tut mir leid, dass Sie belästigt worden sind, G-man. Es soll nicht wieder Vorkommen. Wir möchten, dass Sie sich wohl bei uns fühlen und dass Sie die Überzeugung gewinnen, dass es hier anständig zugeht.«
»Wer zahlte eigentlich besser, Chap?«, fragte ich. »Hanger oder Capone?«
Er lächelte, ließ die Frage unbeantwortet und verschwand mit seinen Kumpanen in der Dunkelheit.
Ich war auf dem besten Weg, eine lächerliche Figur zu werden. Capone nahm mich als Gegner nicht mehr ernst, und das war schlimmer, als wenn er mich für so gefährlich gehalten hätte, dass er mir jeden Morgen eine Dynamit-Bombe zum Frühstück geschickt hätte. Dann endlich trat ein Ereignis ein, das uns endlich eine Chance bot.
***
In den Wohnvierteln rings um den Michigansee Frachthafen erwischte ein Cop einen Mann, der seinen Wagen falsch geparkt hatte. Der Mann war im Begriff, auszusteigen, als der Polizist an das Auto herantrat.
»Falsch geparkt, Mister«, sagte er. »Kostet ein paar Dollar. Führerschein und Ausweis bitte.«
Der Mann zuckte die Achseln, drehte sein Gesicht weg und nahm die Brieftasche heraus. Er öffnete sie, entnahm ihr einen Führerschein, der auf den Namen Tom Prough lautete und im Staat Alabama ausgestellt war.
»Wo wohnen Sie hier in Chicago?«, fragte der Verkehrspolizist.
»Greenwood Hotel, Crossfield Road«, antwortete der Mann, aber er zögerte einen winzigen Augenblick, bevor er das Hotel nannte, und dieses Zögern fiel dem Polizisten
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