0126 - Al Capone Nummer Zwei
auf.
»Hören Sie, Sir«, sagte er. »Ich nehme an, dass Sie nichts dagegen haben, wenn 40 ich feststelle, ob Sie wirklich im Greenwood Hotel wohnen.«
Der Mann protestierte. »Wirklich, ich wohne dort. Ich habe noch mindestens eine Woche in Chicago geschäftlich zu tun. Sie brauchen nicht zu fürchten, dass ich nicht vor Gericht erscheine, Sergeant«
Aber der Polizist war nicht umzustimmen.
»Die Crossfield Road ist nicht weit, Mister«, beharrte er. »Es wird Ihnen nichts ausmachen, wenn wir kurz dort vorbeifahren.«
Er ging um den Wagen herum, öffnete die Beifahrertür, stieg ein und -blickte in die Mündung einer Pistole.
»Keine falsche Bewegung«, sagte der Mann, der laut Führerschein Tom Prough hieß. »Ich fülle dich mit Kugeln wie ’nen Weihnachtsputer mit Kastanien.«
Er nahm dem Beamten die Pistole aus dem Futteral.
»Zu belebt, um dich hier zu erledigen«, knurrte er. »Rück ans Steuer. Ich kann nicht fahren und dich im Schach halten.«
Der Polizist gehorchte. Der Gangster gab den Platz frei und ging selbst um das Auto herum, um sich auf den Beifahrersitz zu setzen. Der Cop rutschte hinter das Steuer, und während der Mann, der die Pistolen in der Tasche verbarg, vor dem Auto herging, erkannte er ihn plötzlich. Es war Dick Print.
Der Polizist schaltete mit einer Geschwindigkeit, die ihm alle Ehre machte. Print hatte den Schlüssel im Zündschloss gelassen. Der Cop griff zu und drehte ihn. Der Motor sprang an. Der Polizist gab Gas, warf den ersten Gang hinein und versuchte, Print auf die Hörner zu nehmen.
Print rettete sich mit einem gewaltigen Sprung zur Seite, als der Motor auf heulte. Noch rollte der Wagen kaum, und der Polizist zog den Kopf ein und dachte, der Gangster würde das Feuer eröffnen, aber kein Schuss fiel.
Das alles geschah in Sekundenschnelle. Der Wagen tat einen gewaltigen Satz nach vorn und prallte zwei Autolängen weiter gegen einen Laster, der dort abgestellt war. Er verbeulte sich das Gesicht, und dem Cop am Steuer flogen die Splitter um die Ohren. Unterdessen raste Print in entgegengesetzter Richtung davon. Bevor der Polizist sich aus dem Wagen befreit hatte, hatte er einen Vorsprung von hundert oder mehr Yards gewonnen.
Der Cop rannte hinter ihm her und trillerte auf seiner Pfeife. Print verschwand in einem U-Bahn-Schacht.
Viele Leute liefen die Treppen des Schachtes hinauf oder hinunter. Print fiel nicht besonders auf, weil die meisten der anderen U-Bahn-Fahrer es ebenfalls sehr eilig hatten. Er tauchte in der Menschenmenge unter.
Der Polizist war klug genug, den Gangster nicht auf eigene Faust zu suchen. Er ließ kurzerhand den ganzen U-Bahn-Verkehr stoppen, verbot die Benutzung der Treppen und telefonierte Verstärkung herbei. Innerhalb von zehn Minuten war der Bahnsteig hermetisch abgeriegelt worden, aber diese zehn Minuten musste Print auf irgendeine Weise ausgenutzt haben, denn als das Einsatzkommando den Bahnsteig und alle Einrichtungen systematisch und genau abzusuchen begann, fand sich von dem Gangster keine Spur.
Unterdessen untersuchte Inspektor True, ebenfalls herbeitelefoniert, den Wagen, in dem Print gesessen hatte. Er stellte sich als Chicagoer Mietwagen heraus, der erst gestern von einem Autoverleih gemietet worden war. Wichtiger aber war, dass sich auf den Rücksitzen eine Aktentasche befand, in der Inspektor True ungefähr dreitausend Dollar und einige Papiere entdeckte. Unter diesen Papieren befand sich eine Wochenrechnung einer Pension in der Lerring Street. Der Inspektor fuhr sofort hin. Die Pension gehörte einer alten, etwas schwerhörigen und sehr harmlosen Dame. Es stellte sich heraus, dass Print schon seit Wochen hier ein Zimmer bewohnte, dass er es aber heute Morgen gekündigt hatte. Sein Koffer stand noch in dem Raum, fertig gepackt. Er hatte der Dame gesagt, er würde noch einmal vorbeikommen, um ihn abzuholen.
***
True informierte Terrigan, und dieser informierte mich. Wir trafen uns mit dem Inspektor in Terrigans Office.
»Ich wundere mich, dass er das Zimmer nach dem missglückten Anschlag auf Hanger nicht gewechselt hat«, sagte der Inspektor. »Er musste doch damit rechnen, dass ihm Capones Leute auf die Bude rückten.«
»Wahrscheinlich hat er Capone oder dessen Beauftragten von Anfang an im unklaren über seinen Unterschlupf gehalten«, antwortete ich. »Ich finde es bezeichnend für Print, dass er sich nicht in irgendeiner Spelunke einquartiert, sondern eine ordentliche und anständige Pension wählt. Wenn der Inhaber
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