0126 - Satans Razzia
hier.«
»Laß mich nicht allein.«
»Zwei Minuten nur.«
Yolandas Blick richtete sich an Jimmy Sparv vorbei auf ein schmales Fenster. Plötzlich weiteten sich ihre Augen. Ein fassungsloser Ausdruck prägte sich in ihr Gesicht.
»Jimmy!« hauchte sie.
Er wirbelte herum, sah nichts. »Was ist? Hast du was gesehen, Yolanda?«
Das Mädchen nickte verstört.
»Einen Kerl?« fragte Jimmy Sparv.
»Es… es war ein … Du wirst es nicht glauben, Jimmy.«
»Sag es trotzdem.«
»Es war ein Totenkopf!«
Jimmy Sparv ballte die Hände. »Da erlaubt sich jemand mit uns einen dummen Scherz. Dem werde ich solche Späße austreiben.«
Er benützte nicht die kleine Holzleiter, die man hochklettern mußte, um dorthin zu gelangen, wohin er sich mit Yolanda Yale zurückgezogen hatte, sondern sprang die eineinhalb Meter hinunter.
Draußen wischte – oder kratzte – etwas über die morsche Bretterwand.
Jimmy schaute sich nach einem handlichen Gegenstand um, mit dem er sich bewaffnen konnte. Der Stiel eines abgebrochenen Ruders schien ihm dafür bestens geeignet zu sein, er lag gut in der Hand.
Jimmy ließ den »Knüppel«, auf und ab wippen. »Na warte!« knirschte er und eilte zur Tür.
Er öffnete sie vorsichtig. Der Kerl, der Yolanda mit dieser Totenkopfmaske erschreckt hatte, sollte nicht vorzeitig gewarnt werden.
Langsam zog er die Tür auf.
Der Wald reichte bis zum See hinunter. Wie ein riesiger Schirm spannten sich die Baumkronen über das Bootshaus und ließen kaum einen Sonnenstrahl durch. Jimmy lauschte.
Nichts.
Kein Geräusch.
Das bedeutete jedoch noch lange nicht, daß sich der Kerl bereits verdrückt hatte. Es gab genügend Büsche, hinter denen er sich versteckt haben konnte.
Jimmy Sparv trat aus der Bootshütte. Er schlich an der Holzwand entlang, linste um die Ecke. Auch hier war niemand.
Der Junge begann daraufhin die nähere Umgebung des Bootshauses abzusuchen. Nahe beim See – im sandigen Boden – fand er seltsame Spuren.
Die Spuren eines skelettierten Fußes!
»Die Maske muß über komplett sein«, brummte Jimmy. Er folgte den Spuren, doch schon nach wenigen Metern wurde der Boden steinig, und die Spuren waren nicht mehr zu sehen.
Sobald Jimmy Sparv sicher war, daß sich niemand mehr in der Nähe der Bootshütte befand, kehrte er zu seiner Freundin zurück.
Yolanda kauerte auf dem Boden. Sie umklammerte ihre Knie mit den Armen und hatte den Kopf furchtsam gesenkt.
Sie zitterte, als würde sie frieren.
Ihre Angst war so groß, daß sie Jimmy nicht kommen hörte. Als er nun das Wort an sie richtete, zuckte sie wie unter einem Peitschenhieb zusammen.
»Alles okay«, hatte Jimmy Sparv gesagt.
Sie blickte ihn ungläubig an. »Das sagst du nur, um mich zu beruhigen.«
»Es ist wahr. Der Kerl ist abgehauen. Ein idiotischer Spaßvogel.«
»Du glaubst, das war einer aus dem Lager?«
»Natürlich. Du etwa nicht?«
»Vermutest du, daß der Totenkopf eine Maske war?«
»Was soll es denn sonst gewesen sein?« fragte Jimmy Sparv.
»Denk an die schwarze Abtei. Dort soll es spuken.«
»Ammenmärchen. Die werden in Little Fox verbreitet, damit sich niemand zu weit vom Lager entfernt. Glaubst du etwa die kursierenden Schauergeschichten?«
»Und ob.«
»Blödsinn.«
»Jimmy, was ich vorhin gesehen habe, war bestimmt keine Maske.«
Der Junge winkte ab. »Ich denke, in dem Punkt werden wir zu keiner Einigung kommen. Versuch nicht mehr daran zu denken. Der Spuk ist vorbei. Wir sind wieder allein. Sprechen wir von erfreulicheren Dingen.«
»Du hast vielleicht Nerven. Mir sitzt der Schock noch tief in den Gliedern, und du verlangst von mir, ich soll nicht mehr daran denken.« Yolanda erhob sich.
Jimmy Sparv wollte ihr das Gefühl von Geborgenheit und Schutz vermitteln, indem er sie in seine Arme nahm.
Doch sie sträubte sich. »Laß das jetzt bitte. Ich bin nicht mehr dazu in Stimmung.«
»Was möchtest du tun?«
»Ich würde die Hütte gern verlassen.«
Jimmys Brauen zogen sich zusammen. »Wenn ich herauskriege, wer dich so erschreckt hat, dann knöpf ich ihn mir vor, das schwöre ich dir.«
Er half Yolanda beim Hinunterklettern.
Wenig später traten sie aus der Bootshütte. Ein vollkommen friedlicher Wald umgab sie. Leise rauschte der Wind in den Wipfeln. Vom See her wehte eine frische, gute, angenehme Luft.
»Ich begleite dich ein Stück«, entschied Jimmy Sparv. Normalerweise trennten sie sich immer hier.
»Man sollte uns nicht zusammen sehen«, sagte Yolanda Yale.
»Das wird man
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