0126 - Satans Razzia
Polizeifahrzeuge.
Augenblicke später gerieten wir in ein Chaos, das kaum noch zu überbieten war. Panik in allen Gesichtern. Grauen. Namenlose Angst.
Wir brauchten keine Hellseher zu sein, um sofort zu wissen, was in diesem Lager lief.
Mein chinesischer Freund und ich hasteten zwischen den Blockhäusern hindurch. Ich hatte bereits meine Beretta in der Hand.
Suko zog seine Waffe gleichfalls.
Die Schüsse verstummten. Ich sah einen Polizisten, dessen Gesicht blutverschmiert war. Er taumelte. Ein Kollege nahm sich seiner an, führte ihn zu den Fahrzeugen.
Und dann sah ich ein Skelett!
Suko und ich waren bestens aufeinander eingespielt. Es bedurfte in solchen Situationen niemals vieler Worte.
Ein Blick genügte.
Wir trennten uns.
Der Knochenmann verschwand hinter einem Busch. Ich beschrieb einen Bogen und pirschte mich an die Stelle heran. Blätter zitterten. Aha, dachte ich. Er erwartet dich.
Okay, ich war nicht zu feige, ihm entgegenzutreten. Fünf Yards war ich noch von dem Busch entfernt.
Ich machte mich auf einen Angriff gefaßt.
Das Gerippe ließ sich noch nicht blicken, aber ich fühlte mit jeder Faser meines Körpers, daß es da war.
Meine Nerven waren straff gespannt.
Irgendwo in der Nähe war auch Suko. Es war unsere Absicht, das Skelett in die Zange zu nehmen.
Zwischen den Zweigen schimmerten mir schon die bleichen Knochen meines Gegners entgegen.
Ich hob die Silberkugelberetta. Das Ganze spielte sich keine hundert Yards von den Blockhäusern entfernt ab. Nach wie vor herrschte Lärm im Lager.
Ich machte den nächsten Schritt.
Da flitzte der Rekrut des Satansgenerals aus dem Busch. Darauf hatte ich gewartet. Er überraschte mich nicht. Sein haßerfülltes Knurren vermochte mich nicht einzuschüchtern.
Ich wußte haargenau, was zu tun war.
Und ich tat es mit einer Ruhe, die mich selbst verblüffte.
Blitzartig warf ich mich nach links. Fast automatisch richtete sich meine Pistole auf den Gegner. Ich brauchte nichts weiter zu tun, als abzudrücken, und damit zögerte ich keine Sekunde.
Der Schuß peitschte auf.
Die geweihte Silberkugel traf ihr Ziel. Das Skelett überschlug sich in der Luft und fiel wie eine Marionette, deren Fäden man gekappt hat, neben mir zu Boden.
Aus. Vorbei. Die Kraft des Guten hatte einmal mehr gesiegt. Das Skelett löste sich innerhalb weniger Augenblicke auf.
Jetzt erst tauchte Suko auf.
»Du kommst spät«, sagte ich.
»Besser als gar nicht«, erwiderte er.
Sein Gesicht spiegelte in den seltensten Fällen seine Gefühle wider. Diesmal war es jedoch plötzlich der Fall, und was ich im Antlitz meines chinesischen Partners lesen konnte, hatte nichts Gutes für mich zu bedeuten.
Gefahr!
Hinter mir!
Ich hörte auch schon das verräterische Knarren trockener Gelenke.
Ein zweiter Satansrekrut hatte die Szene betreten!
***
Die allgemeine Panik hatte auch Yolanda Yale erfaßt. Ihr Geist hatte ausgehakt. Sie handelte mechanisch, ohne zu denken. Auf Flucht war sie programmiert. Nichts war ihr wichtiger.
Sie lief an schreienden Mädchen vorbei. Vielleicht schrie sie auch.
Sie wußte es nicht. Vergessen war Jimmy Sparv. Vergessen war das ganze Lager. Die ganze Welt schien für Yolanda Yale nicht mehr zu existieren.
Sie fühlte sich mutterseelenallein in ihrer großen Furcht, die sie auf den Wald zuscheuchte wie ein ängstliches Reh.
Weit kam sie nicht.
Ein querliegender Baumstamm stoppte ihren Lauf. Sie wollte ihn überspringen, kam aber nicht hoch genug, blieb mit den Fußspitzen hängen und landete unsanft auf dem Waldboden.
Und da blieb sie liegen.
Der Baumstamm war ein schützender Wall. Sie streckte sich neben ihm aus und versuchte, neue Kräfte zu sammeln. Dabei schluchzte sie ununterbrochen. Das kam von den angegriffenen Nerven.
Was für ein Horror war über das friedliche Ferienlager hereingebrochen!
Yolanda kam langsam wieder zu sich. Sie hörte die Schüsse und zuckte bei jedem neuen Knall heftig zusammen.
Vorsichtig hob sie den Kopf. Nun bekam sie nach und nach mit, wo sie sich befand. War sie hier sicher?
Sie hoffte es.
Erde klebte in ihrem hübschen Gesicht. Sie wußte es nicht. Mit zitternder Hand wischte sie sich die Tränen ab. Danach war ihr Gesicht mit Schmutz verschmiert, aber was machte das in dieser Situation schon.
Obwohl sie wieder bei Kräften war, hätte sie nicht den Mut, sich zu erheben. Ausgestreckt blieb sie neben dem dicken Baumstamm liegen. Käfer und Ameisen krochen über sie. Es störte sie nicht.
Wie durch dicke
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