0127 - Al Capone Nummer Zwei
Sirenen zischte ein erster Streifenwagen um die Ecke. Von der anderen Seite kamen Terrigan und der Überwachungsmann.
Auch von links kam ein Mann in langen Sprüngen.
Der Gangster auf dem Bürgersteig war nicht tot, nicht einmal angeschossen. Er hielt seine Pistole noch in der Faust. Ich trat sie ihm aus der Hand, bückte mich und zog ihn hoch.
Sein Gesicht war voller Blut, und erst dachte ich, es hätte ihn doch erwischt, aber es war nicht sein eigenes Blut.
Über dem Steuer war der Mann zusammengefallen, den ich durch die Windschutzscheibe getroffen hatte. Er war tat und sah ziemlich scheußlich aus. Der zweite Gangster erlitt einen Nervenschock, als der Kumpan unmittelbar neben ihm den Tod fand.
Ich schüttelte den Burschen.
»War noch jemand bei euch?«, brüllte ich ihn an.
»Ja«, wimmerte er. »Rush! - Dort!« Er zeigte auf die Kneipe. »Erschießt mich nicht! Erschießt mich nicht!«
Ich stieß ihn den herbeistürzenden Cops in die Arme, sprang über die Glastrümmer in die Kneipe.
Totenstille! Ich wusste, wo sich der Lichtschalter befand. Das Licht flammte auf.
***
Das Lokal war leer. Die Stühle standen auf den Tischen. Bis auf die paar Glasscherben sah alles ordentlich und unberührt aus.
Dan Terrigan kam mir nach. Zusammen drangen wir in die Küche ein. Auch hier niemand. Dahinter lag Hellers Schlaf- und Wohnraum, ein kleines, einfach möbliertes Zimmer. Das Bett schien benutzt zu sein, aber keine Kleidungsstücke waren zu sehen. Das Fenster, das zum Hof hinausging, stand offen.
Ich rief: »Heller!«
»Hier«, antwortete eine Stimme von draußen.
Ich lief zum Fenster und fragte: »Sind Sie…«
»Kopf weg, G-man!«, schrie Hellers Stimme von irgendwo aus der fast absoluten Finsternis des Hofes.
Ich ließ mich fallen, aber nichts geschah.
»Oder machen Sie wenigstens das Licht aus, wenn Sie mit mir reden wollen«, rief Frank Heller, jetzt eine ganze Nummer gemütlicher. »Einer von unseren Freunden steckt nämlich hier irgendwo im Hof, und er könnte in die Versuchung geraten, Ihnen ein Loch in den Kopf zu schießen, wenn Sie ihn zu zielgerecht hinhalten. Obwohl ich glaube, dass ihm die ganze Sache nicht mehr viel Spaß macht.«
Terrigan, der an der Tür stehen geblieben war, knipste das Licht aus.
»Sind Sie glatt davongekommen, Heller?«
»Ohne jeden Kratzer, aber wir haben keine Zeit für lange Unterhaltungen. Ich weiß nicht, ob unser Freund nicht doch noch ein Schlupfloch aus der Falle findet, wenn wir so laut herumreden.«
Ich richtete mich ein wenig auf.
»Rush!«, rief ich. »Wenn du vernünftig bist, gibst du auf! Du hast drei Minuten. Dann holen wir dich.«
Tiefe Stille. Dann hörten wir ein Poltern und eine raue, fremde Männerstimme: »Okay, ich ergebe mich!«
»Komm in das Zimmer zurück. Durch das Fenster!«
Ich huschte bis zur Küchentür, gab Terrigan ein Zeichen, das Licht in dem Schlafraum wieder anzumachen und ich nahm dann mit ihm Deckung links und rechts von der Tür in der Küche.
»Los! Jetzt komm!«, rief ich.
Die raue Männerstimme sagte unsicher: »Knallt mich nicht ab, wenn ich ins Helle komme!«
»Mann, wir sind G-men, aber keine Mörder! Komm! Die drei Minuten sind vorbei!«
»Aber, der andere, der…«
»Der verhält sich genau so ruhig wie wir! Vorwärts!«
Gepolter auf dem Hof. Der Klang von Schritten. Zwei Hände umgriffen den unteren Rand des Fensterrahmens. Ein Kopf tauchte auf. Der Mann schwang sich ins Zimmer und hob sofort die Arme.
Terrigan und ich verließen die Deckung und gingen auf ihn zu. Dan tastete seine Taschen ab, aber er war waffenlos.
»Du bist Paolo Rush, nicht wahr?«, sagte ich. »Deinen Namen kennen wir schon aus einem anderen Zusammenhang. Es ist kein guter Job mehr, für Capone zu arbeiten.«
Hinter Rush tauchte Heller auf. Er war vollständig bekleidet und hielt eine Pistole in der Hand.
»Hallo«, sagte er, ging auf den Gangster zu und sah ihm ins Gesicht.
»Möchte mir das Gesicht meines Mörders mal ansehen«, knurrte er, hob den Arm und schien zuschlagen zu wollen. Aber bevor ich eingreifen konnte, ließ er den Arm wieder sinken und sagte: »Lohnt nicht! Gibt nur schmutzige Hände!«
Der Überwachungsbeamte, der mit uns in der Toreinfahrt gestanden hatte, stürzte herein.
»Auf der Alvester Street ist noch ein toter Mann gefunden worden«, meldete er. »Er scheint aus einem der Farrey-Wagen geworfen worden zu sein. Meinen Kollegen Green hat es auch erwischt. Er bekam eine MP-Serie in die Beine; vier oder
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