0127 - Al Capone Nummer Zwei
sagte er schon: ›Chap Cherryl wird sich in einigen Tagen auch verhaften lassen. Du kannst sicher sein, dass er die gleichen Aussagen macht wie du. In spätestens zwei Wochen müssen die Bullen euch gegen Kaution freilassen. Die Kaution stellen wir‹.«
»Du weißt doch, dass Mozzo nicht der wirkliche Chef war?«
»Ja, alle sagen, dass Capone der wirkliche Chef ist, und ich habe zweimal Capone und Mozzo zusammen im Schlachthofviertel gesehen. Es war klar, dass Capone die Befehle gab. Aber dann wurde Ty Mozzo von euch gejagt und erledigt. Capone erschien nie wieder im Schlachthofviertel. Eines Tages versammelte Chap Cherryl alle Boys, die für Mozzo gearbeitet hatten, und sagte ihnen, dass er vom Chef als sein Vertreter für das Schlachthofviertel bestimmt worden sei. Er suchte sich drei Jungs als Leibwache aus, aber er wählte nicht mich. Und als ich zu ihm sagte, er solle gefälligst mal ein paar Dollar mehr ausspucken, da musterte er mich mit ’nem Drillbohrerblick und antwortete: ›Leiste erst mal etwas für dein Geld‹.«
Ich fischte das Zigarettenpäckchen aus der Tasche, bot dem Gangster ein Stäbchen an und nahm mir selbst eines.
»Ganz hübsche Geschichte, Fant, aber ich weiß nicht, ob sich etwas damit anfangen lässt. Willst du als Zeuge vor Gericht auftreten? Cherryl bringt zwanzig Männer, die jedes Wort, das du sagst, für erfunden und erlogen erklären.«
»Verdammt, ich will vor kein Gericht, G-man, nicht als Zeuge und nicht als Angeklagter. Wenn du Chap Cherryl den Mord an Hanger nachweisen kannst, so ist er doch geliefert, nicht wahr?«
»Ja«, antwortete ich.
»Ihr habt doch Hangers Leiche gefunden. Ich nehme an, ihr habt euch die Kugeln genau angesehen, die in seinem Rücken steckten?«
»Selbstverständlich. Das geschieht in jedem Fall.«
»Ich habe gelesen, dass man an der Riefenbildung des Geschosses mit unumstößlicher Sicherheit nachweisen kann, aus welcher Pistole die Kugeln abgefeuert worden sind. Stimmt das?«
»Es stimmt, wenn man die entsprechende Pistole ebenfalls findet. Die Züge in hundert Pistolen des gleichen Kalibers sind nie genau gleich. Diese Züge ergeben eine ganz bestimmte Art von Kratzern, die unter dem Mikroskop festgestellt werden können. Feuert man Probekugeln aus der vermutlichen Mordwaffe ab, so müssen sich darauf die gleichen Riefen zeigen wie auf den Kugeln, die den Mann getötet haben.«
»Ich verstehe nichts von eurem technischen Kram«, sagte Fant ungeduldig. »Wird ein Richter einen Mann aufgrund eines solchen Beweises auch ohne Geständnis zum Tode verurteilen?«
»Ich bin kein Richter, aber der Mann wird es nicht leicht haben, das Gericht von seiner Unschuld zu überzeugen.«
»Okay, ich sage dir, G-man, wo du die Pistole finden kannst, mit der Clark Hanger erschossen wurde.«
Ich stieß einen leisen Pfiff aus. »Wo?«
»In Chap Cherryls Wohnung. Er hat eine neue Wohnung bezogen, Clairwood Street 601. Er hat sich eingerichtet, als wäre er der Besitzer einer Fabrik. Sogar Bücher hat er sich gekauft. Stell dir vor, G-man: Bücher. Ich wette, er hat nie eines davon gelesen. Er hat sie nur wegen der Angabe gekauft, yardweise. Und hinter diesen Büchern liegt Chaps alte Pistole. Ich wette meinen Kopf, dass er mit dieser Kanone Clark vier Kugeln in den Rücken jagte.«
»Woher weißt du, dass die Pistole dort liegt?«
»Früher trug Chap immer eine Webster Pistole 765, aber als er wieder auftauchte, schleppte er eine Steelson Kanone mit sich herum. Als er die neue Wohnung bezog, lud er einige von den Jungs, ein paar Mädchen und auch mich zu einer Einweihungsfeier ein. Es wurde mächtig getrunken, aber ich war nicht in der richtigen Stimmung. Ich kramte in den Büchern, um zu sehen, ob nicht ein paar scharfe Sachen dabei wären, aber es war ganz vornehmes und unverstehbares Zeug. Ich nahm einen besonders dicken Wälzer heraus, und da sah ich dahinter die Webster-Pistole liegen. Chap war an dem Abend betrunken. Früher hat er kaum einen Drink angerührt, aber seitdem er sich als Chef fühlt, gibt er häufig Partys, bei denen der Sekt in Strömen fließt. Ich fragte ihn, warum er die Webster nicht mehr trüge. Er lachte und antwortete: ›Rühr meine Kanone nicht an. Sie hat mir Glück gebracht. Ich verwahre sie als Talisman‹.«
Fant kam näher und flüsterte: »Ich habe mir damals schon Gedanken darüber gemacht. Er trägt die Kanone nicht mehr, weil er weiß, dass sie ihm das Genick brechen kann, wenn ein Cop ihn damit schnappt, und sei
Weitere Kostenlose Bücher