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0128 - Die Hexe aus dem Fluß

0128 - Die Hexe aus dem Fluß

Titel: 0128 - Die Hexe aus dem Fluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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seinem Griff. So muß es klingen, wenn eine Klapperschlange lacht, dachte er bestürzt.
    »Töte mich doch«, gurrte sie. »Asmodis wird schon wissen, was er mit dir anstellt, wenn du die gesetzte Zeit überschreitest. Ja, ich weiß Bescheid über deine Planung, eine Alternative gibt es nicht. Jetzt nicht mehr… Ist es nicht herrlich, wie deine Gedanken wie ein aufgeschlagenes Buch vor mir liegen?«
    Und er konnte sie nicht abblocken!
    Spielerisch durchbrach sie seinen Abwehrblock und zeigte dabei nicht einmal eine Reaktion!
    »Wen?« fragte er noch einmal. Drohend klang seine Stimme.
    Sie schwieg und entwand sich in einer schwungvollen Drehung seinem Griff. Wie eine Schlange, dachte er wieder. Diese Nebelhexe ist eine Schlange! Und wie sie das Wort Meister ausgesprochen hat!
    Er empfand plötzlich Furcht vor ihr.
    Die Geister, die ich rief…
    War er ein Zauberlehrling?
    An Asmodis, seinen Auftraggeber, dachte er wieder. Er, der Mensch, der Sterbliche, war zum Vertrauten des Dämonenfürsten geworden. Und der Fürst der Finsternis wollte ihn zum Dämon erhöhen, wenn Zamorra starb.
    Wenn…
    An ein Gelingen seines Planes glaubte er plötzlich nicht mehr. Zu schnell erstarkte die Nebelhexe, die er für seine Pläne einspannen wollte. Schneller, als er berechnet hatte, weil sie sich nicht an seine Anordnungen hielt.
    Er war doch nur ein Zauberlehrling!
    ***
    Die Nacht war hereingebrochen.
    In den Wellen des Gardasees spiegelte sich das blasse Abbild des Mondes. Sternenklar war die Nacht und trug den Schall weiter als am Tage, weil die Atmosphäre merklich abgekühlt war. Das leise Plätschern der Wellen am Ufer drang bis zu dem Fenster hoch, das weit geöffnet war.
    Kein Nebel wallte über dem Wasser. Der kam erst in den frühen Morgenstunden, um mit dem Aufgang der Sonne zu zerreißen und zu verschwinden.
    Es war kühl geworden. Hier, am Fuß der Alpen, machten sich die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht schon deutlich bemerkbar. Dennoch fror der Mann nicht, der am geöffneten Fenster stand und auf den See hinausblickte.
    Die Nacht war hell. Eine Vollmondnacht!
    Die schlanken Hände des Mannes griffen um den Fenstersims. Er sah hinaus und sog die kühle, frische Luft in seine Lungen. Irgendwo schrie ein Uhu. Der Nachtvogel war wohl im Begriff, nach Mäusen zu jagen, und sandte mit seinen Schreien Sonarwellen aus, die wie Radar wirkten.
    Jagd!
    Auch Zamorra war ein Jäger, aber auf seine Art. Er jagte die Kreaturen der Verdammnis.
    Wurde er hier selbst zum Gejagten? Er vermochte es nicht zu sagen. Es hatte den ganzen Abend über keinen weiteren Kontakt mit dem Unheimlichen mehr gegeben.
    Vollmondnacht!
    Die Zeit der Vampire und Werwölfe! Draußen strich der Nachtvogel am Ufer entlang. Deutlich konnte Zamorra ihn erkennen. Er verfolgte das faszinierende Flügelspiel des Uhu, der bei Tage so träge und plump wirkt.
    Der Meister des Übersinnlichen nahm die Eindrücke der Nacht in sich auf. Es reizte ihn, einen Spaziergang zu machen. Doch der Verstand siegte über das Gefühl. Es war zu gefährlich. Eine unbekannte, böse Macht lauerte im Hintergrund, und er wollte sie nicht unnötig provozieren. Nicht jetzt, wo er nicht über das Amulett verfügte. Und es gab auch keine Möglichkeit, es herbeizuholen. Wohl hatte er es schon fertiggebracht, durch bewußte Gedankenimpulse, durch geistiges Rufen das Amulett in seine Hand fliegen zu lassen. Selbst durch eine massive Wand war es geglitten, durch die Wand eines Stahltresors. [2] Aber - hier scheiterte der Versuch an der gewaltigen Entfernung. So stark die Verbindung zwischen dem Amulett und seinem Besitzer auch sein mochte - soweit reichten auch Zamorras Kräfte nicht. Er zweifelte, ob selbst Merlin es geschafft hätte…
    Vollmondnacht!
    Instinktiv erwartete er einen Angriff aus dem Unsichtbaren. Die Nacht bot sich geradezu dafür an.
    Doch dieser Angriff kam nicht…
    ***
    Der Traum
    Sie stand in einer weiten, sich bis ins Unendliche ausdehnenden Ebene. Wohin sie auch blickte, nie traf sie auf eine Begrenzung der Fläche. Die Ebene erstreckte sich bis in unfaßbare Ewigkeiten.
    Ein geheimnisvolles Zwielicht herrschte. Sie vermochte nicht zu erkennen, woher die eigentümliche Beleuchtung kam, die einerseits alles dunkel ließ und doch dafür sorgte, daß menschliche Augen die scharfen Konturen all dessen gestochen scharf wahrnahm, was sich noch auf der Ebene befand.
    In weiter Ferne, vielleicht einen Kilometer oder mehr von ihr entfernt, stand eine weitere

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