0128 - Hände hoch, Chef!
ist allerdings wahr. Okay, mir ist es sogar recht. Ich bin nur hier hergekommen, um möglichst vielen von diesen Banditen das Lebenslicht auszublasen.«
Jetzt war ich es, der stutzte.
»Waren Sie denn beim ersten Überfall noch nicht hier?« fragte ich verdattert.
Er schüttelte den Kopf.
»No, Cotton, übrigens hast du jetzt selber wieder ›Sie‹ gesagt.«
Ich sah ihn aufmerksam an. Wenn er nach dem ersten Überfall gekommen war, bestand natürlich die Möglichkeit, daß er genau wie ich ein Detektiv war. Vielleicht hatte man es in Washington für gut gehalten, mehrere G.-men hier einzuschieusen, ohne daß diese etwas voneinander wußten? Die Beschlüsse der Herren am grünen Tisch sind einem in der Praxis ja oft nicht so recht verständlich.
»Ich bin nur wegen des Überfalls gekommen«, sagte Bob deutlich. »Bei dem Überfall starb auch der Chef des Wachdienstes, wie du vielleicht gehört hast. Ein gewisser Jeff Morton. Ich heiße Bob Morton. Jeff war mein älterer Bruder…«
***
Phil hatte an diesem Vormittag frei. Der Schichtdienst brachte es mit sich, daß er in jeder Woche zu einer anderen Tageszeit seine acht Stunden abarbeiten mußte. Als er in Richtung auf die Kantine ging, um nach einem ergiebigen Schlaf erst einmal sein Frühstück nachzuholen, gesellte sich John Rease zu ihm. Das war der Kerl, der Phil schon aufgefallen war, weil er mehr Geld ausgab, als er verdienen konnte.
»Hay, Bruder« rief Rease.
»Hay«, erwiderte Phil. »Willst du frühstücken gehen, John?«
»Yeah«, sagte Rease. »Und hinterher würde ich gern ein Spielchen machen. Ich habe erst heute nacht Schicht. Schlafen kann ich nachmittags.«
»Ich auch«, sagte Phil. Er ging gern auf diesen Vorschlag ein, hoffte er doch, Rease dabei ein wenig ausquetschen zu können.
***
Belustigt sah Phil zu, welche ungeheuren Mengen Rease vertilgte.
John Rease war ein kleiner, kräftiger Mann aus Oklahoma. Er war nicht dumm, wenn man bei ihm auch nicht von überragender Intelligenz sprechen konnte. Eher besaß er eine gewisse Bauernschläue, eine Art Pfiffigkeit.
Nach dem Frühstück schrie er laut nach einer Flasche Whisky. Der Kantinenpächter schien Rease für einen guten Kunden zu halten, denn er brachte ihm die Flasche und zwei Gläser, was er sonst nie tat. Aus Personalmangel mußte sich hier jeder von der Theke holen, was er haben wollte. Aber Rease bekam es gebracht.
»Scheinst hier für ein mächtig feines Tier gehalten zu werden«, sagte Phil.
Rease warf sich in die Brust.
»Das will ich meinen. Der Kerl verdient ja auch an mir soviel wie an fünf anderen nicht.«
Rease schenkte ein. Sie prosteten sich zu und kippten das scharfe Getränk hinunter.
»Du mußt ja verdammt gut verdienen«, brummte Phil. »Ich komme mit meinen paar Dollars nie aus, sobald es um Whisky geht.«
Rease wurde mißtrauisch. Er verzog sein Gesicht und knurrte:
»Was geht es dich an, wieviel ich verdiene, hay?«
»Gar nichts«, sagte Phil.
»Eben!«
»Schnappst du immer gleich ein, wenn man mal was sagt?« bohrte Phil, der es auf keinem Fall dahin kommen lassen wollte, daß das Gespräch platzte, noch ehe es richtig begonnen hatte.
»Quatsch nicht«, sagte Rease und grinste. »War ja gar nicht so ernst gemeint. - Hay, du sogenannter Wirt, kannst du uns mal mit ein paar niedlichen Spielkarten versorgen?«
Der Kantinenpächter beeilte sich, dem Wunsche nachzukommen. Fast unterwürfig legte er Rease die Karten hin.
Phil zog genau wie sein Partner das Geld aus der Hosentasche und legte es vor sich hin. Mit unbeweglichen Gesichtern fingen sie an zu pokern. Phil sorgte dafür, daß Rease kräftig mit Whisky versorgt wurde.
Die Zeit verging schnell bei der Spannung des Pokerns. Phil war nicht ungeschickt, aber er sorgte dafür, daß Rease immer ein klein wenig mehr gewann als er. Dabei schenkte er oft Reases Glas wieder voll, wenn sein eigenes noch halbvoll war. Da Rease sein Glas immer auf einen Zug hinabstürzte, bekam er auf diese Art einiges mehr vom Whisky mit als Phil.
Es mochte bereits vormittags gegen elf sein, als Rease so betrunken war, daß er seine Plauderstunde bekam.
Als er einmal zwanzig Dollar auf einem Schlag verlor, sagte Phil:
»Wir wollen lieber aufhören. Ich möchte dich mit dem Geld nicht in Verlegenheit bringen.«
Rease lachte polternd.
»Du mich? Du willst mich mit dem Geld in Verlegenheit bringen! Hahaha-hahaha! Das kannst du überhaupt nicht!«
»Na, ha«, sagte Phil.
»Das glaubst du wohl nicht, was? Du
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