0128 - Hände hoch, Chef!
sein.
Ich muß unbedingt mit Jerry darüber sprechen, sagte sich Phil und sah Rease prüfend an. Der machte ganz den Eindruck des betrunkenen Mannes, der mit seiner Pfiffigkeit Eindruck erweckt hat und sehr zufrieden mit sich ist.
»Und du meinst, daß er dir die siebzigtausend Bucks zahlen wird?«
Rease lachte.
»Was will er denn machen? Wenn ich zur Polizei gehe, platzt sein ganzes dickes Geschäft.«
»Du kannst ja gar nicht mehr zu Polizei gehen«, sagte Phil.
»Wieso denn nicht?«
»Weil du ihn erpreßt hast! Wenn du jetzt noch zur Polizei rennst, bist du selbst auch an der Reihe. Einmal wegen Erpressung, zum anderen wegen Mitwisserschaft.«
Rease grinste.
»Das macht gar nichts. Ich brauche der Polizei nur einen anonymen Brief zu schreiben, und die Cops werden sich dann schon um die Sache kümmern.«
»Das werden sie. Aber dein Dieb wird dann auch sagen, daß du ihn erpreßt hast«
»Sagen kann er viel. Erst müßte er es beweisen können. Und das kann er nicht. Oder glaubst du vielleicht, ich war so dumm, mit ihm vor Zeugen zu sprechen? Ich habe immer dafür gesorgt, daß wir völlig allein waren, wenn ich mal wieder einen Vorschuß auf meine siebzigtausend brauchte. Nächste Woche kriege ich die ganze Summe, dann verschwinde ich von hier.«
Phil machte noch ein paar vorsichtig tastende Versuche, den Namen des Mannes zu erfahren, aber sie schlugen fehl, Rease war zwar betrunken, aber er wußte noch, daß er hier schweigen mußte, wenn er seine Geldquelle nicht selbst verstopfen wollte.
Schließlich ging Phil unter einem Vorwand hinaus und lief hinüber zum Tor. Er fragte, ob der Transport schon abgegangen sei.
»Da hinten kannst du den Wagen fahren sehen, wenn du deine Augen anstrengst«, sagte der Posten am Tor und deutete weit nach hinten in den Canon hinein. Der Transportwagen war nur noch als schwaches Pünktchen zu erkennen, das sich auf dem grauen Asphaltband der Straße langsam voranbewegte.
***
Die Zeit verging uns wie im Fluge. Bob und ich richteten alles Nötige her und verstauten es auf dem Lastwagen. Da Bob der stellvertretende Boß der Wachmannschaften war, hatte er ungehinderten Zugang zu den Garagen der mineneigenen Lastwagen. Wir konnten also unser Zeug auf dem Truck verstauen, ohne daß es Aufsehen erregte. Bob schob alles in eine Ecke und deckte es mit einer Plane zu.
Als wir fertig waren, wurde es höchste Zeit für uns, die nötigen persönlichen Dinge zusammenzusuchen, denn unsere Fahrt würde immerhin drei Tage dauern, bis wir wieder im Lager sein konnten.
Ralph Stephens erschien und gab mit blassem Gesicht die letzten Anweisungen. Er ließ den Motor, die Bremsen und jede Kleinigkeit sonst nachprüfen, bevor er mit der Neuigkeit herausrückte, er selbst könne an der Fahrt leider nicht teilnehmen, weil er wichtige Aufgaben innerhalb des Lagers zu erfüllen hätte.
Bob sah mich an. Ich kniff eine Auge ein und murmelte:
»Gott sei Dank, wir hätten doch nur auf ihn aufpassen müssen wie auf ein Baby.«
Bob grinste und unterließ den scharfen Zwischenruf, den er offenbar ausstoßen wollte.
Zwei von Stephens bestimmte Leute hatten aus der Waffenkammer die Schußwaffen geholt, mit denen wir uns ausrüsten sollten. Ich kümmerte mich nicht um die neugierigen Blicke der anderen, sondern prüfte eingehend die Maschinenpistolen und die Winchestergewehre. Sie waren in Ordnung.
»Was soll das, Cotton?« fragte Stephens, der sich mit seiner Feigheit selbst nicht wohl fühlte.
»Ich habe nur nachgesehen, in was für einem Zustand die Dinger sind, von denen unser Leben abhängen kann.«
»Glauben Sie, daß wir schlechte Waffen ausgeben?«
»Ich glaube gar nichts. Aber ich verlasse mich lieber auf mich selbst und auf meine eigenen Augen.«
Er wollte noch etwas erwidern, schwieg aber und schaute auf seine Uhr.
»Okay, Boys. Es ist Zeit. Rauf auf die Mühle und ab!«
Wir kletterten auf die Ladefläche des Trucks. Einige Kisten mit der Aufschrift unserer Mine standen oben, und in einer Ecke lag die Plane, unter der wir unsere Spezialausrüstung verborgen hatten.
Bob kletterte mit anderen ins Führerhaus und setzte sich selbst ans Steuer. Nach einer Fahrt von etwa einer Viertelstunde hielt Bob an. Ich sprang ab.
Das Lager war mit bloßem Auge nicht mehr zu sehen. Bob stieg aus und sagte:
»Kommt mal alle her, Boys! Wir müssen eine Kleinigkeit miteinander besprechen.«
Die anderen sprangen ab und gruppierten sich um Bob. Ihre Gesichter waren gespannt, einige sogar
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