0128 - Hände hoch, Chef!
einmalig schönen Gegend. Es dauerte nicht lange, da tippte mir jemand von hinten auf die Schulter und sagte:
»Schöner Anblick, was?«
Ich drehte mich um. Bob, dessen Familiennamen ich noch immer nicht wußte, war zurückgekommen, ohne daß ich ihn gehört hatte. Er trug ein Winchester-Gewehr und eine Pistole.
»Knallen Sie mal ein bißchen auf die Scheiben da hinten«, sagte er freundlich. »Wir gehen dann zusammen hin und sehen uns das Resultat an.«
Ich nickte und griff nach der Winchester. Schießen gehört zu den wöchentlich ausgeführten Trainingsstunden beim FBI, und es machte mir keine große Mühe, ihn mit meinen Fertigkeiten darin zu beeindrucken.
Als wir vor den Scheiben standen, sah er mich plötzlich hochachtungsvoll an.
»Oh, Boyl« staunte er. »Das schießt ja keiner von uns. Okay, ich werde noch mit Ralph Stephens sprechen, das ist der erste Boß der Wachmannschaften. Aber da wir Leute brauchen, ist deine Einstellung sicher. Gratuliere!«
Er schüttelte mir die Hand. Der Blick seiner hellgrauen Augen war offen und ehrlich. Wenn es im ganzen Lager einen Mann gab, dem ich mich Im Notfall hätte anvertrauen können, so würde es sicher dieser Bob sein, das stand für mich fest.
***
Vier Tage vergingen, ohne daß sich etwas tat. Ich hatte eine graue Uniform bekommen, wie sie alle Männer des Wachdienstes trugen, und mit ihnen am regulären Wachdienst teilgenommen. In bestimmten Schichten hatte ich in dem kleinen Häuschen am Tor gesessen und mich gelangweilt. Die Instruktionen, die man mir gegeben hatte, waren einfach.
»Wer das Lager verlassen will, muß einen Schein vom Chefsekretariat haben. Wer herein will, auch.«
Das war alles, was ich zu beachten hatte. In den ganzen vier Dienstschichten, die ich mit drei anderen am Tor versah, kam nur einmal die Spedition mit ihren vier Lastwagen und hinaus wollte überhaupt keiner.
Phil hatte ich im Speisesaal getroffen und mehrere Male an unauffälligen Orten. Ihm war es gelungen, einen Job in dem Verhüttungswerk zu bekommen, und er sah jedesmal, wenn ich mit ihm sprach, wie ein richtiger Arbeiter aus. Er trug schwere Leder-Schutzhandschuhe und einen blauen Overall. Meistens war er mit Schmutzspuren bedeckt und roch nach Koks.
»Ich bezweifle, daß wir hier etwas erfahren«, sagte er bei unserem letzten Zusammentreffen. »Ich fürchte, wir packen die Sache am falschen Ende an.«
»Das glaube ich nicht«, widersprach ich. »Ich habe mich ein bißchen bei den Leuten umgehört, die zu unserer Spedition gehören, zu der Firma, die uns mit allem versorgt, was wir im Lager brauchen.«
»Und? Ist was dabei herausgekommen?«
»Ja, nämlich die Tatsache, daß drei Stunden vor dem Überfall die gleiche Strecke von dem Lastwagen der Spedition befahren wurde.«
»Was besagt das schon?«
»Eine ganze Menge, Phil! Drei Stunden vor dem Überfall war die Straße noch in Ordnung, und vom Fahrer der Spedition wurde auch kein fremder Lastwagen gesichtet. Drei Stunden später war aber einer da. Der muß gewußt haben, wann der Transport kommen würde!«
»Huuuiiii!« rief Phil leise. »Du meinst, die Banditen müssen auf jeden Fall mindestens einen Gewährsmann im Lager haben?«
»Ja. Das müssen sie. Und da wir beide jetzt auch im Lager sind, haben wir gute Aussichten, dem Burschen vielleicht auf die Spur zu kommen.«
»Na schön«, seufzte Phil. »Dann bleibe ich noch ein paar Tage Hilfsarbeiter. Ich werde die Augen offen halten. In gewisser Weise habe ich sogar einen Verdächtigen.«
»Ja?« rief ich überrascht aus.
Phil zuckte die Achseln.
»Vorsicht, keine voreiligen Hoffnungen«, warnte er. »Der Kerl ist mir bisher nur aufgefallen, weil er meines Erachtens mehr Geld ausgibt, als er verdient. Das muß noch nicht bedeuten, daß er zu den Leuten gehört, die für eine Dreiviertelmillionen Uran gestohlen haben.«
»Aber schon mehr als einmal haben sich Diebe genau auf diese Tour verraten!«
»Sicher«, meinte Phil. »Ich werde ihn auch in Zukunft genau unter die Lupe nehmen.«
»Bei mir ist leider noch nicht einmal ein Verdächtiger aufgetaucht«, sagte ich mißmutig. »Trotzdem müssen wir beide auf dem Posten bleiben. Ich habe gehört, daß in den nächsten Tagen ein neuer Uran-Transport abgehen soll. Wir werden ja sehen, was dabei passiert.«
»Rechnest du mit einem neuen Überfall?«
»Warum nicht?«
»Aber die Banditen müssen doch damit rechnen, daß Militär oder starke Polizei-Einheiten zur Bedeckung des zweiten Transportes aufgeboten
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