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0129 - Die Vampir-Lady

0129 - Die Vampir-Lady

Titel: 0129 - Die Vampir-Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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erblickt. »Was ist denn das?« stieß er hervor und strebte auf den eigentümlichen Gegenstand zu, streckte die Hand aus.
    Zamorras Arm flog hoch. Ein peitschender Gedankenimpuls entfuhr seinem auf Hochtouren arbeitenden Willenszentrum, erreichte das Amulett. Wie von Geisterhand getragen begann es zu schweben, glitt gedankenschnell unter der zupackenden und sich um leere Luft schließenden Hand des Agenten hinweg und flog auf den Professor zu, der es mit ausgestreckter Hand auffing. Gelassen hängte er es sich um den Hals und verstaute es unter dem Hemd. Lächelnd ertrug er den fassungslosen Blick Verdiers.
    »Was - was war das, Zamorra? Sie…?« Der Agent sprach nicht weiter.
    »Irgendwann werden Sie es verstehen«, sagte der Meister des Übersinnlichen. »Vielleicht ist es noch nicht zu spät. Wie hieß das Dorf, in dem die Tote gefunden wurde?«
    Ehe noch der Agent antworten konnte, fühlte er sich von Zamorra an der Schulter erfaßt und mitgezerrt. »Schnell, wir müssen hin, wir dürfen keine Zeit mehr verlieren. Ich spüre es, Gefahr droht…« murmelte der Professor.
    Der Agent taumelte mit im eisernen Griff des Parapsychologen. »Verdammt, Zamorra, was soll das? Das kann Sie teuer zu stehen kommen, ich bin Staatsbeamter und…«
    »Eben«, knurrte Zamorra kalt. »Deswegen müssen Sie mit. Los, kommen Sie endlich! Es ist lebenswichtig…«
    Nicole sah seinen funkelnden, stählernen Blick aus grauen Augen. Sie kannte diese Zeichen. Wenn Zamorra so sprach, so handelte, war Gefahr im Verzug. Irgend etwas stimmte nicht, spitzte sich innerhalb kürzester Zeit zu…
    Zamorra war vom Gejagten zum Jäger geworden…
    ***
    Während der Fahrt rasten Verdiers Gedanken. Er versuchte, das Gesehene geistig zu verarbeiten, zu begreifen, wieso das Amulett frei schwebend in Zamorras Hand gleiten konnte. Daß er hypnotisiert worden war, glaubte er mit Sicherheit ausschließen zu können. Er gehörte zu den Menschen, die nicht oder höchstens unter größten Schwierigkeiten in Hypnose zu versetzen waren. Eine Halluzination? Nein. Unter Einbildungen und Wahnvorstellungen hatte er nie gelitten, warum sollte eine solche Krankheit ausgerechnet jetzt überraschend zum Ausbruch kommen?
    Jetzt rasten sie in dem schweren Dienstwagen über die Hauptstraße dem kleinen Dorf entgegen, in dem sich die nächtlichen Ereignisse abgespielt hatten. Im Nachhinein wunderte sich Verdier etwas darüber, daß er so rasch auf das nachdrückliche Verlangen des verdächtigen Professors eingegangen war. Die drei Beamten der Sûreté waren ebenfalls mitgekommen, und somit war zum einen der Wagen fast überfüllt und zum anderen das Schloß außerhalb jeder Kontrolle. Verdier hielt es für durchaus möglich, daß der Diener und die Sekretärin in der Zwischenzeit alle Beweismaterialien, die eventuell gegen den Professor sprachen, beseitigten. Vielleicht war das alles ein großangelegtes Ablenkungsmanöver…?
    Neben ihm im Fond des Wagens wandte im gleichen Augenblick Zamorra den Kopf, sah Verdier an, der links von ihm saß, und schüttelte den Kopf. »Sie glauben es immer noch nicht, Monsieur Verdier? Nun, Sie werden sehen…«
    Der Wagen erreichte das Dorf, reduzierte seine Geschwindigkeit und glitt über die Hauptstraße. Verdier gab Kursanweisungen. Ein paar Minuten später stoppte der Wagen vor der Sackgasse.
    Sie stiegen aus. Verdier hielt sich immer neben dem Professor. Dessen Benehmen kam ihm merkwürdig vor, weil dieser Parapsychologe jetzt das silberne Amulett in die Hand nahm und damit langsam vorwärtsschritt.
    »Monsieur Verdier, wo lag die Tote?«
    Der Agent ergriff ihn am Arm und zog ihn mit sich. Zamorra schmunzelte still. Verdier nahm seine Aufgabe sehr genau. Selbst wenn er gewollt hätte, hätte der Meister des Übersinnlichen nicht entkommen können.
    »Hier.«
    Zamorra nickte. Plötzlich hatte er Zeit, alle Zeit der Welt. Nichts mehr von der Eile und Unrast, die er im Schloß und unterwegs gezeigt hatte, war an ihm. Er wirkte wie der ruhige Pol, der dadurch zum Mittelpunkt wird, um den sich alles dreht.
    Zamorra sah sich um. Seine Blicke wanderten an den kleinen Häusern entlang, über die Mauer, die das Ende der Gasse bildete, und über den Steinpflasterboden. Von Asphaltstraßen hatte man hier wohl noch nie etwas gehört, weil auch die Hauptstraße aus diesen Katzenkopfsteinen bestand, die sich bei Nässe in gefährliche Auto-Rutschbahnen verwandeln.
    Die Sonne stand am Himmel und strahlte die Gasse an. Zamorra nickte jetzt zu sich

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