0129 - Die Vampir-Lady

von einer Kühlspirale umlaufen. So zumindest deutete er die Funktion dieses Teils. In der Trichtermündung befand sich eine Art Miniantenne, wahrscheinlich der Abstrahlpol. Entsicherte man den Blaster, so rutschte diese Antenne einen halben Zentimeter aus dem Trichter hervor.
    Es war jene Waffe, die er aus einer anderen Dimension mitgebracht hatte. Sie war leergeschossen. Wie Bill Fleming es geschafft hatte, ihr doch noch ein paar Quäntchen Energie zu entlocken, um den angreifenden Jäger zu vernichten, war allen ein Rätsel. Der Professor hielt die mattgrau schimmernde Waffe, die nicht mehr wog als eine normale, Kugeln verschießende Pistole, in der Hand. Sie fühlte sich nach Kunststoff an. Zamorra glaubte nicht, daß diese Waffen in jener Dimension hergestellt worden waren. Zwar waren die Truppen des mächtigen Camoran damit ausgestattet gewesen, doch eine Kultur, deren sonstige Waffen aus Schwertern und Armbrüsten bestand, war wohl kaum in der Lage, nebenher auch noch laserähnliche Pistolen zu entwickeln.
    »Geben Sie her«, verlangte Verdier kalt. Er musterte die Waffe mißtrauisch, während er sie Zamorra aus der Hand nahm. Seine Finger glitten über das Material. »Plastik«, murmelte er unbehaglich. »Wenn sie nicht so schwer wäre, würde ich sie für ein Spielzeug halten.« Er sah in die Trichtermündung mit dem Abstrahlpol. »Behaupten Sie jetzt nur nicht, damit wäre die Silberkugel verschossen worden. Was ist das für eine Pistole?«
    »Sie ist mein Eigentum«, erklärte Zamorra kühl. »Offenbar war die Russin dahinter her. Die Waffe wurde, wie ich vor einer Stunde erst feststellte, aus meinem Tresor entwendet. Die Agentin muß sie auf ihrer Flucht hier verloren oder gezielt fortgeworfen haben.«
    Einer der Polizisten lachte leise. »In ›Stars Wars‹ werden doch auch solche ähnlichen Pistölchen benutzt, oder? Wollten Sie mit dem Ding einen Film drehen?«
    Zamorra runzelte die Stirn. Er sah an den Beamten vorbei.
    »Mit dieser Waffe«, sagte er leise, »wurde der Phantom-Jäger über dem Château Montagne abgeschossen.«
    Fassungslos, mit weit aufgerissenem Mund, starrte Verdier den Parapsychologen an. Dann aber lachte er.
    »Sie sind verrückt«, behauptete er. Er streckte den Arm aus, richtete die Pistole auf ein imaginäres Ziel und drückte ab.
    ***
    Im gleichen Moment versteifte sich Zamorra. Seine Augen wurden zu schmalen Schlitzen. Er glaubte, einer Halluzination zu unterliegen. Er konnte nicht glauben, was er sah.
    »Ein Spielzeug«, hörte er wie durch Watte den Agenten belustigt sagen.
    »Klick, klick. Bei ›Star Wars‹ würde jetzt pfeifend und zischend ein Laserstrahl herauszucken. Sie wollen sich mit Gewalt lächerlich machen, Professor, wie?«
    Zamorra schüttelte den Kopf. Er setzte sich in Bewegung, eilte zur Hauptstraße. »He - stehenbleiben!« schrie Verdier ihm nach.
    Zamorra stoppte an der Hausecke, sah der Gestalt nach, die vorübergegangen war, als Verdier den Kontakt der Waffe durchzog. Dort ging der korpulente Mann weiter - weißhaarig…
    »Krul!« stöhnte Zamorra entgeistert. »Ogo Krul, der Albino…!«
    Aber Ogo Krul war doch tot! Er und seine Duplikate! Der letzte Ogo Krul war in der fremden Dimension gestorben! Diese Albinowesen, die ihm eine Horde Vampire ins Château gesandt hatten. [4]
    Verdier stand schon wieder neben ihm.
    »Der Mann da…« murmelte Zamorra dumpf. »Krul!« gellte dann sein Ruf.
    Der andere fuhr zusammen, wirbelte herum. Zamorra sah die stechenden roten Augen in dem feisten, blassen Gesicht - so hatte Krul ausgesehen!
    »Was ist mit dem Mann?« fragte Verdier scharf. »Kennen Sie ihn?«
    »Das ist Ogo Krul.« stammelte Zamorra entgeistert. »Aber - er ist doch tot…«
    »Offenbar nicht«, versetzte der Agent. Er gab einem der drei Polizisten einen Wink. »Personalien feststellen. Vielleicht kann er über die Person unseres genialen Professors Auskunft geben.«
    Der Sûretébeamte folgte der Anweisung. Er sprach kurz mit ihm, machte sich Notizen und kehrte dann zurück. »Wie nannten Sie den Mann, Professor?«
    »Ogo Krul«, erklärte Zamorra. »Ein eigenartiger Name, nicht wahr?«
    »Da muß ich Ihnen beipflichten«, er widerte der Beamte säuerlich lächelnd. »Eigenartig schon - er heißt Craa Dül und hat Sie weder jemals in seinem Leben gesehen noch Ihren Namen gehört, Professor.«
    »Das gibt’s nicht«, murmelte Zamorra.
    »Offensichtlich doch«, erklärte Verdier kalt. Er hielt ihm die Pistole entgegen. »Und dieses Spielzeug -