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0129 - Nur über meine Leiche

0129 - Nur über meine Leiche

Titel: 0129 - Nur über meine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nur über meine Leiche
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Nerven geht, wenn er um diese Zeit in eine Station einfährt.«
    Der Zugführer holte tief Atem, und ich merkte, dass es ihn Mühe kostete, den grauenhaften Vorfall zu schildern.
    Ich drängte ihn deshalb nicht und verständigte Phil durch einen stummen Blick. Phil wusste, was ich meinte.
    Mit heiserer Stimme sagte Tom Garner:
    »Etwa fünf Yard vor dem Zug löste sich plötzlich eine Gestalt aus der Menschenmauer und stürzte vornüber auf das Gleis. Ich bremste so scharf ich konnte, aber der Zug kam doch nicht rechzeitig zum Stehen.«
    Seine Stimme wurde brüchig.
    »Die Räder - sie haben den Körper doch noch ein wenig erfasst.«
    Er schluchzte und wandte sein Gesicht zur Seite.
    Ich starrte betreten auf das Modell der Gleisanlage und sagte kein Wort.
    Der Zugführer räusperte sich verlegen.
    »Entschuldigen Sie bitte, ich…«
    Mit einer Handbewegung brachte ich ihn zum Schweigen.
    »Keine Entschuldigung, Mister Garner. Wir verstehen Sie.«
    »Danke«, flüsterte der Zugführer.
    Phil bot ihm eine Zigarette und Feuer an. Als Tom Gamer einige tiefe Lungenzüge gemacht hatte, erzählte er weiter.
    »Es hat sich alles so furchtbar schnell abgespielt. Noch ehe man alles halbwegs erfassen konnte, war es schon geschehen. Es waren Sekunden oder nur Bruchteile von Sekunden. Als der - als der Mann fiel - da, also ich weiß nicht recht, wie ich Ihnen das richtig erklären soll - aber als der Mann fiel, da waren meine Blicke ja nur auf diese Stelle gerichtet. Ich habe es noch mitbekommen, dass eine Hand von der Stelle, wo er gestanden hatte, zurückzuckte. Instinktiv starrte ich auf den Mann, dessen Hand ich gesehen hatte, und im gleichen Augenblick hatte ich den grässlichen Verdacht, dass diese Hand nicht ausgestreckt worden war, um den Fallenden zurückzuhalten, sondern dass diese Hand den Mann hinuntergestoßen hatte. Wie gesagt, es waren Bruchteile von Sekunden, aber die Erinnerung ist ja noch so frisch, dass man noch jede Einzelheit im Gedächtnis hat. Mein Verdacht wurde zur Gewissheit, als ich sah, dass der Fremde sich rücksichtslos durch die Umstehenden drängte und im Gewühl untertauchte. Leider war ich vor Schreck so gelähmt, dass ich nicht den einzig richtigen Gedanken fasste und unverzüglich dafür sorgte, dass der Täter gefasst wurde. Ich habe zu spät reagiert - viel zu spät. Als ich Alarm schlug, war doch der Täter schon längst über alle Berge.«
    »Wir sind die letzten, die Ihnen einen Vorwurf machen, Mister Garner«, beruhigte Phil den Zugführer. »Welche Richtung schlug der Mann ein?«, fragte ich. »Konnten Sie das noch sehen?«
    »Wenn ich nicht irre, rannte er zum Nordausgang, aber er kann auch ebenso gut durch den entgegengesetzten Ausgang entwichen sein. Das Gedränge war ja so groß. Es war so groß, dass nur ein geringer Teil der Fahrgäste den Vorfall bemerkt hat. Der Fremde kann zum Beispiel auch in den Zug auf der anderen Seite eingestiegen sein, der gerade anfuhr.«
    »Technisch ist es möglich, dass der Mann noch in den Zug auf der anderen Seite einsteigen konnte?«, fragte Phil.
    »Durchaus«, bestätigte Tom Gamer. »Die Zeit dazu war zwar sehr knapp, aber er kann es geschafft haben, wenn man bedenkt, dass er sich brutal einen Weg durch die Menge gebahnt hat. Dass ihn niemand daran hinderte, ist auch nicht weiter verwunderlich. In dem Gewimmel auf den U-Bahnhöfen wird so viel gerempelt und gestoßen, dass es schon gar nicht mehr auffällt, wenn’s jemand eilig hat. Welcher New Yorker hat’s denn nicht eilig?«
    Phil und dich nickten.
    Der Täter hatte sich für sein Vorhaben eine sehr günstige Zeit ausgesucht.
    »Wann haben Sie heute Dienstschluss, Mister Gamer?«
    »Ich muss noch dreimal die Strecke abfahren. Der Fahrplan ist ja nun durcheinandergekommen, aber ich denke, dass ich in spätestens zwei Stunden Feierabend machen kann.«
    »Wir müssen Sie bitten, sich dann im FBI-Hauptquartier einzufinden«, sagte ich. »Wir müssen dann noch ein Protokoll anfertigen. Hauptsächlich aber sollen Sie dort erscheinen, um sich ein paar Fotos von Gangstern anzusehen. Vielleicht haben wir Glück.«
    »Wie sah der Täter aus?«, erkundigte sich Phil.
    »Er war dick, mit einem feisten Gesicht. Er hatte einen Trenchcoat an, der schon ziemlich alt sein muss. Sein Hut war wahrscheinlich dunkelbraun.«
    »Vielen Dank, Mister Gamer. Bis nachher also.«
    ***
    Dann unterhielten wir uns mit dem Zugbegleiter Jack Heywood. Seine Aussage stimmte im Wesentlichen mit der seines Kollegen

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